| 39 | ᴇᴍᴍᴀ | 𝙊𝙣𝙡𝙮 𝙬𝙝𝙚𝙣 𝙤𝙣𝙚'𝙨 𝙡𝙚𝙛𝙩 𝙗𝙚𝙝𝙞𝙣𝙙 𝙙𝙤𝙚𝙨 𝙞𝙩 𝙜𝙚𝙩 𝙨𝙖𝙙

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Auf der Straße ziehe ich mir die Kapuze meiner Fleecejacke über, um meinen Kopf vor dem Regen zu schützen, obwohl meine Haare eh schon eine Katastrophe sind. Ich habe jetzt das post-Sport-Stadium erreicht – zugegeben ein seltener Zustand für mich –, in dem der Schweiß zu einer netten Salzkruste auf meiner Haut und Kleidung getrocknet ist. Nicht sehr angenehm.

»Ich muss duschen.« Ich verziehe das Gesicht und zerre an meinem Oberteil. Hoffentlich stinke ich nicht. Aber Cole hätte bestimmt nicht den Mund gehalten, weil er meine Gefühle nicht verletzen will. Er hätte mich gezwungen, bei geöffnetem Fenster auf einem Handtuch zu sitzen.

»Dein dringender Wunsch, im Tower herumzulatschen, muss also noch warten.« Cole entriegelt den Wagen und hält mir die Beifahrertür auf. »Das Britische Volk wird enttäuscht sein.«

»Auf jeden Fall brauche ich dich nicht einzuladen, mitzukommen, nachdem du dich selbst zwischen Prince William und Clooney einordnest, was das Interesse der Paparazzi angeht.« Ich denke kurz nach. »Wir könnten riesige Hüte und Sonnenbrillen tragen. Du könntest einen ganzen Tag in der Anonymität genießen. Es muss echt schwer sein, so gut auszusehen und so viel Talent zu haben.«

Cole rutscht hinter das Lenkrad und greift nach seinem Sicherheitsgurt. »Ich glaube, dass diese Dummköpfe, die im Oktober bei strömenden Regen eine Sonnenbrille tragen, auch so genügend Aufmerksamkeit erregen.«

Er fährt mich das kurze Stück zu meiner Wohnung, weil es mir gar nicht in den Sinn gekommen ist, dass ich auch nach Hause laufen könnte. Mein Körper hat wohl beschlossen, dass er für die nächsten zwei Wochen genug Ausdauertraining hatte. Ich biete ihm automatisch eine Tasse Tee an – typisch englische Tradition. Wir haben gerade einen halben Liter Kaffee und heiße Schokolade getrunken, trotzdem muss immer Zeit für eine Tasse Tee sein. Zu meiner Überraschung nimmt er mein Angebot an.

In meiner Wohnung gehe ich in die Küche und fülle den Kessel mit Wasser. Entweder hält das Hochgefühl von meinem Lauf noch an oder ich bekomme ein dickeres Fell, was Cole angeht. Jedenfalls habe ich nicht das Bedürfnis, noch etwas Tödlicheres als Zucker in seinen Tee zu kippen. Wenn das kein Fortschritt ist.

Ich hänge Teebeutel in zwei Tassen und kehre ins Wohnzimmer zurück, bis das Wasser kocht. Ich lasse mich auf die Couch fallen, unterdrücke ein Gähnen und zerre wieder an meiner Jacke. Sobald er weg ist, würde ich sie ausziehen und duschen. Unter gar keinen Umständen werde ich mich nackt ausziehen, wenn Cole nur eine mickrige Wand entfernt ist.

Er setzt sich neben mich und sieht sich neugierig um, als wäre es sein erster Besuch in meiner Wohnung.

Ich lasse ihn nicht aus den Augen. »Ich bin mir wohl bewusst, dass meine gesamte Wohnung in dein schickes Penthouse passt. Du brauchst nicht so nett zu sein. Inzwischen habe ich mich an deine Holzhammermethode gewöhnt.«

Der Kessel pfeift, bevor er antworten kann, und ich gehe, um den Tee zuzubereiten. Meine Mopstasse weiß er bestimmt nicht zu würdigen, also überlasse ich ihm die Royal Doulton Tasse meiner Oma. Nach kurzer Überlegung verteile ich eine Handvoll Kekse auf einem Teller. Vielleicht kann ich ihn inzwischen besser leiden, aber meine Schokoladen-HobNobs verschenke ich nicht.

Er sieht nachdenklich aus, als ich ihm die schöne Tasse überreiche. Der Blick, den er mir zuwirft, als ich mich wieder setze, ist scharf und durchdringend. »Ich hab doch nicht deine Gefühle verletzt, oder? Gerade eben? Wegen deiner Wohnung?«

Ich halte inne, den halben Keks noch zwischen den Lippen. Er wird weich zwischen meinen Zähnen und die Hälfte krümelt in meinen Schoß. Ich muss husten und nehme schnell einen Schluck Tee. »Wo kommt das denn jetzt her?«, frage ich, sobald mein Hals wieder frei ist. Ich fege die Krümel von meinem Knie in meine Handfläche und entsorge sie in ein Taschentuch.

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