Episode 1.5

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Dieses Mal öffnet sich die Tür mit so viel Schwung, dass sie gegen die Wand des Cafés kracht und die Kellnerin erschrocken zum Eingang blickt. Doch unsere Kandidatin kümmert das nicht. Sie schaut sich mit mürrischer Miene um. Ob das wohl gut bei Annalena ankommen wird?

A/N: ich verzichte jetzt an dieser Stelle auf meine Gedanken zum Thema Alice und "Belehrungen"

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A/N: ich verzichte jetzt an dieser Stelle auf meine Gedanken zum Thema Alice und "Belehrungen". Jeder ist selbst für sich und seine  Meinung verantwortlich und muss diese mit seinen Werten vereinbaren. Ich persönlich sperre alle Accounts auf Tiktok unter deren Videos ich zu viele pro-AfD-Kommentare finde, die einfach so stehen gelassen werden oder schlimmer noch dem Ersteller gefallen. Ich hab da einfach keine Lust drauf und will weder meine Zeit damit verbringen noch den Algorithmus bedienen. Mehr sag ich dazu jetzt erstmal nicht, ich denke, meine Meinung ist damit klar genug.
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Alice verzieht die Mundwinkel, als sie die Hipster-Atmosphäre des Cafés wahrnimmt. In Berlin ist wirklich Hopfen und Malz verloren. Überall diese links-alternativen Gutmenschen mit ihren ach so besonderen Outfits. Und dann noch diese hässliche Regenbogenfahne in einer Ecke. Muss man es denn immer alles so öffentlich machen? Alice schüttelt den Kopf und sieht zu Annalena. Augen zu und durch. Sie muss den Leuten irgendwie beweisen, dass sie ja doch tolerant und offen ist. Offene Ausstrahlung, geschlossene Grenzen, ja so soll es sein.

"Ja hallo," grüßt Alice höflich, bedenkt Annalena aber mit einem abwertenden Blick. Annalena dagegen bleibt freundlich und zeigt au den Stuhl, auf den Alice sich dann auch setzt. 

"Frau Weidel, gut, dass sie genesen sind, sonst wäre es wohl schwierig geworden mit dem Treffen." Annalena grinst und Alice würde am liebsten schon bei dieser Bemerkung einfach den Raum verlassen. Sie betrachtet Annalena von oben bis unten. Gut aussehen kann sie. Aber sonst ist da wahrscheinlich nicht viel zu erwarten. Immerhin ist sie bei den Grünen und die sind bekanntlich ja noch schlimmer als die Linke. Sie greift nach dem Wasserglas, trinkt jedoch nicht, sondern dreht es langsam zwischen ihren Fingern. 

"Warum sind Sie denn hier? Ich dachte, Sie haben eine Frau?" fragt Annalena und scheint wirklich neugierig zu sein. 

Alice verschränkt die Arme vor der Brust und lehnte sich in dem Stuhl zurück. "Was sollen diese unseriösen Fragen? Haben Sie mal die Klatschpresse gelesen in letzter Zeit? Wir haben uns getrennt."

"Das tut mir Leid zu hören," antwortet Annalena. "Ich habe aber leider keine Zeit für Klatschmagazine. Falls Sie es vergessen haben sollten: Ich bin Außenministerin."

Alice knirscht mit den Zähnen. Die hält sich wohl auch für was Besseres. "Ja, das ist mir bewusst und ich frage mich bis heute, was Sie sich wohl unter einer feministischen Außenpolitik vorstellen," grummelt Alice. 

 "Sicher keine Tampons über Teheran, wie ihre Kollegin es so schön gesagt hat," kontert Annalena.

Die beiden Frauen starren sich einen Moment lang feindselig an. Dann fährt Annalena sich durchs Haar und Alice muss zugeben, dass es eine sehr attraktive Geste ist. Die Tatsache, dass sie auf attraktive Frauen steht, hat sich auch durch ihre Parteimitgliedschaft nicht geändert. 

Annalena seufzt. "Was machen Sie eigentlich hier, wenn Sie mich so schlimm finden?"

Alice fasst sich an die Perlenkette und rückt sie zurecht. Was soll sie nur dazu sagen? "Ich suche eben auch nur das Gleiche wie andere Menschen auch. Eine hübsche Frau." Sie grinst und Annalena muss ebenfalls grinsen. 

"Verständlich," sagt Annalena. Eigentlich sieht sie ja richtig süß aus, wenn sie so lächelt, aber sie ist trotzdem bei den Grünen und ein schrecklicher Gutmensch. 

Annalena betrachtet Alice, die noch immer grinst und sie herausfordernd ansieht. Sie versteht bis heute nicht, wie diese Frau so werden konnte, wie sie ist. Ist sie zu heiß gebadet worden oder steckt da noch mehr dahinter? Sie ist doch eigentlich viel zu intelligent, um nur eine karrieregeile Opportunistin zu sein. Vielleicht würde sie es ja noch herausfinden, wenn Alice in dieser Runde noch irgendwie die Kurve bekam und zu überzeugen wusste. 

"Sie wissen aber schon, dass ich mal heiraten möchte und dass es auch eine Frau sein kann. Angenommen Sie gewinnen hier, müssen Sie ja mal ein wenig den Kurs ihrer Partei anpassen oder nicht?" Annalena stützt ihr Kinn auf ihre Hand und sieht Alice direkt an. 

 "Dann gehen wir halt in die Schweiz." Alice zuckt mit den Schultern. 

"Ist Ihnen das wirklich so egal? Ich fände es schon schön in Deutschland heiraten zu können und die Option zu haben, auch Familie zu gründen. Wenn Sie das wieder abschaffen, wandere ich aus." Annalena klingt jetzt richtig trotzig.

Alice sah sie zunehmend abweisend an. "Es gibt doch wichtigere Probleme im Land, als ob Sie jetzt heiraten können oder nicht."

Annalena seufzt und schüttelt den Kopf. "Wenn Sie Ihre Meinung nicht ändern, dann könne Sie es gleich vergessen. Ich will hier mit jemandem aus dieser Sache rausgehen, der mich auch heiraten würde und zwar hier. In Deutschland."

Alice schweigt und sagt nichts mehr. Sie sieht aus dem Fenster und Annalena bemerkt, dass sie nervös mit dem Fuß hin und her rutscht. Irgendwas stimmt doch mit dieser Frau nicht. Schade, dass sich ihre Ansichten wie toxische Nebelschwaden auf ihr objektiv gutes Äußeres legen. Bevor Annalena Alice sagen kann, dass ihre Zeit nun vorbei ist, steht diese einfach von selbst von ihrem Platz auf. "Ich nehme an, unser Gespräch ist zu Ende," sagt sie und schiebt die Hände in ihre Hosentaschen.

Annalena nickt und sieht zu ihr hoch. "Ja."

Alice zögert noch einen Moment, doch dann scheint sie es sich anders zu überlegen. "Na dann," murmelt sie.

"Tschüss," sagt Annalena und sieht Alice nach, wie sie schnurstracks zur Tür herausmarschiert.

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So ihr Lieben, am Freitag geht es weiter, bis dahin widme ich mich erstmal Wagenberg. Habt eine schöne Woche, soweit es in diesen Zeiten möglich ist.

Bundestags Bachelorette - Season 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt