Act Like It ✔️

| 35 | ᴇᴍᴍᴀ | 𝙒𝙚 𝙙𝙤𝙣'𝙩 𝙬𝙖𝙣𝙩 𝙥𝙞𝙘𝙩𝙪𝙧𝙚𝙨, 𝙨𝙪𝙜𝙖𝙧

Die Fahrt zurück zu meiner Wohnung verläuft ruhig und beinahe friedlich. Im Gegensatz zu unserem ständigen Gezanke früher am Abend, nachdem wir das Theater verlassen haben. Ich schiebe es auf eine allgemeine Müdigkeit, während ich die Lichter und das Nachtleben hinter den getönten Scheiben betrachte. Sonst rede ich nur sehr wenig. Cole parkt den Wagen vor dem alten Viktorianischen Reihenhaus, in dem sich meine Wohnung befindet, und lässt mich mit einem knappen »Gute Nacht« auf der Türschwelle stehen. Ich nicke und beobachte ihn von der offenen Tür aus, wie er zum Auto zurückgeht. Ungefähr dreißig Sekunden später blickt er mich ungeduldig durch die Frontscheibe an. Endlich kapiere ich, dass er darauf wartet, dass ich reingehe, damit er fahren kann. In einem Anflug von Schalk winke ich ihm fröhlich zu, und sein mürrischer Gesichtsausdruck verfinstert sich noch mehr. Kurz bin ich versucht, ihm einen Kuss zuzuwerfen, einfach um zu sehen, wie sein Kopf explodiert, aber auch ich habe meine Grenzen.

Grinsend schließe ich die Tür und sperre sie ab, bevor ich mich die knarzenden Treppen hinaufquäle. Es ist ein sauberes, warmes Haus, aber genauso baufällig wie das Royal Drury Lane, nur in einem deutlich kleineren Rahmen. Die Teppiche müssen unbedingt ausgetauscht werden. Meine Wohnung befindet sich im obersten Stock, was ziemlich nervig ist, wenn man seine Einkäufe hochschleppen muss, aber wenigstens spare ich mir so die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio. So lautet meine Ausrede, und dabei bleibe ich auch.

Während ich durch die Wohnung laufe, ziehe ich die Vorhänge zu und mache das Licht an. Jemima ist bei einem ihrer Late-Night-Yogakurse, die sie zwei Mal im Monat anbietet. In der Küche schalte ich den Wasserkocher an und treibe einen Beutel Yorkshire Tee auf. Während ich mit dem Löffel spiele und den Beutel gegen den Rand der Tasse drücke, um die Ziehzeit zu verkürzen, denke ich darüber nach, in welches Zuhause Sinclair heimkehrt. Keine Frau und fünf Kinder, außer er hütet seine Geheimnisse besser als der MI5. Ich stelle mir ein modernes, geradliniges Penthouse vor. Wenig Möbel, vielleicht ein paar Bücher. Bestimmt schläft er nackt. Bei dem Gedanken erleidet mein Gehirn einen Kurzschluss.

Meine Handtasche auf dem Tisch vibriert und ich hole mein Handy hervor, während ich einen Schluck viel zu heißen Tee nehme. Ich presse meinen Daumen auf das Display und lese eine Nachricht von Sarah: Bist du schon zuhause? Bei meiner Schwägerin gibt es keine Abkürzungen. Sie unterrichtet Englisch an ihrer örtlichen Grundschule und hat eine klare Einstellung zum Thema faule Rechtschreibung.

Ich kuschele mich auf die Couch, schiebe mir ein Kissen in den Nacken und wähle die Festnetznummer von Sarah und Nialls Haus in Camden.

»Wenn das mal nicht die zukünftige Mrs Sinclair ist.« Sarah versucht, sich das Lachen zu verkneifen, und scheitert kläglich.

Ich seufze. »Ich sehe schon, die Klatschspalten haben keine Zeit verloren.«

»Oh, nein. Die Fotos sind seit ungefähr einer Stunde raus. London Celebrity hat schon zwei Artikel in Folge über die neue heiße Romanze veröffentlicht. Einen, in dem ihr schon so gut wie verlobt seid, und einen, der das Ganze als flüchtige Affäre abtut. Mit ein paar ziemlich dürftigen Anspielungen auf Will und euer Timing. Ich frage mich, ob sie von derselben Person geschrieben wurden und ob diese Schreiberlinge sich überhaupt die Mühe machen, zu überprüfen, was der Typ in der Kabine neben ihnen verfasst oder ob es ihnen einfach egal ist.«

»Im Zweifelsfall immer C nehmen.« Ich nippe an meinem Tee. Mein iPad liegt am anderen Ende der Couch und ich schiebe es mit meinem großen Zeh noch etwas weiter weg. Sozusagen eine symbolische Geste des Widerstands. »Also alles beim Alten.«

»Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich von dem Schmatzer halten soll«, sagt Sarah missbilligend. Ich kann das Klicken ihrer Maus hören. »Da hab ich ja im Gottesdienst schon heißere Umarmungen gesehen. Er sieht aus, als würde er Mund-zu-Mund-Beatmung bei jemandem machen, den er lieber am Grund des Pools gelassen hätte.«