Am Montag sitze ich im Zuschauerraum und warte, darauf, dass die Ensemblebesprechung beginnt. Alle sind da. Das heißt, alle bis auf Emma und Will. Frank schaut auf die Uhr. Er hat heute Vormittag noch ein Meeting mit dem Management, und ich weiß, dass er nervös ist. Ich kratze mich hinterm Ohr.
Wo zum Henker bleibt sie?
Schließlich kommt sie noch im Mantel reingerauscht, und ein ganzer Stapel Notenblätter rutscht ihr aus den Händen. Sie sieht ... schrecklich aus. Ich meine, sie ist wunderschön, das ist sie immer. Aber lasst es euch von jemandem sagen, der sie genau beobachtet hat – Emma hat einen schlechten Tag. Seht ihr, wie blass sie ist? Und die Haare sind zu einem wirren Knoten hastig hochgesteckt, was extrem sexy wäre, würde sie dabei nicht so ... krank aussehen.
Nervös lächelt sie Frank an. »Tut mir leid, Frank. Bei mir war heute Morgen Chaos.«
»Kein Problem, Emma. Wir fangen gerade erst an.«
Während Frank seine Mitteilungen runterrasselt, lasse ich sie nicht aus den Augen, aber sie begegnet meinem Blick kein einziges Mal.
»Emma, hast du die geänderten Positionen in der zweiten Szene im zweiten Akt?«
Sie schaut hoch, und mit ihren großen dunklen Augen sieht sie erst recht wie ein im Scheinwerferlicht erstarrtes Reh aus. Sie hat nicht zugehört.
»Äh ... die sind ... äh ...«
Ich beuge mich vor und verkünde: »Die hab ich. Emma hat sie mir zum Drüberschauen gegeben, aber ich hab sie zu Hause auf dem Schreibtisch liegen lassen. Ich besorge sie dir so schnell wie möglich.« Frank nickt, und Emma schließt vor Erleichterung die Augen.
Als nach dem Meeting alle aus dem Raum strömen, schlängele ich mich zu Emma durch. »Hey.«
Sie senkt den Blick auf die Notenblätter in ihren Händen und zupft den Mantel über ihrem Arm zurecht. »Danke, dass du für mich eingesprungen bist, Cole. Das war echt nett von dir.«
Ich weiß, was ich letztens noch gesagt hab – dass ich fertig mit ihr sei. Das war nicht so gemeint.
Ich hab einfach Schwachsinn erzählt, um Dampf abzulassen, der sich in meiner Hose angestaut hatte. Euch ist das klar. Ob es Emma wohl auch klar ist? Ob es sie interessiert?
»Manchmal muss ich auch was Nettes tun, nur um dich ein bisschen auf Trab zu halten.« Ich lächele sie kurz an, doch sie erwidert das Lächeln nicht.
Und sie hat mir immer noch nicht eine verdammte Sekunde lang ins Gesicht geschaut. Was ist los mit ihr? Mein Herz beginnt zu klopfen, als ich mir die verschiedenen Möglichkeiten durch den Kopf gehen lasse. Ist sie krank? Ist ihrer Mutter irgendwas zugestoßen? Wurde sie in der Tube überfallen?
Großer Gott.
Ohne ein weiteres Wort geht Emma in ihre Garderobe, schließt die Tür hinter sich und lässt mich einfach draußen stehen. Da haben Männer eben die Arschkarte, Leute. Als Gott Eva eine von unseren Rippen gab, hätte er uns irgendein Extra zurückgeben sollen. Telepathie wäre eine gute Idee gewesen.
Einmal hab ich gehört, wie meine Mutter zu meinem Vater meinte, sie wolle ihm nicht erklären müssen, warum sie sauer ist. Wenn er nicht von allein drauf komme, was er falsch gemacht habe, dann tue es ihm auch nicht wirklich leid. Was in aller Welt soll das denn heißen? Blitzmeldung, Ladys: Wir können eure Gedanken nicht lesen. Und offen gestanden wüsste ich nicht mal, ob ich das will. Das weibliche Gehirn ist ein Furcht einflößender Ort.
Wir Männer dagegen lassen nicht viel Spielraum für Zweifel: Du bist ein Arschloch. Du hast meine Freundin gevögelt. Du hast meinen Hund überfahren. Ich hasse dich. Unverblümt, klar und eindeutig. Solltest ihr Mädels mal probieren. Das würde uns alle dem Weltfrieden einen Schritt näher bringen.
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Act Like It ✔️
Romance𝐿𝒾𝑒𝒷𝑒 𝓈𝓉𝑒𝒽𝓉 𝓃𝒾𝒸𝒽𝓉 𝒾𝓂 𝒮𝒸𝓇𝒾𝓅𝓉 ... Emma schnappt sich die Hauptrolle im neuesten Musicalhit des Westends und scheint endlich ganz oben auf der Karriereleiter angekommen zu sein. Doch ihr Traum der Leading Lady hat einen Haken: ...