Capítulo VIII (Kapitel 8)

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Wie sollte es auch anders sein, natürlich waren wir nun auf dem Weg zu Alejandras Geburtstag. Ich hatte ein dreiviertelärmliges Hemd im gleichen Stil wie mein Poncho an. Letzteren hatte ich dennoch mit, abends zog es doch schon an und trennen konnte ich mich auch nicht davon.
Als wir ankamen begann eine nervenaufreibende Begrüßungsrunde mit allen. Ich verdrehte die Augen über die Tatsache, dass wir uns so gut wie jeden Tag gesehen hatten und die jetzt so taten, als hätten sie es Jahre nicht getan. Luisa erdrückte das Geburtstagskind fast, was Proteste seitens abuela y Mamá einbrachte, da auch sie noch gratulieren wollten. Isabela ließ Blumen in ihren Haaren sprießen und Dolores flüsterte ihr die allerbesten Wünsche zu. (Ihr wart doch hier? Habt ihr das nicht schon gemacht?)

„Alles Gute zum Geburtstag Aleja. Ich fass mich kurz, denn so wie du aussiehst, ist dir das gerade alles etwas zu viel." Wie ein verscheuchtes Reh stand sie vor mir, was mich Grinsen ließ. Ich wollte ihr noch durch die Haare wuscheln, als ich eine angesäuerte Isabela neben mir wahrnahm. Langsam senkte ich diese wieder nur um meiner prima aus Trotz in die Wange zu kneifen. Ihre Antwort darauf war ein Blumenbuffet für meinen Mund. (Ich glaube irgendwann sind sie giftig.)

Nachdem sich das Geburtagskommitee aufgelöst hatte, wollte ich mich auf den Weg zum Buffet machen. Ich hatte Hunger und zwar richtig! Meine Aufmerksamkeit lag dann jedoch auf Antonio, wie er mit sich selber redete. Der Klassiker, tat ich auch dauernd. Ab und zu brauchte man halt mal einen Expertenrat, dann redete ich auch mit mir. Ich verwandelte mich in Javier nur um mit ihm abklatschen zu können, als er sichtbar war. Ich mag vieles sein aber nicht bescheuert. „Schade, dass man dich damit nicht veralbern kann. Die Blicke einiger Leute sind immer sehr witzig. Ob wir es jemals schaffen, dir einen Streich zu spielen?" Überlegend sah er zu Tonito, der nur lachend den Kopf schüttelte. Mi hermano pequeño hatte mittlerweile begriffen, dass ich der König auf dem Gebiet des Unfugs war. Javier musste noch so viel lernen. Theatralisch fasste ich mir an die Brust. „Du willst mich tatsächlich vom Thron stürzen? Ich bin schockiert, dabei habe ich dir so viel beigebracht. Und so dankst du es mir." Meinen gespielt beleidigten Blick ignorierend wanderten sie lachend zum Partygeschehen, dabei hörte ich wie noch jemand die Treppe herunterkam.

Als ich sie sah zuckte ich vor Schreck so zusammen, dass ich mich schon wieder mehrmals verwandelte. (Ich muss das in den Griff bekommen!) Am Ende dieser Peinlichkeit stand ich mit offenem Mund da und konnte nicht anders als sie anzustarren. Ihr Kleid hatte einen wunderschönen Verlauf von sonnengelb zu rot. Es sah aus wie ein Sonnenuntergang.
Ihr aschblondes Haar hatte sie geflochten hochgesteckt, verziert mit Isabelas blumigen Accessoires.
Ihre grünen Augen waren leicht mit einer ähnlichen Farbkombination geschminkt. Ich wusste, es ging um Alejandra und auch sie sah heute wundervoll aus, aber Elena war nochmal eine Sache für sich. Mein Gesicht glühte und nahm wahrscheinlich die gleiche Farbe wie ihre Kleidspitze an, als wäre ich ein Teil von ihr.
Ich verdrängte die Tatsache, dass ich sie gerade nicht nur schwärmend anstarrte sondern auch noch beschrieb.

Ein Tätscheln an meiner Wange zog mich zurück in die Realität. „Mach den Mund zu, es kommen sonst Fliegen rein." Belustigung durchzog ihr komplettes Gesicht, mich hier so eiskalt erwischt zu haben. Peinlich, schon wieder. Das war mein Tag heute. Aber ich wäre nicht Camilo Madrigal, wenn auch ich nicht Spitzen schmeißen würde: „La enana bequemt sich auch mal in die feierwütige Runde? Brauchst du immer so lange, um dich fertig zu machen?"
Direkt sagen, sie wäre hässlich konnte ich nicht. Mein Körper weigerte sich diese freche Lüge überhaupt nur zu Ende zu denken. „Weißt du, ich habe für alles zusammen nicht viel länger gebraucht als du alleine mit deinen Haaren." Und da war er wieder, unser verbaler Kampf, das letzte Wort haben zu müssen. Ich ließ sie jedoch gewinnen, aber auch nur, weil mein Magen sich mit seinem Hunger über meinen trotzigen Verstand durchsetzte. (Und ich brauchte nie lange im Bad. Sie wusste das genauso gut wie ich.)

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