| 3 | ᴇᴍᴍᴀ | 𝙄𝙩 𝙢𝙪𝙨𝙩 𝙗𝙚 𝙜𝙧𝙚𝙖𝙩 𝙩𝙤 𝙗𝙚 𝙘𝙖𝙡𝙡𝙚𝙙 𝙩𝙝𝙚 𝙞𝙩 𝙜𝙞𝙧𝙡

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It must be great to be called the it girl

that isn't what they're calling me.

But one day soon I bet you they will ...

Zweiter Tag Leseprobe

Immer bin ich genauestens darauf bedacht, ihnen die Emma zu bieten, die sie erwarten. Fröhlich, aufgeschlossen, problemlos. Klug, aber nicht auf eine einschüchternde Art. Hübsch, aber nicht begehrt.

Ich atme tief ein und lasse den Atem langsam ausströmen. Das ist wie eine neue Schule – neue Leute, neue Regeln. Vielleicht gibt es hier jemanden, der es schafft, die echte Emma hinter der Fassade kennenzulernen.

Ein paar Minuten später entdecke ich ein bekanntes Gesicht.

»Hey, Emma.«

»Will! Hi.«

Will habe ich beim Recall für Wicked kennengelernt. Ich hab ein paar Übungen mit ihm gemacht, und auch wenn ich mit ihm nicht annähernd so eine verrückte Intensität wie mit Sinclair erreicht habe, hat die Chemie zwischen uns gestimmt. Außerdem ist er ziemlich süß und, soweit ich das beurteilen kann, nicht schwul – was unter Theaterleuten eine Seltenheit ist.

Er deutet auf den freien Platz neben mir, wo gestern noch Cole gesessen hat. »Darf ich?«

»Klar«, antworte ich sofort.

Will faltet sich in den engen Sitz und lächelt mich an. Er hat hellbraune Haare, braune Augen und ein freundliches Gesicht, das scheinbar nie schlecht gelaunt aussieht. O ja, er ist süß.

»Ich bin so froh, dass du genommen wurdest«, sagt er. »Jetzt kenne ich wenigstens eine Person, die auch neu ist.«

»Ja, ich hab bisher auch niemand Bekanntes gesehen.« Wie gesagt, niemand weiß von meiner gemeinsamen Vergangenheit mit Cole Sinclair. Und ich werde alles dafür tun, dass es so bleibt.

»Doch, ich schon. Ein paar von den anderen«, meint er und schaut sich um, »waren bei den Auditions. Aber ich bin so schlecht mit Namen. Da war die Blondine, die so viel redet ...«

»Chloe?«

»Ja, genau. Und natürlich Cole Sinclair.«

Er zeigt nach links, und ich erkenne Sinclairs schlaksige Gestalt. Er hat die Füße auf dem Tisch vor sich und den Kopf in das Skript versenkt.

Es kribbelt in meinem Bauch, als ich ihn sehe. Die Rolle scheint ihm wirklich viel zu bedeuten, und abgesehen von seinen Persönlichkeitsstörungen ist er wirklich talentiert.

»Wirkt'n bisschen wie ein Außenseiter«, meint Will, und mir entgeht nicht, dass sein Arm inzwischen auf meiner Stuhllehne liegt. »Aber eins muss man ihm lassen, er kann wirklich spielen. Ich hab ihn letztes Jahr am Broadway gesehen. Er war der Hammer.«

»Das kann ich mir vorstellen.« Ich habe auf einmal ein glasklares Bild von Sinclair als modernen Tony vor Augen. In Jeans und Lederjacke, mit finsterem Gesichtsausdruck.

Plötzlich schaut er auf, und unsere Blicke treffen sich. Seine Mundwinkel heben sich unmerklich, und er bewegt die Hand, als wollte er mir tatsächlich winken. Doch da fällt sein Blick auf Will und innerhalb eines Sekundenbruchteils ist er wieder in sein Skript vertieft, als hätte er mich gar nicht bemerkt.

Will zieht die Augenbrauen hoch. »Ähm, hab ich was falsch gemacht? Er hat mich angeschaut, als wollte er mich umbringen.« Witzig. Dabei wird er es sein, der uns in der Show umbringt. Will spielt Ted Hinton, Bonnies Jugendliebe und Coles Rivalen um ihre Gunst. Als Polizist wird er im Verlauf der Show vor die schwierige Entscheidung gestellt, dem Gesetz treu zu bleiben oder seine einzige große Liebe zu retten. Am Ende gelingt ihm beides nicht.

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