| 49 | ᴇᴍᴍᴀ | 𝙈𝙮 𝙢𝙞𝙨𝙩𝙖𝙠𝙚 𝙬𝙖𝙨 𝙡𝙤𝙫𝙞𝙣' 𝙮𝙤𝙪

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Was tut man, wenn man sieht, dass jemand, den man liebt, in Auflösung begriffen ist? Versucht man, es zu verhindern?

Natürlich.

Ich sage Cole, dass er sich nicht so sehr bemühen muss.

Dass ich ihn auch mag, wenn er mir keine Blumen mitbringt oder mich nicht zu Dates ausführt.

Er verweigert jedes Gespräch zu diesem Thema.

Kapselt sich zunehmend ab.

Wir sind wieder da, wo wir angefangen haben.

Eines Abends kommen wir ins Theater und Jack, Will, Chloe und Miranda stehen in der Gruppe zusammen und reden aufgebracht durcheinander.

»Was ist passiert?« Ich ziehe meinen Mantel enger um den Körper und schaue auf das iPad, das Chloe in der Hand hält.

Ihr Gesichtsausdruck ist ernst. »Überdosis. Die Sanitäter haben sie wiederbelebt, aber für einen Moment stand es echt auf der Klippe, wie es heißt.«

»O mein Gott. Wer ist es?«

Chloe wirft Cole einen seltsamen Blick zu. »Olivia Barnes. Sie hat zuletzt im Lion King gespielt. Sinclairs Ex-Freundin, nicht wahr? Das ist doch das Mädchen, das dich gestalkt hat ...«

Ich drehe mich zu Cole, und er ist weiß wie die Wand.

»War die Überdosis Absicht?«

»Das können sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.«

»Was hat sie genommen?«

»Sie wurde ins Krankenhaus gebracht, dort werden die toxikologischen Tests durchgeführt.«

Ich nehme Coles Hand, seine Miene ist wie versteinert.

»Meine Freundin meinte, sie war depressiv«, sagt Chloe. »Hat wohl ziemlich viele Drogen genommen. Ihre Mitbewohnerin dachte, sie wäre inzwischen clean. Aber offenbar war sie das nicht.«

Wortlos zieht Cole seine Hand weg und stürmt davon. Als ich ihn einhole, hat er die Kiefer so fest aufeinandergepresst, dass er Walnüsse mit den Zähnen knacken könnte.

»Cole –«

»Ich will nicht darüber reden.«

Ja, wie immer. Bloß nicht reden.

Ich habe Mühe, mit ihm Schritt zu halten. »Du kannst dich nicht dafür verantwortlich machen. Jetzt mal im Ernst. Sie hatte ein Drogenproblem.«

»Das sie aber erst entwickelt hat, als ich sie verlassen hab.«

»Das weißt du nicht.«

»Doch, das tue ich, weil sie garantiert keine Drogen genommen hat, als wir noch zusammen waren. Das hätte ich gemerkt.«

»Das ist das Showbusiness. Viele Leute machen dumme Sachen, weil sie nicht damit umgehen können. Wenigstens haben sie sie rechtzeitig gefunden. Sie wird wieder gesund.«

Er bleibt stehen, und als er sich zu mir umdreht, lodert sein Blick. »Du gehst echt mit dieser rosaroten Brille auf der Nase durchs Leben, oder, Emma? Ich weiß, dein Leben bestand bisher nur aus Kindergeburtstagen, aber nicht alle haben dieses Glück. Einige von uns leben in der echten Welt, wo Scheiße passiert, die man nicht einfach wiedergutmachen kann. Und sosehr man sich auch wünscht, dass sich die Dinge verändern – sie tun es, verdammt noch mal, einfach nicht. Wach auf!«

Als er davonstampft, beruhige ich mich damit, dass er unter Schock steht und einfach nur ein bisschen Zeit braucht. Dass es vorbeigeht, und alles wieder normal wird. Dabei weiß ich nicht mal, was normal bei uns bedeutet. Ich hasse es, dass wir von Tag zu Tag undefinierbarer werden und ich machtlos dabei zusehen muss.

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