| 42 | ᴇᴍᴍᴀ | 𝙏𝙝𝙖𝙩 𝙗𝙚𝙩𝙩𝙚𝙧, 𝙨𝙪𝙜𝙖𝙧?

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Vier Tage nach meinem demütigenden Zusammenbruch wache ich am Abend mit einem klaren Kopf auf. Meine Schmerzen sind fast weg und mein Magen hat sich beruhigt. Ich fühle mich wieder wie ein halbwegs normaler Mensch.

Meine Mutter blickt von ihrem Sessel am Fußende des Bettes auf und lächelt. »Geht's dir besser? Dein Blick ist nicht mehr so glasig und du hast etwas mehr Farbe im Gesicht.« Sie legt ihr iPad weg und mustert mich zufrieden. »Ja, definitiv eine Verbesserung. Du siehst noch ein bisschen verkatert aus, aber schon fünf Schritte weiter als die Leiche von gestern.«

Ich lasse meine Hände über meine Mitte gleiten und als ich das klebrige Oberteil spüre, verziehe ich das Gesicht. »Danke für die Unterstützung, Mum.« Ich sehe mich im Schlafzimmer um. Trotz der endlosen Abfolge von Schwitzen, Hin und Her wälzen und Erbrechen sieht es sauberer als sonst aus. »Hast du hier gestaubsaugt, während ich außer Gefecht war?«

»Ich hab auch abgestaubt und deinen Kleiderschrank sortiert. Hosen auf der linken Seite und Kleider auf der rechten. Das ist eine wirklich kleine Wohnung, Emma.«

»Soll heißen, dass du nichts anders zu tun hattest?«

»Soll heißen, du würdest dir nichts abbrechen, wenn du sie öfter mal sauber machst.«

»Ich mache sauber. Am Sonntag.« Nicht jeden Sonntag, aber meistens ... na ja, manchmal.

Meine Mutter schüttelt die Kissen in meinem Rücken auf und hilft mir, mich aufzusetzen. »Meinst du, du kannst was essen? In den letzten Tagen konnte ich dir nur ein paar Löffel Fertigsuppe einflößen. So schnell wirst du nicht aufs Klo gehen können. Wie wäre es mit etwas Toast? Einem gekochten Ei?«

Es ist schon lange her, dass mir meine Mutter ein Tablett ans Krankenbett gebracht hat. Ich erinnere mich gerade an meine Schulzeit.

»Marmite Toast?«, schlage ich vor und horche in mich hinein, was mein flaues Gefühl im Magen dazu sagt. Es hört sich jedenfalls lecker an. Ich muss auf dem Weg der Besserung sein.

»Also Marmite Toast. Ich bringe dir eine Tasse Tee.«

»Du bist die Beste.«

Nachdem ich den Toast gegessen und mich für eine anständige Dusche aus dem Bett erhoben habe, bin ich komplett erledigt, aber das Gefühl frisch gewaschener Haare ist die wackligen Knie wert. Ich lehne mich in den Berg Kissen zurück und kämme vorsichtig durch die langen, nassen Strähnen.

»Wie spät ist es?«

Meine Mutter blickt von ihrem Buch auf. »Fast zehn Uhr.« Natürlich durchschaut sie sofort den Grund meiner Frage und fügt hinzu: »Die Show ist gleich vorbei.«

»Ich hab drei Vorstellungen verpasst«, stelle ich zu meinem Entsetzen fest und meine Mutter zuckt mit den Achseln.

»Das war auch nicht zu vermeiden, Schatz. Du konntest dich ohne Hilfe nicht mal aufsetzen. Ich würde sagen, du wirst noch zwei weitere verpassen, bis du wieder bei Kräften bist. In deiner jetzigen Verfassung schaffst du keine drei Stunden auf der Bühne.«

»Sie werden mich bestimmt gegen die Zweitbesetzung eintauschen.«

»Unsinn. Lass dich nicht von der Grippedepression runter ziehen. Bis zum Wochenende bist du zurück. Leg das Telefon hin.«

Ich schaue nicht vom Display auf. »Ich will nur meine Mailbox checken.« Während ich der automatischen Stimme lausche, frage ich so beiläufig wie möglich: »War Cole wirklich jeden Tag hier?«

Meine Mutter kauft mir meine gespielte Gleichgültigkeit natürlich nicht ab. Sie sieht amüsiert aus. »Er ist nicht gut darin, ein Nein als Antwort zu akzeptieren, oder? Ja, er war jeden Tag hier. Jeden Morgen ohne Unterbrechung, meistens bevor ich überhaupt angezogen war, und jeden Abend nach der Show. Ich wette, wir können jeden Moment mit seiner charmanten Gesellschaft rechnen.«

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