| 16 | ᴇᴍᴍᴀ | 𝘼𝙡𝙡 𝙄 𝙠𝙣𝙤𝙬 𝙞𝙨 𝙩𝙝𝙖𝙩 𝙄 𝙣𝙚𝙫𝙚𝙧 𝙛𝙚𝙡𝙩 𝙡𝙞𝙠𝙚 𝙩𝙝𝙞𝙨

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Sinclair und ich gehen zu einer Kneipe in der Nähe des Theaters nach dem katastrophalen Ausgang unseres Meetings.

So neben ihm zu gehen ist fremd und vertraut zugleich. Es fühlt sich an, als steuerten wir auf ein drohendes Unheil zu – wie meistens, wenn wir zusammen sind.

Eine leise Stimme in mir flüstert mir zu, dass eine Beziehung mit ihm so ist, als hätte man das unbequemste Paar Schuhe der Welt an. Manchmal katapultieren die Schuhe einen sogar mit dem Kopf voran in die nächste Mauer. Es ist, als hätte man eine Schalentierallergie und isst trotzdem weiter Hummer. Als wüsste man, dass man gleich in ein Feld Brennnesseln fallen wird und trotzdem springt.

Sein Arm berührt meinen im Gehen.

Gott, wie ich diese Berührung liebe.

Als wir bei der Bar ankommen, hält er mir die Tür auf und verlangt nach einem Tisch im hinteren Teil. Die Bedienung gafft ihn unverhohlen an, ehe sie uns zu unserem Tisch führt.

Er bemerkt es offenbar nicht. Wie immer.

Ich wünschte, ich könnte von mir dasselbe behaupten. Ich hab kein Recht, eifersüchtig zu sein. Er war schon immer ein Frauentyp, aber seit dem Broadway werfen sie sich ihm reihenweise an den Hals. Und als dann auch noch seine sexy Promo-Fotos im Internet verbreitet wurden, wurde das natürlich nicht besser. Die Frauen rennen ihm scharenweise hinterher.

Ich kann's ihnen nicht verübeln.

Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich die Fotos im Internet gesehen habe. Ich wollte nicht hinschauen, aber es war unmöglich. Ungewollt schießt mir das Blut in die Wangen.

Ich nehme die Speisekarte und fächere mir Luft zu. Sinclair sieht mich stirnrunzelnd an.

»Alles klar bei dir?«

»Ja.«

»Du bist ganz rot.«

»Wechseljahre. Hitzewallungen.«

»Bist du nicht ein bisschen jung dafür?«

»Sollte man meinen, nicht? Ein Mädchen zu sein, ist manchmal echt scheiße.«

»Aber nicht das mit den multiplen Orgasmen«, entgegnet er und zieht eine Augenbraue hoch.

»Ja, okay.«

Warum muss er jetzt so etwas Provokatives sagen?

»Multipler Cole«. Das sollte sein Spitzname sein. In der Nacht, als er ... ich glaubte, ich hätte den Himmel gesehen.

Ich fächele mir wieder Luft zu.

Verdammt, er sollte nicht über so etwas reden dürfen. Vor allem nicht, wenn ich mich eh schon schwer tue, seinen Sexappeal zu ignorieren.

Alle Themen, die mit Sex zu tun haben, sind verboten. Wieso kennt der die Regel nicht, die ich mir gerade ausgedacht habe?

»Warum schaust du mich so böse an?«, fragt er misstrauisch.

»Warum trinken wir eigentlich noch nichts? Sind wir nicht zum Trinken hergekommen?«

»Und zum Reden.«

»Und zum Trinken.«

»Machen dich die Wechseljahre zur Alkoholikerin?«

»Ja. Und emotional bin ich unberechenbar geworden. Also nimm dich in Acht.«

»Geb mir Mühe. Aber es scheint nicht so einfach zu sein mit einer schlechtgelaunten, emotional geladenen Frau in den Wechseljahren.«

Jetzt funkele ich ihn wirklich böse an.

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