Act Like It ✔️

| 44 | ᴇᴍᴍᴀ | 𝙄 𝙙𝙤𝙣'𝙩 𝙬𝙖𝙣𝙣𝙖 𝙢𝙞𝙨𝙨 𝙢𝙮 𝙘𝙝𝙖𝙣𝙘𝙚

London Celebrity@LondonCelebrity, now

We're live-Tweeting from the red carpet of the National Theatre Awards. Follow along for the best – and worst – dressed!

»Lächeln«, flüstert mir Will warnend ins Ohr und befolgt gleich darauf seinen eigenen Hinweis. Drei Blitzlichter flammen auf und eine junge Frau in der Menge hinter der Absperrung verkündet ihre Liebe für ihn. Er hebt die Hand und winkt den überwiegend weiblichen Zuschauern zu. Wildes Gekreische antwortet ihm. Nach einer Reihe von Gastauftritten in einer amerikanischen Serie ist Wills Stern seit kurzem richtig aufgegangen. Seine Hand umfasst meine Taille fester, als ich versuche, von ihm abzurücken. »Die Leute werden denken, dass wir doch nicht so gute Freunde sind.«

Ich packe seine Finger und zerre unauffällig daran, kann seinen Griff jedoch nicht lockern. Mehr kann ich gerade nicht machen, weil der Blick der gesamten Theaterwelt auf mich gerichtet ist und ein paar fleißige Daumen nur darauf warten, die Neuigkeiten direkt auf den Social Media Kanälen zu verbreiten. Und es ist unter meiner Würde, in der Öffentlichkeit mit meinem Exfreund einen Streit vom Zaun zu brechen.

Genauso wenig will ich mit seiner Nase in meinen Haaren fotografiert werden. Er dreht den Kopf und seine Lippen sind viel zu nah an meinem Gesicht. Ich drehe mich schnell weg. »Ich will nicht wieder irgendwelche Gerüchte über dich und mich anheizen. Stell dich einfach für das verdammte Foto neben mich und dann geh weg. Bitte.« Plötzlich sehe ich, wie Frank Black aus einer Limo steigt. »Frank ist hier.«

Unser Lächeln wird noch breiter. Meine Wangen tun schon weh. Dank den Nachwehen meiner Grippe werde ich noch immer schnell müde. Ich bin erst seit einem Tag wieder zurück auf der Bühne und alles fühlt sich noch so unwirklich an, nachdem ich die Blase meines Schlafzimmers verlassen habe. Noch ein Blitzlicht flammt auf und ich widerstehe dem Drang, an meinem Kleid hinunterzublicken. Jemima und Meghan haben mir mit vereinten Kräften dabei geholfen, mich herzurichten, und sie haben jede Menge Fotos mit Blitz gemacht, sowohl bei künstlichem als auch bei natürlichem Licht. Wir waren alle überzeugt, dass mein glänzendes Kleid auf den Fotos nicht durchsichtig erscheinen würde, aber ein bisschen paranoid bin ich trotzdem noch. Um meine Moral zu stärken, habe ich meine heißeste Unterhose angezogen, aber ich möchte nicht, dass das alle mitbekommen.

Zumindest nicht jeder. Vielleicht einer ...

Denk nicht dran.

Endlich richten die Kameramänner ihre Aufmerksamkeit auf die nächsten Neuankömmlinge und ich beschleunige meine Schritte. Lautlos fluche ich vor mich hin. Es war verdammt schlechtes Timing, dass ich ausgerechnet zur selben Zeit erscheine wie Will. Aber ich konnte schlecht auf dem Absatz kehrtmachen und abhauen, ohne eine noch größere Story zu provozieren. Bestimmt reicht es schon, dass wir beide auf dem gleichen Foto zu sehen sind, um auf den Klatschblogs die Gerüchte über eine Versöhnung anzuheizen. Dazu kommt noch Coles verdächtiges Fehlen auf dem roten Teppich. Er hält einen Vortrag, der länger dauert als gedacht. Mein Sexleben ähnelt inzwischen einem Tischtennisturnier. Ich hüpfe scheinbar zwischen den beiden Spielern hin und her.

Will scheint sich nicht entscheiden zu können, ob er mir folgen oder zurückbleiben soll, um sich noch ein wenig in seinem neu erworbenen Sexsymbol Status zu sonnen. Schließlich überwiegt die Hartnäckigkeit.

Jemand schubst uns und er nutzt die Gelegenheit, um schützend den Arm um mich zu legen. Ich werfe ihm einen ungeduldigen Blick zu. Allerdings mache ich mir im Moment mehr Gedanken darüber, mit heilen Zehen und intakter Pediküre ins Innere zu gelangen. Die Straßen um das Exhibition Centre sind das reinste Chaos. Einige berühmte Namen von Hollywoods A-Liste haben sich dieses Jahr im West End versucht und sind heute Abend für einen National Theatre Award nominiert. Earls Court ist im besten Fall schon Chaos; die Aussicht, einen Filmstar in Fleisch und Blut zu sehen hat eine völlige Hysterie ausgelöst. Ich versuche, nicht selbst fasziniert zu sein, wenn das Gekreische an Lautstärke zunimmt und ich ein bekanntes Gesicht entdecke. Das ist vielleicht meine erste große Preisverleihung, aber deshalb muss ich mich ja nicht gleich so benehmen.