Act Like It ✔️

| 38 | ᴇᴍᴍᴀ | 𝙈𝙮 𝙡𝙚𝙜'𝙨 𝙗𝙪𝙧𝙣𝙞𝙣'

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Love on the Run: smitten Cole Sinclair front and centre to support new love at charity 5 k ... goo.gl/Ny5hFm

Es hätte echt geholfen, wenn ich bei meinem 5k-Trainingsplan, den ich vom Internet ausgedruckt habe, weiter als bis zum Couchteil gekommen wäre. Ich überquere die Ziellinie und breche augenblicklich zusammen, stütze mich mit den Händen auf die Oberschenkel und kämpfe dagegen an, mich übergeben zu müssen. Echt peinlich, wie außer Form ich bin, aber wenn der kettenrauchende, obszön daherredende Comedian zwei Schritte vor mir mit einem Lächeln ins Ziel laufen kann und dabei keine Anzeichen von Übelkeit aufweist, dann kann ich das auch. Unter Anstrengung strecke ich mich wieder und verziehe bei dem Knacken in meinem Rücken das Gesicht. In einer Show aufzutreten ist auch körperlich anstrengend, verdammt noch mal. Es verlangt Durchhaltevermögen. Ich kann mich also nicht rausreden, weil ich den ganzen Tag vor einem Computer sitze.

Blitzlichter flammen auf, als weitere Teilnehmer über die Ziellinie kommen. Darunter sind Schauspieler aus Seifenopern, ein umstrittener Politikkommentator, ein populärer Künstler und ein Radiomoderator. Das Wohltätigkeitskommitee hat eine ordentliche Hitliste an Namen für den Shining Lights UK Spendenmarathon auf die Beine gestellt, dabei gehören Fun-Läufe zu den unbeliebtesten Benefizaktionen. Ich kann das erste Wort nicht ohne eine gewisse Ironie aussprechen. Mal im Ernst: Welchem schwachsinnigen Masochisten gefällt es, an einem regnerischen Oktobermorgen in London laufen zu gehen? Noch dazu an einem Wochentag, an dem genug Leute mit Laptops und Kaffeebechern unterwegs sind, um den Wahnsinn völlig perplex zu beobachten.

Ich hab versucht, eine Alternative vorzuschlagen – ein Backwettbewerb oder ein Rockkonzert – aber der Vorsitzende der Stiftung ist ein Lauffanatiker, der sich partout nicht vorstellen kann, dass andere Menschen seine Vorliebe für Spandex nicht unbedingt teilen. Ich entdecke ihn am Tisch mit den Erfrischungen, wo er cool und gefasst Dehnübungen absolviert. Er hat noch nicht mal Schweißflecken unter den Achseln. Völlig unnatürlich.

»Gut gemacht!«, ruft er mir zu. »Wie war's?«

Ungefähr fünfunddreißig Minuten absolute, keuchende Hölle, danke der Nachfrage.

»Toll«, sage ich und sauge verzweifelt Luft in meine misshandelten Lungen. »Ein großartiger Start in den Tag.« Wenn man auf konstanten Schmerz steht. »Ich hab meine persönliche Bestzeit geschlagen.«

Das stimmt, denn ich bin noch nie 5 Kilometer am Stück gelaufen – und werde es auch hoffentlich nie wieder.

Na ja, zumindest hat es Geld in die Kassen gespült.

»Ganz meiner Meinung«, schwärmt er. »Es gibt nichts Erquickenderes als eine Runde am frühen Morgen.« Der arme Mann hatte wohl noch nie frühmorgendlichen Sex. Oder einen Vanilla Latte.

Er nickt in Richtung Zuschauermenge, die unter ihren Anfeuerungsbannern vor sich hin zittern. »Schön, zu sehen, dass die SAs auch so stark vertreten sind.«

»Die SAs?«, frage ich unwissend und folge seinem Blick. Ist das so ein Ausdruck aus dem Sportjargon? Sicherheitsangestellte? Sportamt? Ich hab keine Ahnung.

»Die signifikanten anderen. Es hilft doch immer, wenn man ein paar Cheerleader an der Seitenlinie hat, stimmt's?« Er kichert. »Wobei deiner ein bisschen mitgenommen aussieht. Hast ihn wohl zu früh aus dem Bett gezerrt?«

Da ich völlig ahnungslos bin, bleibe ich ihm eine Antwort schuldig. Dann sehe ich was – oder wen – er meint. Cole lehnt gegen eine pop-up Kunstinstallation. Die riesige Eisbärstatue hat den gleichen finsteren Blick drauf und genauso viel Gesichtsbehaarung. Der Bär macht sich offensichtlich Sorgen über die globale Erwärmung, während ein übellauniger und unrasierter Cole sich mehr Sorgen um seine eigene Wärme zu machen scheint. Er hat die Hände in den Taschen vergraben und führt im Stehen einen kleinen Tanz auf, bei dem er von einem Fuß auf den anderen hüpft.