| 18 | ᴇᴍᴍᴀ | 𝙄𝙩'𝙨 𝙩𝙤𝙤 𝙡𝙖𝙩𝙚 𝙩𝙤 𝙩𝙪𝙧𝙣 𝙗𝙖𝙘𝙠 𝙣𝙤𝙬

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Ich komme bei der Probe an und mach ein paar Aufwärmübungen. Ich habe mir vorgenommen, es gelassen anzugehen.

Ich bin gerade dabei, mich zu dehnen, als Sinclair den Raum betritt. Er lässt seine Tasche auf einen Sitz fallen und setzt sich, die Füße legt er auf die Lehne der Reihe davor. Er schließt die Augen und bewegt stumm die Lippen. Wahrscheinlich geht er seinen Text durch.

Die Spannung zwischen uns hat seit dem Auftritt in der Bar ein fast unerträgliches Level erreicht. Wir kommen zu den Proben, sagen unsere Texte auf, spielen die Verliebten und küssen uns leidenschaftlich. Nach der Probe geht jeder seinen Weg. Wir reden kaum noch ein Wort privat miteinander. Nichts. Ich glaube, wir wissen beide nicht, wie wie es anfangen sollen. Es macht mich noch ganz wahnsinnig.

Zumal mich unsere Küsse auf der Bühne jedes Mal verdammt anturnen. Die letzten Tage habe ich in einem Nebel aus Dauererregung verbracht, und heute steht die Sexszene zwischen Bonnie und Clyde an.

Schöne Scheiße.

Aber ich weigere mich, eins dieser Mädchen zu sein, die sich für einen Mann zum Deppen machen. Wenn Sinclair mich wie Luft behandelt will, werde ich das eben auch tun. Ich brauch ihn nicht.

Na ja, ich sehne mich natürlich schon irgendwie nach ihm. Jede Minute. Ständig. Aber davon abgesehen, ist er doch nur irgendein Typ.

Klar! Irgendein Typ, mit dem ich die nächsten sieben Stunden gespielten Geschlechtsverkehr haben werde.

Willkommen in meinem Leben!

Frank erscheint auf der Bühne und winkt uns zu sich. Zum Proben besteht unser »Bett« aus einem umgedrehten Pult, das mit einem Laken verhängt ist.

Wie romantisch.

»Okay«, sagt Frank. »Was wir hier wollen, ist eine realistische, aber geschmackvolle Darstellung, verstanden?«

Sinclair und ich nicken gehorsam, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, was er meint.

Frank fährt fort. »Da wir aber eine progressive Produktion sind, müssen wir auch ein paar Risiken eingehen. Deshalb würde ich gern versuchen, die Illusion von Nacktheit zu kreieren.«

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mindestens genauso geschockt aussehe wie Sinclair.

»Keine Panik.« Frank lacht. »Ihr werdet nicht nackt sein. Ihr werdet nur so aussehen.« Er wühlt in einer Tasche zu seinen Füßen und zieht etwas heraus, das wie Unterwäsche aussieht.

»Emma, du wirst das unter deinem Kostüm tragen.« Er hält einen hautfarbenen Body in die Höhe. »Und du, Cole, du wirst diese tragen.«

Ich grinse, als er die enge hautfarbene Shorts hochhält.

»Ich kann verstehen, dass ihr nicht begeistert seid von der Idee, aber ich kann euch versichern, dass es nichts Vulgäres an sich haben wird. Wenn ihr an den Strand geht, zeigt ihr sicherlich mehr nackte Haut.«

»Ich hab normalerweise immer lange Surfershorts an«, murmelt Sinclair.

»Ich hab immer Jeans und Pulli an.«

Frank und Sinclair schauen mich fragend an.

»Wir sind in England. Es ist immer saukalt am Strand.«

Frank zieht noch ein weißes Feinrippunterhemd und eine braune Hose mit Hosenträgern für Sinclair aus der Tasche. Ich bekomme einen cremefarbenen Morgenmantel. »Das sind eure Kostüme für diese Szene. Ich hätte gern, dass ihr darin probt, da das Ausziehen ein wichtiger Teil der Szene ist.«

Oh, großartig. Ich muss üben, Sinclair auszuziehen? In meinem derzeitigen Zustand kann das einfach nicht gutgehen.

Sinclair und ich nehmen unsere Kostüme und verschwinden in unseren Garderoben. Als wir wieder rauskommen, sind wir beide gleichermaßen rot im Gesicht. Dabei sieht er echt gut aus in seinem Kostüm. Groß und schlank. Das leuchtend weiße Unterhemd lässt seine Augen noch blauer erscheinen. Er will in seiner typischen Geste die Hände in die Hosentaschen stecken, aber die Hose hat keine Taschen. Das entlockt ihm ein leises Seufzen. Ich bleibe vor ihm stehen, und sein Blick wandert zum tiefen Ausschnitt meines Morgenmantels. Er senkt schnell den Kopf. Blut schießt ihm in die Wangen. Sein Murmeln klingt nach »Fuck«.

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