| 23 | ᴇᴍᴍᴀ | 𝙏𝙝𝙖𝙩 𝙬𝙖𝙨 𝙣𝙤𝙩 𝙖 𝙟𝙪𝙙𝙜𝙚𝙢𝙚𝙣𝙩. 𝙅𝙪𝙨𝙩 𝙖 𝙥𝙧𝙤𝙛𝙚𝙨𝙨𝙞𝙤𝙣𝙖𝙡 𝙤𝙥𝙞𝙣𝙞𝙤𝙣.

166 32 97
                                    

Zwei Wochen.

Zwei Wochen, ohne mit ihm zu sprechen. Zwei Wochen voller verstohlener Blicke. Ich kann nicht sagen, dass seine Wirkung auf mich nachgelassen hat, aber ich werde besser darin, ihn zu ignorieren.

Nur wenn ich gezwungen bin, ihn anzuschauen, fängt meine Selbstkontrolle an zu bröckeln. Wenn er auf der Bühne steht und singt, spüre ich wieder diesen tiefverankerten Magnetismus, der mich mit voller Macht zu ihm zieht und meine Entschlossenheit untergräbt. In diesen langen, surrealen Momenten kann ich nur daran denken, wie sehr ich ihn immer noch will, und der eiserne Schutzwall um mein Herz droht zu zerschellen. Doch dann rufe ich schnell meine Wut auf den Plan, die als Dämmstoff dient.

Seine Auftritte sind durchweg gut, obwohl er so offensichtlich seine verletzlichen Teile verbirgt. Danach applaudiere ich mit den anderen, aber ich beglückwünsche ihn viel mehr zu seinem gelungenen Selbstbetrug.

Bravo fürs Vortäuschen, Cole. Du bist die perfekte Kopie von jemanden, den ich mal liebte.

🎼🎼🎼

Wir singen lauthals. Tanzen und albern herum, nachdem wir was von Lucas selbstangebautem Gras geraucht haben. Die Probe beginnt erst in einer halben Stunde, und ich bin froh darüber, denn es ist lange her, dass ich so gelacht habe.

Ich will nicht, dass es zu Ende ist.

Ich weiß nicht, woher ich den Text zu I can't get my eyes off of you kenne, aber irgendwie tue ich es. Alle grölen mehr oder weniger textsicher mit.

Wir sind total überdreht und singen unglaublich schief, aber etwas von der Last auf meiner Seele fällt endlich ab. Miranda wirbelt mich herum und übergibt mich an Jack. Er dreht sich mit mir, und ich tanze zu Lucas weiter. Mariska umarmt uns beide und streicht mir über die Haare. Lucas ruft Wills Namen und reicht mich zu ihm. Will lacht und verliert die Balance, wir landen auf dem Boden. Alle lachen ausgelassen. Will hat seine Arme um mich geschlungen, und ich lache mit ihm. Doch sein Lächeln erstirbt, als er mir in die Augen schaut.

Er starrt mich an, und ehe ich weiß, was passiert, höre ich auch auf zu lachen. Sein Gesicht ist zu nah. Sein Blick sagt mehr, während er den Text mitsingt, der davon handelt, dass jemand zu gut ist, um wahr zu sein.

Ein paar lange Sekunden denke ich, er wird mich küssen, aber stattdessen rollt er sich auf den Rücken und nimmt mich mit. Ich komme auf seiner Brust zu liegen. Die anderen tanzen um uns herum, als wären wir der Mittelpunkt in einem verrückten heidnischen Ritual. Obwohl es sich falsch anfühlt, in einer so intimen Position mit ihm zu sein, verharre ich und teste meine Reaktion. Er ist warm und riecht gut, und es gefällt mir, wie er mir zärtlich über den Arm streichelt.

Aber ich will ihn nicht.

Ich schließe die Augen. Sofort sehe ich Cole vor mir.

Mir wird schlecht.

»Hey, alles okay bei dir?« Will klingt besorgt. Seine Stimme ist falsch. Sein Gesicht ist falsch. Ich will in den Armen eines anderen sein. Will einen anderen Herzschlag unter meiner Hand spüren.

Ich rapple mich auf und taumle zum Wasserspender.

Ich trinke eine gefühlte Ewigkeit lang, lasse das Wasser einfach über meine Lippen und meine Zunge fließen. Ich fühle mich wie ausgetrocknet.

»Emma?« Will ist da, so fürsorglich und nett, so anders als Cole. »Geht's dir gut?«

Ich nicke und versuche zu lächeln. »Ja, alles okay. Mir ist nur'n bisschen schwindlig.«

Okay, das ist maßlos untertrieben. Mir geht's total beschissen. Ich hasse es, wie verdammt falsch ich mich ohne ihn fühle.

Ich lasse zu, dass Will den Arm um mich legt und mich zurück zum Probenraum führt. Lasse zu, dass Cole sieht, wie Will mich umarmt, als wir drinnen ankommen. Erlaube mir ein Lächeln, als Coles Gesicht sich schlagartig verdüstert.

Act Like It  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt