| 9 | ᴄᴏʟᴇ | 𝙀𝙫𝙚𝙧𝙮𝙤𝙣𝙚'𝙡𝙡 𝙠𝙣𝙤𝙬 𝙢𝙮 𝙣𝙖𝙢𝙚

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I'll be rich, I'll have wealth and fame

Everyone will know my name

Am selben Abend treffe ich mich noch mit dem Mädel aus dem Café, weil ich immer noch wach bin und meine überschüssige Energie irgendwie los werden muss. Sie ist Yoga-Lehrerin.

Der Hammer.

Was denn? Ach, kommt schon, habt euch nicht so! Keine Frage, mein Hauptaugenmerk liegt auf Emma. Aber erwartet keine mönchische Zurückhaltung von mir, bis da was passiert. Frauen kapieren einfach nicht, dass ein Mann die eine begehren und gleichzeitig die andere vögeln kann. Verdammt, er könnte eine Frau lieben und trotzdem zehn andere flachlegen. So ist das eben.

Sex dient der Hormonausschüttung, ein rein körperlicher Prozess. Das ist alles. Jedenfalls für Männer.

Okay, okay, kriegt euch wieder ein! Ich hab keine Lust, mit Schuhen beworfen zu werden.

Jedenfalls für diesen Mann. Besser?

Vielleicht könnt ihr meinen Standpunkt nachvollziehen, wenn ich es so ausdrücke: Ihr putzt euch doch die Zähne, oder? Mal angenommen, euere Lieblingszahnpasta ist Meridol. Aber im Laden ist sie ausverkauft, es gibt nur noch Colgate. Was macht ihr dann? Ihr nehmt Colgate, stimmt's?

Ihr würdet zwar lieber Meridol benutzen, aber letzten Endes nehmt ihr, was da ist, um eure Beißerchen sauber zu halten. Versteht ihr meinen Gedankengang? Gut.

Also, zurück zu meiner Herzschmerzgeschichte.

Ich hab noch nie eine Frau verführt.

Erschütternd, ich weiß.

Lasst es mich erläutern. Ich musste einfach noch nie eine Frau verführen, nicht im typischen Sinne. Normalerweise braucht es nur einen Blick, ein Zwinkern, ein Lächeln. Einen freundlichen Gruß, vielleicht einen oder zwei Drinks. Danach umfasst der verbale Austausch nur noch kurze Sätze wie Härter! Schneller! Tiefer! ... Ihr versteht.

Daher ist dieses ganze Konzept vom Frauenrumkriegen ziemlich neu für mich, wie ich zugeben muss. Aber Sorgen mache ich mir keine. Warum nicht, fragt ihr?

Weil ich Schachspieler bin.

Beim Schach kommt es auf die Taktik an, aufs Planen. Vor dem nächsten Zug muss man schon zwei Schritte vorausdenken. Muss seine Gegnerin genau dahin lotsen, wo man sie haben will.

In der ersten Woche nach Probenbeginn gehe ich meine Begegnungen mit Emma also an wie ein Schachspiel. Eine anzügliche Bemerkung hier, einige unschuldige und dennoch aufregende Berührungen da. Ich will euch nicht mit den Einzelheiten jeder unserer Unterhaltungen langweilen. Lasst mich nur so viel sagen, dass wir gute Fortschritte machen; alles verläuft genau nach Plan.

Meiner Einschätzung nach geht noch eine Woche ins Land – höchstens zwei –, bis ich Anspruch auf den Heiligen Gral zwischen ihren zarten Schenkeln geltend machen kann. Ich weiß jetzt schon, wie es ablaufen wird. Tatsächlich hab ich Stunden damit zugebracht, mir das Ganze in allen Einzelheiten auszumalen.

Wollt ihr es hören?

Es wird in meiner Garderobe passieren, abends, nach den Proben – und nur noch wir da sind. Sie ist müde und verspannt. Ich biete ihr an, ihr den Nacken zu massieren, und sie nimmt das Angebot an. Dann beuge ich mich runter und küsse sie, fange bei ihrer Schulter an, wandere ihren Hals hinauf, koste ihre Haut mit der Zunge, bis sich schließlich unsere Lippen finden. Und natürlich geht es tierisch heiß her; die Luft in der Garderobe flirrt förmlich. Emma verschwendet keinen Gedanken mehr an ihre Einwände: die Vergangenheit, der blöde Will. Jetzt denkt sie nur noch an mich und an das, was meine geschickten Hände mit ihr anstellen.

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