Episode 3.7

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Alice hat sich ja bisher ziemlich zurückgehalten. Im Gegensatz zu Julia und Christian scheint sie auch relativ nüchtern zu sein. Ob sie es irgendwie schaffen kann, die Bachelorette trotz ihrer Parteizugehörigkeit von sich zu überzeugen? Das müssen dann ja sehr gute Argumente sein!

 Ob sie es irgendwie schaffen kann, die Bachelorette trotz ihrer Parteizugehörigkeit von sich zu überzeugen? Das müssen dann ja sehr gute Argumente sein!

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"Was willst du Weidel?" fährt Sahra Alice an, die nun zwischen Annalena und ihr steht. Alice wirft Sahra einen abfälligen Blick zu. Die alte Kommunistenbraut denkt auch, sie sei der Mittelpunkt von allem. 

"Ich möchte gerne mit Annalena sprechen!" antwortet Alice ungehalten. Sie sieht Annalena an und ihr Blick wird sanfter. Verdammte Gefühle! Sie ist doch eigentlich nur hier, um das Image der Partei etwas aufzupolieren. Damit sie im nächsten Wahlkampf behaupten können, dass sie ja gar nichts gegen Homosexuelle hätten.

Aber Annalenas Lachen und ihr Blick...ihre Herzlichkeit und die Güte, die sie ausstrahlt, all das lässt Alice schwach werden. Wie würde das bloß aussehen, wenn sie tatsächlich die Frau an Annalenas Seite würde? Keiner in der AfD würde sie mehr ernst nehmen.

Doch darüber will sie jetzt nicht weiter nachdenken. Erstmal kann sie vor den anderen AfD-lern ja so tun, als sei sie wirklich nur wegen der Parteiinteressen hier. 

"Rechtsradikale küsst man nicht!" ruft Janine in ihre Richtung. 

Alice stampft mit dem Fuß. Diese verdammten Linken! Langsam hat sie die Nase voll. Normal kommunizieren können die nicht. 

"Und Spaß haben kann man mit euch auch nicht," grinst Julia und legt demonstrativ einen Arm um Annalena. 

"Ach nein?" Alice sieht sie herausfordernd an. "Wollen wir wetten?"

"Okay, wenn du da an der Stange tanzt-," Julia deutet auf ein kleines Podest mit einer Stange, an der momentan ein Typ in Lederweste hing, "dann darfst du mit Annalena reden."

"Hey, ich hab hier auch noch ein Wörtchen mitzureden!" protestiert Annalena, doch Alice und Julia gehen nicht darauf ein. 

"Na gut, ich mache es," sagt Alice selbstbewusst. Sie geht zu dem Podest, schnauzt den Typen an, der bei ihrem Blick schnell das Weite sucht und legt ein paar krasse Moves an der Stange hin. Da sie sportlich ist, sieht das gar nicht so schlecht aus. Sie knöpft ihre Bluse etwas weiter auf und sieht dabei zu Annalena, die zusammen mit den anderen klatscht und einen Daumen in die Höhe streckt. Alice grinst. Na denen hat sie es aber gezeigt. 

Sie streckt einen Finger aus und rollt ihn wieder ein, um Annalena zu sich zu holen. Die Grüne kommt tatsächlich zu ihr auf das Podest und tänzelt mit Alice um die Stange herum. Dabei lacht sie die ganze Zeit in einer Mischung aus Vergnügen und Verlegenheit. 

"Gehen wir was zu trinken holen?" fragt Alice nach einer Weile. Annalena nickt. Alice zögert nicht und nimmt Annalenas Hand, um sie zur Bar zu führen. Die Hand der Grünen ist kleiner als ihre und angenehm weich. Alice überkommt ein plötzlicher Beschützerinstinkt und sie wirft jedem, der Annalena zu lange ansieht einen bösen Blick zu. 

An der Bar bestellen sie Cola, denn Alice hält nichts davon, sich so zu besaufen wie der dumme Lindner. 

"Das war ja was," sagt Annalena. Sie hat schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt wie grade. 

Sie mustert Alice und fragt sich, wie es sein kann, dass eine Frau wie sie ausgerechnet in der AfD ist. Und sie fragt sich auch, wie es sein kann, dass ihr Herz eben trotz allem ein bisschen schneller geschlagen hat. 

"Mit mir kann man auch Spaß haben," sagt Alice und zwinkert Annalena zu. 

"Ja, das merke ich." Annalena stützt ihren Arm auf dem Tresen ab und sieht Alice neugierig an. "Geht das bei euren Parteitagen auch so zu?"

Alice lacht und schüttelt dann den Kopf. "Ne, da ist eher eine...andere Stimmung."

Annalena vergeht das Lächeln bei ihren Worten. "Eher eine hetzerische Stimmung, oder?"

Alice schweigt einen Moment. "Wir diskutieren eben gerne leidenschaftlich," antwortet sie dann. 

Annalena denkt an Karl und seine Worte. Dass eine Rechte beliebter ist als er, obwohl er sich doch so viel Mühe gibt. Hat er recht damit? Aber Alice hatte bei ihren letzten Treffen noch etwas anderes ausgestrahlt. Annalena hatte immer das Gefühl gehabt, dass da noch etwas ist, etwas, das sie nicht zeigt. Vielleicht ist sie doch nicht so überzeugt von der AfD? Oder ist das nur ihr Wunschdenken?

"Bist du sicher, dass du bei der AfD bleibst?" fragt Annalena schließlich. 

"Ja natürlich, warum denn nicht?" Alices Gesichtsausdruck wird abweisender. "Denkst du, ich werfe morgen alles über Bord, wofür ich so lange gearbeitet habe?"

"Nein, ich-" Annalena weiß nicht, wie sie fortfahren soll. 

"Wir sind hier nicht bei "Die letzte Abstimmung", Annalena," sagt Alice kühl. "Ich sag es dir wie es ist, auch wenn es für dich vielleicht unglaublich klingt. Ich mag dich. Ich finde, dass du eine tolle Frau bist. Aber ich habe eben auch meine Werte und Positionen, die ich nicht einfach so für dich ändern werde."

Annalena schluckt. "Aber ich bin doch bei den Grünen," murmelt sie dann. "Wie kannst du mich dann als Partnerin interessant finden?"

Alices Blick wird wieder sanfter und ein kleines Lächeln erscheint um ihre Mundwinkel. "Annalena, ich bin ein Mensch und kein Monster. Ich habe Gefühle, wie du auch. Und die sind nicht immer einfach zu ergründen."

Alice nimmt ihre Cola mit der einen Hand und legt die andere an Annalenas Wange. "Du musst entscheiden, ob du mich so nimmst, wie ich bin, mit allem was dazu gehört. Oder eben nicht. Die Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen." 

Dann geht sie davon und verschwindet in der Menge. 

Annalena steht noch einen Moment nachdenklich an der Bar. Als sie sich umdreht und zurück auf die Tanzfläche will, sieht sie wie Robert und Janine Hand in Hand im Poolraum verschwinden. Was ist denn da los? Annalena geht ihnen hinterher. 

Ab Freitag geht es dann mit dem Schluss der Party und der nächsten Abstimmung weiter. :)

Bundestags Bachelorette - Season 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt