Wir waren mittlerweile alle fertig, der Star des Abends sah umwerfend aus. Ihre hellbraunen Haare hatte man ihr zu einer lockeren Hochsteckfrisur gebunden. Nur vereinzelte Strähnen durften ihr makelloses Gesicht umrahmen. Ihre hellbraunen Augen hatte man mit blauem Lidschatten, passend zum Kleid, geschminkt. Gut für mich, denn so lagen Ángels beschützerische Adleraugen mal komplett auf Alejandra. Also so war der Plan. Señor Pack-mi-hermana-nicht-an konnte sich auch mal getrost um unsere Küken kümmern. Weiterhin hatte ich noch eine Resthoffnung in Marta gelegt, die Ángel vielleicht irgendwie ablenken konnte. Meinen primo Pablo hatte ich geflissentlich ignoriert beziehungsweise vergessen, dass er ebenfalls mit seinen verfluchten zwölf Jahren so war.
Die señores deplorables hatten es aber auch nicht leicht mit drei wunderschönen mujeres jóvenes in der familia, die es zu beschützen galt. Und es war mir so dermaßen egal, dass ich kein Fünkchen Mitleid empfand. Ich wusste nämlich wie peinlich die beiden werden konnten. Pablo hatte sich alles abgeguckt, was Ángel schon gefühlt immer gemacht hatte. In den momentos der Peinlichkeit, wenn wieder einmal ein 'Verehrer', wie sie es nannten, es wagte, uns anzusehen ging es los.
Zu solch Zeitpunkten wünschte ich mir sehnlichst, der liebe Herr oder wer auch immer würde Steine regnen lassen. Hirn hatte nämlich so gar nicht funktioniert.
Ich rollte mit den Augen an diesen Gedankengang. Ich wusste, irgendetwas derartiges würde heute noch passieren.Ich nahm wahr, wie Isabela quietschend um uns herumtänzelte, Dolores hatte Tränen in den Augen und Mirabel und Paloma freuten sich einen Ast ab. Ich quittiert das ganze mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem Entspannt-euch-Blick. Dios mío die taten gerade so, als würde hier jemand heiraten. Alejandra wäre glaube ich gerne jetzt schon im Erdboden versunken. (Oh mi pequeña, der Abend hat nicht mal richtig angefangen.) Ein Schmunzeln verließ dann doch meine Lippen aufgrund meiner Gedanken. Ich nannte sie klein, dabei war ich die ‚enana' dieser familia. (Ich hasse dieses Wort, es löst nämlich ‚Len' ab.) Sogar Paloma hatte mich mit ihren zwölf Jahren bereits eingeholt! Der einzige, der noch kleiner war, war Javier. Aber der war ja auch erst sechs! Große Hoffnung, ich würde noch wachsen, hatte ich nicht.
Als wir aus meinem Zimmer traten, überfielen uns direkt los señores der Peinlichkeit. Ángel kämpfte mit seiner Krawatte (er trägt sonst nie so etwas, ich bin verwirrt.) und Pablo war scheinbar etwas zu schnell mit seinem Hemd, da es falsch geknöpft war. Das war nichts, was uns groß aufhielt.
Während die anderen sich langsam nach unten begaben und Komplimente austauschten, wartete ich auf Javier. Ich spürte, dass er in der Nähe war. Er war nervös, wohl aufgrund seines Aufzugs. Ich versuchte ihm diese zu nehmen. Er trat aus seinem Zimmer und sah mich trotzig an. „Ich mag es nicht, wenn du mich manipulierst." „Lo siento, cariño! Aber ich wollte nur, dass du dich traust zu mir zu kommen. Immerhin siehst du sehr elegant aus. Du stellst meiner Meinung nach sogar Ángel mit seiner Krawatte in den Schatten." Klang nach Schleimen, entsprach aber der Wahrheit. Ich vergaß immer wieder, wie schnell die Zeit verging. Die Jüngeren unserer familia verdeutlichten uns des Öfteren, wie schnell sie doch wuchsen. (Vor allem Javier als Jüngster von uns allen.) Das strahlende Gesicht meines hermano ließ mich verliebt drein schauen. Ich sagte ja bereits, er war Zucker. Manchmal setzte er es bewusst ein, aber nicht heute. Er war einfach nur dankbar für meine Worte.
„Muchas gracias hermanita. Auch du siehst wirklich hübsch aus. Na hoffentlich lassen dich die ganzen Teenijungs da unten in Ruhe." Ich sah ihn ungläubig an. (No bitte alles nur das nicht. Ángel ich reiße dir deinen Hintern auf, wenn du diesen armen unschuldigen Engel in deine satanistischen Kreise aufgenommen hast. Warum hatter er eigentlich diesen Namen? Monstruo oder diablo hätte viel eher zu ihm gepasst. Javier hatten ihn viel eher verdient.) Pablo zu versauen war eine Sache, aber nicht unseren 6-jährigen hermano!„Ich meine unten Antonio gehört zu haben. Sein Tukan hätte beinahe Palomas Frisur ruiniert." So schnell konnte ich gar nicht gucken, war er bereits auf der Treppe Richtung Tonito. Mit einem Lächeln, ihn super abgelenkt zu haben, ging auch ich nun ebenfalls Richtung Partygeschehen. Ich hatte unsagbar Hunger. Der ganze Tag wurde von vorne bis hinten durchgeplant, ich war nur am Wuseln irgendwo oder wurde zu irgendwelchen Dingen genötigt. Etwas essen konnte ich nicht. Dies machte sich nun bemerkbar, indem mein Magen sehr unzufrieden vor sich hin knurrte. Zu meinem Leidwesen, traf ich auf el dolor en el culo schlecht hin, als ich unten ankam.
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Glosario (Glossar)
señores deplorables - bedauernswerten Herren
mujeres jóvenes - jungen Frauen
momentos - Momenten
enana - Zwerg
señores - Herren
cariño - Schätzchen
muchas gracias - Vielen Dank
hermanita - Schwesterchen | hermanito - Brüderchen/kleiner Bruder
monstruo - Monster
diablo - Teufel
el dolor en el culo - die Nervensäge
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¡Estúpido!
FanfictionBegleitet Camilo und Elena durch ihre Höhen und Tiefen und lest, wie sich ihr 'Hass' zu Liebe entwickelt. Lernt außerdem die familia Alvaréz kennen, der Elena angehört. Spielt nach den Ereignissen des Films, die Hauptcharaktere sind 16. Es wird Lemo...