Capítulo V (Kapitel 5)

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Anmerkung: Der Rückblick ist etwas trauriger, düsterer.

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Der ganze Druck, perfecto sein zu müssen und immer funktionieren zu müssen fiel endlich von ihnen allen ab. Mir war bewusst, mit was jeder einzelne Madrigal zu kämpfen hatte, selbst Camilo.
Seine Identitätskrise machte sich in einigen unserer Auseinandersetzungen bemerkbar. Es tat mir leid, wie er von Alma behandelt wurde. Nicht zu wissen, wer man war und zusätzlich zu denken, dass originale Ich sei niemals gut genug oder gar unnötig, es tat weh dies zu sehen und vor allem zu spüren. Manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass ich seine Gefühle extrem stark wahrnahm. Ich versuchte gegenzulenken, war aber selbst oftmals seinetwegen zu traurig.

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Rückblick, vor zwei Jahren
Ich war auf dem Weg zu Casita, da ich Mirabel abholen wollte. Je näher ich kam, desto dunkler wurde es und mein Herz schwerer. (Oh no, was ist hier los?) Wie jedes Mal wurde ich bereitwillig reingelassen und leise Stimmen konnte ich ausmachen, aber dieses Mal beförderte mich Casita zu einem der Zimmer. Je näher ich kam, desto lauter wurde das Stimmengewirr. (Und ich nasser, bei diesem Wetter.) Ganz vorne mit dabei: Pepa. „Du lässt ihn gefälligst in Ruhe und bleibst weg von ihm!" (Mit wem redet sie denn so?!)
Meine Frage wurde relativ schnell beantwortet, als ich eine extrem wütende Rothaarige vor Alma sah.

Ich trat weiter in das Zimmer, welches sich als das vom Chamäleon entpuppte und erschrak. Alles war zerstört, überall lagen Trümmer und Splitter (von seinen Spiegeln?) und er hockte mittendrin.
„Camilo, mi amor. Darf ich..."
„¡NO, GEHT!" Pepa versuchte an ihren hijo heranzukommen. Es tat weh und mir liefen stumm die Tränen. Noch nie hatte ich wegen negativer Gefühle geweint aber seine waren allgegenwärtig und mein Körper reagierte von selbst, es passierte einfach. In Gedanken zollte ich Pepa Respekt, sich endlich gegen ihre madre gestellt zu haben, für eines ihrer hijos. Aber das war für mich jetzt nebensächlich.
Ich schob die anderen zur Seite, ging durch den kreisrunden Scherbenhaufen und dessen Mitte zu und nahm sein Zentrum in den Arm. Er legte sofort seine Arme um mich und weinte. Erwartet hatte ich das nicht aber es war mir gleich, war ich einfach nur froh, dass er meinen Trost annahm.

„OH GOTT! RAUS, ALLE! Félix, hol Verbandszeug." Pepa klang noch besorgter, als ohnehin schon und schrie. Ich sah zur Seite und sah einige blutige Scherben, er hatte sich in seiner Wut also verletzt. Ich hielt ihn weiter fest, machte keine Anstalten mich lösen zu wollen. Die anderen verließen wirklich den Raum, sein padre fegte etwas die Scherben beiseite.
„Elena, lass ihn sich aufs Bett setzen. Wir müssen das verbinden." Ich versuchte ihn mit mir nach oben zu ziehen (Warum ist er so schwer?) und zum Bett zu delegieren. Dabei hielt ich ihn weiter fest. Auf besagtem Möbel angekommen sahen wir das Ausmaß: Es war nicht mutwillig geschehen, eher aus Versehen. Ein kleiner Trost. Er ließ das Verbinden über sich ergehen, starrte stur geradeaus und sprach nicht.
Mein Versuch, seine Gefühle in irgendeiner Form abzuschwächen, trug wenig Früchte.

„Elli, aber könntest du dich umziehen, por favor? Ich möchte nicht daran erinnert werden." Pepa sah mich bittend an und ich verstand. „Natürlich. Aber... Ich kann... also wenn ihr alleine sein wollt, kann ich auch..." eine Hand umfasste mein Handgelenk und ich sah verdutzt auf ihren Besitzer.
Ich ließ mir ein Hemd geben, tauschte es schnell mit meiner Bluse aus und kam der stummen Bitte von Camilo nach.
Seine padres verließen den Raum, hatten sie seine Aufforderung durchaus verstanden.
Das erste Mal seit Jahren lagen wir wieder gemeinsam in einem Bett, er drückte sein Gesicht in meinen Bauch und weinte weiter.
Rückblick Ende

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