| 19 | ᴄᴏʟᴇ | 𝙏𝙝𝙚𝙧𝙚 𝙖𝙞𝙣'𝙩 𝙣𝙤𝙩𝙝𝙞𝙣𝙜 𝙜𝙤𝙤𝙙 𝙚𝙣𝙤𝙪𝙜𝙝 𝙛𝙤𝙧 𝙪𝙨

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Frank war nicht sonderlich erfreut darüber, wie ich mit Anderson umgesprungen bin. Ich hätte überstürzt und unprofessionell gehandelt, bla, bla, bla. Und weil ich schon länger im Geschäft bin als Emma, gab er mir die Hauptschuld daran, dass uns der Produzent durch die Lappen gegangen ist.

Aber dass ich im Theater danach eine Weile unten durch war, störte mich nicht so sehr, wie man vielleicht annehmen würde. Hauptsächlich weil ich meine Reaktion nicht mal ansatzweise bereute. Würde sich dieser Abend mit Anderson wiederholen, würde ich mich ganz genauso verhalten. Frank mag von mir enttäuscht gewesen sein, doch um die Wahrheit zu sagen: Nachdem er mich zur Schnecke gemacht hatte, war ich auch ganz schön enttäuscht von ihm.

Außerdem haben Emma und ich nach diesem katastrophalen Essen echte Fortschritte gemacht. Wir liefern uns immer noch den ein oder anderen Schlagabtausch bei der Arbeit, aber das sind eher kurze, rasche Seitenhiebe, die ein bisschen zwiebeln sollen, als Schläge unter die Gürtellinie. Wir tauschen Ideen aus, greifen einander unter die Arme. Zumindest darin hatte Frank recht. Emma und ich ergänzen uns super und gleichen unsere Stärken und Schwächen gegenseitig aus.

Mit der Zeit ist sie mehr für mich geworden als einfach nur Brüste auf zwei Beinen. Mehr als ein Schlüpfer, den es zu stürmen gilt.

Jetzt ist sie einfach Emma - eine Freundin. Eine Freundin, die mich jedes Mal strammstehen lässt, sobald sie die Bühne betritt, doch mit dem Schicksal muss ich mich wohl einfach abfinden. Denn sosehr ich sie auch immer noch begehre und so sicher ich mir auch bin, dass sie mich eigentlich auch will, Emma könnte nie jemanden betrügen.

Jedenfalls nicht, ohne daran kaputtzugehen.

Um euch den Gesamteindruck zu verschaffen, müsst ihr noch ein paar Figuren aus der jämmerlichen Seifenoper kennenlernen, in die mein Leben sich verwandelt hat. Drecksack Will habt ihr ja schon getroffen. Er hat später noch mal einen Auftritt, leider.

Und jetzt lernt ihr Jemima Shan kennen. Das ist Emmas Mitbewohnerin und beste Freundin. Passt auf!

»Ich hab gesehen, wie du dich mit der gut gebauten Brünetten unterhalten hast. Bist du noch mit zu ihr nach Hause?«, fragt Matthew mich. Er, James und ich essen gerade in einem Diner ein paar Blocks vom Theater entfernt zu Mittag und erörtern unseren jüngsten Samstagabend.

»Bis dahin haben wir's gar nicht mehr geschafft.«

»Was soll das heißen?«

Ich grinse bei der Erinnerung an die Torte und ihre exhibitionistische Veranlagung. »Das soll heißen, dass das Taxi nie mehr dasselbe sein wird. Und den Fahrer haben wir für den Rest seines Lebens traumatisiert.«

James lacht. »Du bist vielleicht ein Schweinehund, Alter.«

»Nö, die Doggy-Stellung hab ich mir aufgehoben, bis wir in ihrer Wohnung waren.«

Schaut mich nicht schon wieder so an! Das hatten wir doch schon.

Männer, Sex und Gerede.

Abgesehen davon war der Sex, auch wenn Fräulein Taxi sehr ungestüm war, nicht der Brüller. Geht nicht mal mehr als Colgate durch. Eher wie irgend so eine Billig-Zahnpastamarke, die man in drittklassigen Hotels vorfindet und lieber nicht mit nach Hause nimmt.

»Hey, Emma«, sagt Matthew über meine Schulter hinweg. Ich hatte sie gar nicht bemerkt.

An dieser Stelle unterbrechen wir kurz, denn jetzt kommt was Wichtiges.

Seht ihr ihren Gesichtsausdruck? Die schmalen Lippen? Das leichte Stirnrunzeln? Offensichtlich hat sie meinen letzten Kommentar gehört. Und sie wirkt nicht besonders erfreut, oder? Mir ist das beim ersten Mal entgangen, aber ihr solltet das im Hinterkopf behalten. Dieser Augenblick wird mich später teuer zu stehen kommen.

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