| 30 | ᴇᴍᴍᴀ | ... 𝙩𝙝𝙚𝙧𝙚'𝙨 𝙣𝙤 𝙬𝙖𝙮 𝙩𝙝𝙚𝙮'𝙧𝙚 𝙚𝙫𝙚𝙧 𝙜𝙤𝙣𝙣𝙖 𝙛𝙤𝙧𝙜𝙚𝙩 𝙞𝙩

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Als ich wie versprochen eine halbe Stunde bevor sich der Vorhang hebt, bei Sinclairs Garderobe ankomme, fühle ich mich so, als würde das Hühnchen-Sandwich, das ich zu Abend gegessen habe, Rumba in meinem Bauch tanzen. Ich atme tief durch und klopfe an die Tür. Jack ruft mir zu, dass ich reinkommen kann.

»Hey«, murmele ich und bleibe im Türrahmen stehen.

»Hey, holde Bonnie«, ruft Jack, der gerade in großzügigen Bewegungen mit der Puderquaste über sein Gesicht fährt. »Dein Lover ist noch im Bad.«

»Immer noch?«

Ich höre gedämpftes Würgen.

Jack grinst. »O ja.« Er drückt mich mitfühlend und geht dann hinaus. »Viel Spaß beim Küssen heute Abend.«

Ich geh zum Badezimmer und klopfe.

»Lass mich in Ruhe«, ruft Sinclair schwach.

»Ich bin's«, spreche ich durch die Holztür. »Kann ich reinkommen?«

»Nein.« Seine Stimme ist brüchig. »Ich bin ekelhaft.«

»Na ja, daran bin ich gewöhnt.«

Ich öffne die Tür und betrete das Bad. Es riecht beißend nach Erbrochenem, ich muss mich beherrschen, um nicht selbst zu würgen. Sinclair sitzt auf dem Boden, mit dem Rücken zur Wand, das Gesicht weiß wie ein Tuch.

»O Gott, bist du okay?« Ich gehe vor ihm in die Hocke. »Du siehst schlimm aus.« Dabei sieht er selbst in diesem Zustand noch unglaublich attraktiv aus.

»Wenn du nur hier bist, um mich zu beleidigen, kannst du ruhig wieder gehen«, meint er vorwurfsvoll und zieht die Knie an.

»Ich will dir helfen. Aber dafür tust du jetzt besser genau das, was ich dir sage, ohne Widerworte.«

»Klar, was auch immer du sagst. Mach nur, dass es aufhört.«

Er hat bereits sein Kostüm an. Weißes Hemd mit aufgerollten Ärmeln. Die obersten Knöpfe sind geöffnet und entblößen viel Haut. Dazu trägt er eine Anzughose und Stiefel. Ich schnappe mir seinen linken Fuß und löse die Schnürsenkel.

Er versteift sich. »Was soll denn das?«

»Keine Widerworte!«

»Okay, aber erst sagst du mir, was du vorhast.«

»Ich muss dir den Schuh ausziehen.«

»Wieso?«

»Das siehst du dann.«

»Emma ...«

»Weil ich dir den Fuß massieren will.«

Er zieht das Bein zurück und schüttelt den Kopf. »Auf gar keinen Fall! Meine Füße sind eklig.«

»Jetzt krieg dich mal ein.«

»Emma, das kommt gar nicht in Frage, verdammt!«

»Sinclair.« Ich seufze verzweifelt. »Willst du da heut Abend rausgehen und es allen zeigen oder willst du deinem Vater auch noch in die Hände spielen, so dass er dich für einen totalen Versager hält?«

Er sackt in sich zusammen.

Ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich seine intimen Familiengeheimnisse für meine Strategie verwurste, aber was soll's? Er muss es kapieren.

Er knurrt frustriert und streckt mir widerwillig den Fuß hin. Ich ziehe ihm Stiefel und Socken mit einem Ruck aus. Eine Sekunde lang bin ich völlig baff. Sein Fuß ist wunderschön. Er könnte ein verdammtes Fuß-Modell sein.

Ich schaue ihn an, er zuckt nur die Achseln. »Stinken sie?«

»Du spinnst.« Ich ziehe seinen Modellfuß in meinen Schoß. »Vertrau mir, okay? Meine Mutter ist Expertin, was alternative Therapieformen angeht. Ich halte das meiste davon zwar für Humbug, aber die Reflexzonenmassage hat bei mir immer geholfen. Ich hab schon mit zwölf alle wichtigen Druckpunkte gekannt, also entspann dich. Ich tu dir schon nicht weh.«

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