Von Cowboys und Pferdestatuen

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Kyle hatte die Macht, mich mit diesem verdammten Lächeln, um den Finger zu wickeln. Dem war ich mir bewusster, den je. Wir spazierten durch die Altstadt von Quebec, die mich an zuhause erinnerte und rein gar nichts mit den amerikanischen Vorstädten gleich hatte, die ich aus dem Fernsehen kannte. Es war, wie wenn man durch eine normale Stadt in Europa lief.

»Ich sagte doch, die Altstadt ist wunderschön.« Er legte kurz seinen Arm um meine Schulter, während wir uns dem Château Frontenac näherten.

»Du hast nicht zu viel versprochen.« Die Lichter der Stadt verliehen den kleinen Gassen einen speziellen Charme, den ich so nie erlebt hatte.

»Das Château war nie eine Festung, wie man denken könnte. Es ist bereits als Luxushotel gebaut worden«, erklärte Kyle und deutete auf das gewaltige Gebäude vor uns. »Es sollte Touristen in die Stadt locken.«

»Das ist ihm gelungen. Ich will gar nicht wissen, was da ein Zimmer kostet.«

»Das günstigste Zimmer liegt bei knapp fünfhundertfünfzig kanadischen Dollar. Die Suite bei etwa tausendachthundert kanadischen Dollar, die Nacht. Ein Schnäppchen. Ideal für eine Hochzeitsreise, findest du nicht?« Die Ironie war kaum zu überhören, mit der er sprach.

»Ich lebe in einem Schuhkarton, dessen Miete so viel kostet, wie eine Nacht im billigsten Zimmer. Klar, warum also nicht. Man lebt nur einmal. Essen, Miete und alles andere wird überbewertet.« Ich sah an dem schicken Gebäude nach oben. Wer gab so viel Geld für eine Nacht aus?

»Also wäre es dir es nicht Wert?« Er zog eine Augenbraue nach oben, als würde er mir nicht glauben, was ich sagte.

»Nein.« Ich drehte mich zu ihm. »Es gibt wichtigeres als ein teures Hotelzimmer.«

»Das wäre?«

»Momente sammeln, an die man sich später erinnern kann. Ich will mich nicht an ein Hotelbett erinnern. Sondern an eine Kissenschlacht darin. Oder an einen Wasserfall, einen Tanz im Mondlicht. Das Lachen, der Menschen die ich Liebe und die Freude in ihren Augen«, zählte ich einen Bruchteil dessen auf, was für mich von Bedeutung war. Dinge, die man mit Geld nicht kaufen konnte.

»Kissenschlacht, tanzen im Mondlicht, ist notiert, Prinzessin.« Seine leise Stimme ließ mein Herz für einen Augenblick schneller schlagen. Sagte er es, weil er diese Momente mit mir erleben wollte? Wir kannten uns gerade mal wenige Wochen und schon spukte er in meinem Kopf herum. Es lag an der Aufmerksamkeit, die er mir schenkte. Sie allein war der Grund, dass mein Herz stolperte, obwohl es wusste, dass es verkehrt war. Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum ich so auf ihn reagierte.

»Dann ist die gehobene französische Küche sicher genau dein Ding. « Wir beide lachten auf.

»Froschschenkel und Schnecken stehen ganz weit oben auf meiner Ekelskala.«

»Sagt die Frau, in deren Land man Minzsoße isst.«

»Besser als diese Paste, die du dir da auf dein Brot schmierst.«

»Hey, Vegemite ist lecker. Hast du es schon probiert?« Er verschränkte die Hände vor der Brust.

»Ja, es schmeckt wie eine zu salzige Gemüsebrühe und das schmierst du dir auf dein Brot?« Ich wendete mich ab, lief auf die Promenade zu, von der man auf den Strom hinabblicken konnte. »Sicher fängst du dir auch ein paar Schlangen und grillst sie abends.«

»Ich habe das dumpfe Gefühl, du siehst mich mit Cowboystiefeln und Hut auf der Veranda sitzen, mit einer Flinte in der Hand und einem Grashalm zwischen den Zähnen, darauf wartend eine kleine Ratte zu erschießen. Du weißt aber schon, dass ich nicht aus Texas bin.«

behind the curtainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt