„So was nennt man Hassliebe." Mir fiel jegliches aus dem Gesicht. Farbe, Mimik, einfach alles. Dolores war schon immer gut, aus meinem Gesicht zu lesen wie aus einem Buch. Ich wollte ihr diesen Triumph nicht gönnen, aber dass sie das Thema so geschickt durch meine Vorlage zu ihrem hermano pequeño führte, hätte ich nicht erwartet. Sie hatte mich eiskalt erwischt. (Maldito!)
„Du brauchst doch nicht gleich rot werden. Oder denkst du an die Sache von vor über einem Jahr?" Jetzt lachte die mich auch noch aus! Egal was ich jetzt sagte, es würde nur weiter in die von ihr vorgegebene Richtung gehen. Und dass sie die gleichen Gedanken hatte, wie ich, war doch sehr nervig. „Das Kleid stand dir wirklich ausgezeichnet. Das könntest du doch tragen." (Sicher... damit ich wieder genau daran erinnert werden kann.)Ein Rumsen riss mich aus meinen Gedanken. „Dios mío ist das alles anstrengend. Isabela macht mich noch wahnsinnig, Mirabel wird immer mehr wie sie, Alejandra ist nicht wirklich eine Hilfe und Paloma tut mir leid." Lusia hatte neben mir Platz genommen, naja sich eher fallen lassen traf es besser. Sie war meine Rettung und scheinbar zeigte ich ihr das auch ziemlich deutlich. „Was ist, habe ich etwas verpasst?" Verdutzt musterte sie mich ehe sie sich an Dolores wandte. Mein Kopf schnellte zu Letzteren um sie mit meinem Blick zum Schweigen zu bringen. Wenn Dolores eines nicht konnte war es den Mund halten. Geheimnisse waren bei ihr bedingt so sicher wie Kuchen bei meinen hermanos, also gar nicht. (Wie sie Brunos Anwesenheit all die Jahre unter Verschluss halten konnte, war mir schleierhaft.) Auch wenn Luisa sich eher seltener in unsere Belange einmischte bzw. mitmischte, sie war ganz vorne mit dabei mich in Verlegenheit zu bringen. War wohl ein Frauengen, ich war nämlich bei den anderen nicht anders. Zu meinem Bedauern wusste das Muskelpaket im Rock, warum auch immer, um was es ging. Ich nahm alles bezüglich meine Rettung zurück! Ob mein scharlachrotes Gesicht oder Dolores' Blicke es ihr verraten hatten, wusste ich nicht.
„Achsooooo, es geht um Camilochen. Der Schlingel scheint es dir ja wirklich angetan zu haben." Ich war nicht rot, weil ich verknallt war. Ich war rot, weil mir diese Unterhaltung einfach nur peinlich und unangenehm war. (Sí, wegen mehr nicht.) Und ein bisschen Wut war auch mit dabei, immerhin hatte ich bis vor 10 Minuten noch gute Laune. (Lieber Gott, por favor, rette mich vor diesen Freaks.)„Elena, kommst du mal bitte kurz?" So schnell wie Isabela meinen Namen sagte, so schnell stand ich auf und flüchtete vor diesen teuflischen Shipperinnen. Innerlich dankte ich allen möglichen Wesen, die mir gerade in den Sinn kamen, für die zweite Rettung und hoffte, sie würde eine bleiben! Das gehässige Grinsen in Luisas Gesicht brannte sich in meinen Nacken, ebenso das schadenfrohe von Dolores.
Es war mir kein Geheimnis, dass ich eine gern gesehene Partnerin an estúpidos Seite war. Allen voran Pepa, mi madre, Alma und sogar mi abuelo! Und damit wurden Dolores und Luisa nun scheinbar auch angesteckt.„Schau mal, wir haben mittlerweile eine engere Auswahl für Aleja getroffen und wollten mal deine... Warum bist du so rot?" Maldito, warum musste es jetzt jeder merken? Die letzte Frage ignorierend, antwortete ich auf die halb ausgesprochene: „Definitiv das Blaue. Es ist ihre Lieblingsfarbe und steht ihr ausgezeichnet. Es betont die wichtigsten Stellen und ist dennoch sehr verspielt. Außerdem hebt es ihre wunderschönen hellbraunen Haare hervor, mal ganz zu schweigen von ihren hellbraunen Augen." Die fragenden Gesichter wandelten sich schnell in glückliche, ich hatte scheinbar den Nagel auf den Kopf getroffen und bin erfolgreich einer weiteren Peinlichkeit ausgewichen. „Dann ist das beschlossene Sache, Alejandra bekommt ihr himmelblaues Traumkleid. Mirabel hat auch ihr Kleid gefunden und für Paloma..." sie sah sich fragend um. Scheinbar hatten sie bis eben noch eine Idee für mi prima gehabt. Ich griff nach einem zitronengelben Kleid, welches mir ins Auge sprang. Stumm hielt ich es der 12-jährigen an und gab mein Okay für die Anprobe. Mirabel hingegen sah fragend zu ihrer Schwester, scheinbar war ursprünglich ein anderes geplant und das eher verworfen worden. Als sie rauskam wusste ich, dass etwas fehlte, ansonsten war es ihr Kleid. Ich sah zu Mirabel die der gleichen Meinung war wie ich und sie holte ein rotes Band. Währenddessen schüttelte ich ihre dunkelbraunen Haare durch und ließ sie locker über ihre Schultern fallen. Mirabel kam mit dem Band und wickelte es um ihren Bauch, die Schleife kam nach hinten. Zufriedenheit blitzte in Isabelas Augen auf, nun endlich das letzte Kleid gefunden zu haben.
„Sind wir dann soweit?" drängelte Luisa vom Sofa aus. Wir anderen lachten nur, kannten wir immerhin ihren Pragmatismus und diese Shoppingtour war alles andere als ihr Ding. Es war mittlerweile schon zwölf Uhr, dass wir geschlagene drei Stunden da drin waren, hatte ich nicht erwartet. Ich warf dem überforderten Schneiderlehrling ein neckisches Grinsen zu, er war mehr als froh uns endlich los zu sein. Warum er sich so anstellte, fand ich sehr fragwürdig, da seine Chefin sich im Endeffekt alleine um uns gekümmert hatte. Bei eben dieser bedankten wir uns noch freundlich ehe wir uns auf den Weg machten.
„Also, wir kümmern uns dann um die Sachen, die noch zu euch müssen. Ihr holt die Snacks und dann treffen wir uns morgen um fünfzehn Uhr bei euch Elena." Fragend sah ich zu Isabela. „Wieso so früh? Meinst du wir schaffen das sonst bis achtzehn Uhr nicht?" Ihr Dein-Ernst-Blick verriet mir, dass ich mehr als falsch lag. „Elli, wir müssen uns komplett fertig machen. Umziehen, schminken, Haare machen. Das dauert bei uns sieben..." „Seis!" rief es von hinter uns „okay dann halt sechs, eine Weile. Und ich gehe mal ganz stark davon aus, dass auch Ángel, Pablo und Javier Hilfe benötigen. Und ich habe jetzt nicht mal Camilo und Antonio mit einberechnet."
Dass Luisa sich aus diesem Treffen ausklinkte, war schon vorher klar gewesen. Bei estúpido und Antonio ging ich mal davon aus, dass Pepa da ihre Hand drauf hatte. Aber mit mis hermanos y mi primo hatte sie vielleicht nicht ganz Unrecht. Immerhin waren dann mehr als genug fähige Frauen im Haus, um ihnen zur Hand zu gehen. Und dass meine Mamá sich dazu nicht herabließ, hatte Ángel heute morgen versemmelt. Höchstens bei Javier, meinem 6-jährigen hermano, wird sie helfen. Wenn sie ihn fand. Da ihr Geduldsfaden schon beinahe gerissen war, sollte ich ihm vielleicht stecken, dass sich unsichtbar machen eine eher schlechte idea war. In diesem Punkt war mi madre genauso wie Pepa und ich war froh, dass wir nur verbal ihre Laune abbekamen.„Also deine primos kannst du streichen, da wird Pepa schon ein Auge drauf haben. Javier wird von Mamá fertig gemacht und mit den anderen beiden gebe ich dir Recht. Gut wir treffen uns um fünfzehn Uhr, wenn es dich glücklich macht." Zufrieden, dass ich klein beigab, machte sie sich mit Dolores auf den Weg zurück zu ihrer Casita. Alejandra und Paloma gingen derweil zu uns, um bei den letzten großen Vorbereitungen zu helfen. Luisa war schon lange weg, Mirabel und ich holten nur noch die gewünschten Snacks.
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Glosario (Glossar)
maldito - verdammt
sí - ja
por favor - bitte
estúpido - Dummkopf/Blödmann
seis - sechs
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¡Estúpido!
FanfictionBegleitet Camilo und Elena durch ihre Höhen und Tiefen und lest, wie sich ihr 'Hass' zu Liebe entwickelt. Lernt außerdem die familia Alvaréz kennen, der Elena angehört. Spielt nach den Ereignissen des Films, die Hauptcharaktere sind 16. Es wird Lemo...