Kapitel 36

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Die ganze Nacht über hatte ich kein Auge zu bekommen. 

Riddle schwirrte nur so in meinem Kopf herum.
Was sollte das werden? Wieso nur hatte er mir diesen Trank gegeben? Was wollte er damit bloß erreichen? Und jetzt wo ich ihn hatte, wo sollte ich ihn verstecken? Wofür sollte ich ihn benutzen? 

Nachdem die Sonne wieder über den Himmel herrschte, machte ich mich auf den Weg in die große Halle, in der Hoffnung dort Riddle anzutreffen. Tatsächlich saß er wirklich schon dort, doch gerade als ich in seine Richtung ging, zog mich jemand zurück. 

"Lass mich verfickt noch mal los!" zischte ich. 

Draco hörte auf meine Anweisung erst, als er mich hinter eine Ecke des Ganges vor der Halle zog. 

"Was zur Hölle sollte das?" fragte ich ihn wütend. 

Nicht das ich solch ein Verhalten nicht von ihm kannte. Dennoch sollte er langsam wissen, dass er das nicht tun sollte. 

"Wieso hast du Blaise gefragt? Meinen besten Freund?! Bist du so eine Schlampe geworden Kali?!" 

Es war wie ein Schlag. Mitten ins Gesicht. Ich ließ mir trotzdem nichts anmerken. 

"Soll ich eine Schlampe werden? Oder meintest du lieber DEINE Schlampe?" erwiderte ich schnippisch. "Die ganzen Spiele zwischen uns sind jetzt vorbei Malfoy. Du hast dich für deinen Weg entschieden und ich werde kein Teil mehr davon sein. Es war ganz alleine deine Entscheidung, also kümmere dich um deinen eigenen Scheiß und halte mich da ab jetzt raus." 

Geradewegs drehte ich mich wieder um und ging entschlossen auf die Halle zu, mit meinem vorherigem Ziel vor Augen. 

"Bleib verdammt nochmal stehen Kali!" rief Draco mir hinterher. 

So viel Adrenalin strömte durch mich. So viel Unwissen und Unüberlegtheit. Dracos Schritte konnte ich hinter mir hören, bis ich vor Riddle stand und ihn ohne weiter darüber nachzudenken, küsste. 

Es war ein sanfter Kuss. Nicht mit Gier sondern man unbeschreiblicher Sehnsucht. Er stieß mich nicht weg und ich ihn auch nicht. 

Dass Draco meine erste Intention war, vergas ich komplett. Vielleicht aber auch nur, weil ich tief in meinem Inneren wusste, dass ich genau diesen Moment schon für eine lange Zeit herbeigesehnte. 

Wir lösten uns nur schwer wieder voneinander und ab diesem Moment war Draco schon aus der Halle verschwunden. 

Wie lange hatte dieser Kuss wohl angehalten? Was sollte ich nun sagen? Was dachten die Anderen nun bloß? 

"Wir sollten endlich reden." flüsterte Riddle leise. "Möchtest du noch etwas essen?" fragte er mit weicher Stimme. 

Nur ein leichtes Kopfschütteln gab mein Körper von sich. Mein Magen fühlte sich so voll an, als hätte ich drei Gänge hinter mir. Hätte ich jetzt noch ein Blatt gegessen, hätte ich mich übergeben. 

Er zuckte leicht zu meiner Hand. Es war der Ansatz sie ergreifen zu wollen. Jedoch hatte er sich umentschieden und ging alleine voraus. 

Er brachte mich zu dem Raum, in dem alles Begann. 

Das Klassenzimmer für Zaubertränke. 

An diesem Ort waren wir uns zum ersten Mal begegnet. Ich war als letzte gekommen und nur noch der Platz neben ihm war noch frei. Niemals hätte ich in diesem Moment gedacht, dass wir heute wieder einmal gemeinsam an diesem Platz säßen. 

"Es war der erste Ort, der mir eingefallen ist." erklärte er leise. 

Wir setzten uns genau auf unsere alten Plätze, mit dem Blick auf den Anderen. 

"Frag was dir in den Sinn kommt. Dieses Mal werde ich dir antworten." versicherte er. 

Täte er das wirklich? Ich hatte keine Ahnung, aber was hatte ich zu verlieren? 

"Wieso hast du deinem Vater nichts von dem Trank erzählt und wieso hast du ihn gerade mir gegeben?" 

Er atmete noch einmal tief durch, bevor er mir eine Antwort gab.
"Kali, ich möchte es dir endlich beweisen. Ich bin nicht so wie mein Vater. Es war die beste Möglichkeit, die ich hatte, es dir zu beweisen." 

"Du hast mich nur belogen und ausgenutzt. Du hast mit meinen Gefühlen gespielt, ohne zu zögern. Also was willst du mir beweisen?" 

"Du hast Recht. Am Anfang habe ich mit dir gespielt. Du warst eine Aufgabe, weiter nichts. Aber das hat sich geändert und das weißt du genau so gut wie ich. Glaubst du wirklich all die Küsse waren ohne Gefühle? Glaubst du all meine Instinkte wären so auf dich fokussiert gewesen, hätte ich dich nur für meine Mission gehalten? War der Kuss eben für dich gefühlskalt? Hast du nicht meine Sehnsucht spüren können?
Kali, es war nie nur ein Spiel. Ich habe dir den Trank gegeben. Tu damit was du möchtest. Aber bitte, finde wieder zurück zu mir. Glaube und verzeihe mir oder sag mir was ich sonst noch tun kann." 

Und in diesem Moment tat ich etwas, was ich nicht tun wollte: Ich verließ den Raum, ohne ein weiteres Wort zu sagen. 

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