"Du solltest wirklich weniger trinken!"
Amar scheint verwirrt zu sein.
"Ich trinke nicht!", protestiert er.
"Dann vielleicht mal zum Arzt gehen. Ich glaube du leidest unter Halluzinationen!"
Er darf es nicht merken. Ich muss ganz natürlich handeln. Doch das ist leichter gesagt als getan.
"Mir geht es hervorragend. Nun gib es zu. Das würde uns beiden einen Menge Stress und Missverstände ersparen und wir könnten sofort zum wichtigen Teil kommen."
Was meint er mit wichtiger Teil?
"Ich bin alles - aber ganz bestimmt kein Unbestimmter!"
"Lass diesen Schwachsinn! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Du warst dir bei den Simulationen hundertprozentig sicher, dass es nicht die Realität war. Also gib es schon zu!"
"Die Simulationen waren für mich die Realität!"
"Das glaube ich dir nicht. Und ich bin der Meinung, dass du bei deinem Eignungstest kein eindeutiges Ergebnis hattest!"
"Du bist am durchdrehen! Meine Ergebnisse waren mehr als nur eindeutig."
"So? Dann sag es mir! Sag mir, für welche Fraktion du dich am meisten eignest!"
Ich schweige. Eigentlich darf ich darüber mit niemanden reden. Aber es geht hier um meine Sicherheit. Und um seine.
"Altruan", antworte ich ihm schließlich. "Mein Ergebnis war Altruan. Genua wie das meines Vaters und meiner Mutter."
"Du lügst."
"Nein. Frag Tori, sie hat schließlich bei mir den Test durchgeführt."
"Dann war irgendetwas falsch!"Amars Gesicht nimmt langsam eine rote Färbung an. Ich glaube, ich sollte ihm die Wahrheit sagen, aber es ist hier zu gefährlich.
"Okay, wir sollten uns mal darüber unterhalten, aber nicht hier! Lass uns raus gehen."
Zögernd nimmt er meinen Vorschlag an und folgt mir nach draußen. Wir stehen genau dort, wo wir auch nach meiner ersten Simulation standen. Doch diesmal bin nicht ich derjenige, der verwirrt ist. Wenigstens etwas. Trotzdem kommt es mir vor wie ein Déjà-vu.
"Also, du willst reden. Dann rede!", fordert er mich auf.
"Du hast recht. Ich bin ein Unbestimmter. Und wenn du das weiter so herum posaunst, dann bin ich in wenigen Tagen ein toter Unbestimmter! Also reiß dich mal ein wenig zusammen!"
"Ich habe es doch gewusst!" Triumphierend reckt er den Kopf.
"Ja. Du sagst mir, ich solle vorsichtiger sein, du aber brüllst es durch das halbe Hauptquartier?!"
"Ich habe dich lediglich auf etwas aufmerksam gemacht. Eigentlich solltest du mir danken!" Er war immer noch ein wenig wütend.
"Wofür danken? Dafür, dass du mich fast verraten hättest?!" Ich bin sauer. Eigentlich sollte man sich immer an die eigenen Ratschläge halten. Doch er meint, das er mich gewarnt habe. Vor was denn? Die einzige Bedrohung geht von ihm aus, da er der Einzige - abgesehen von meinem Vater, der es mir ja schon im Vorfeld angekündigt hat - der von meinem Geheimnis weiß. Solange er mich nicht verrät bin ich sicher. Niemand ahnt etwas davon. Durch den gefälschten Eignungstest wurden alle Zweifel beseitigt. Hoffe ich zumindest. Aber woher wusste dann Amar davon? Wie hatte er es herausgefunden?
"Du solltest mir dafür dankbar sein, dass ich dir dein verdammtes kleines Leben gerettet habe! Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wärst du ihnen früher oder später aufgefallen! Also regt dich ab!", sagt er. Seine Stimme wird immer lauter.

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Tobias' Geschichte
Fiksi PenggemarDiese Story beschreibt Tobias' Leben von dem Test bis zum Treffen mit Tris. Ich habe versucht mich in seine Gefühlswelt einzufinden und seine Beweggründe und Gedanken darzustellen. Aber lest selbst!