Die Tage zogen sich wie Kaugummi und ich strich sie immer weiter im Kalender ab, bis es endlich so weit war.
»Wo willst du hin?« Wes lehnte am Rahmen und sah mich fragend an. Allein, dass Ebony ihm erlaubte hier weiter zu wohnen, machte die Situation zwischen uns nicht besser. Es schien, als würde er sich neuerdings für meinen Vater halten, der jeden meiner Schritte kontrollierte.
»Ich schätze, das geht dich nichts an.« Der Ton zwischen uns war rau. Das Ganze hatte seinen Höhepunkt auf einer Party am letzten Freitag, an dem er anderen erklärte, wie ich mich von Olivia und Kylan verarschen ließ. Was dazu führte, dass ich nach ein paar Tequilashots 10 Things I hate about you von Leha Kate auf dem Esszimmertisch zum Besten gab. Und es mir nicht nehmen ließ, ihn dabei anzusehen, damit ein jeder wusste, dass ich ihn meinte. Debora konnte einem nur noch leidtun. Es war offensichtlich, wen er zurückwollte, um ihn zu kontrollieren. Er vergaß nur eine Sache, dazu gehörten zwei und ich wollte ihn keineswegs zurück.
»Sie ist bei ihm.«
»Sie ist die Vorband.« Ich schüttelte den Kopf und griff nach meinem kleinen Rucksack, der für diesen kurzen Trip ausreichend war.
»Ich will es nicht schön reden, aber es war nicht schwer dich zu betrügen und wir haben zusammengelebt.«
Einen Moment später zierte mein Handabdruck seine Wange. Erschrocken sah Wes mich an, ehe ich mich an ihm vorbei drängte. »Und wo hat es dich hingeführt?« Ich deutete auf die Umgebung und damit auf die Wohngemeinschaft, in der wir lebten.
»Du weißt, dass er es nicht ernst mit dir meint.«
»Und du weißt, dass es dich nichts angeht.« Ich warf die Tür hinter mir ins Schloss. Wenn er sich nicht bald eine Wohnung suchte, konnte ich für nichts garantieren. Vor allem nicht, bei den Sprüchen, die er raushaute. Wes konnte froh sein, dass es nur meine Hand war und keine Bratpfanne.
»Bon, wenn er nicht bis Ende des Monats ausgezogen ist, erwürge ich ihn«, sendete ich meiner besten Freundin eine Sprachnachricht und stieg die Treppen zur U-Bahn hinab. Kylan rechnete erst gegen Mittag mit mir, dachte noch, dass ich arbeiten würde. Nach den letzten Wochen brauchten wir jedoch mehr Zeit und eine kleine Überraschung schadete auch nicht. Ich erinnerte mich an Sydney. Wie er ungläubig zu uns sah, sich nicht sicher war, ob es wirklich ich war, die da im Publikum stand. Er hatte mir bereits die Zimmernummer geschrieben, so dass ich wusste, wohin ich musste. Der Weg mit der Bahn machte mich nervös. Es fühlte sich an, als würde ich das erste Mal zu ihm fahren, was unsinnig war. Wir gaben uns alle Mühe und ich wusste, solange die Tour lief, würde ich Olivia in seiner Nähe akzeptieren müssen.
»Miss, das Stockwerk...«, wollte mich die nette Rezeptionistin schon abhalten, ehe ich die Baseballkappe abzog und den kleinen Ausweis hochhielt, der mich als Staff-Mitglied bezeichnete. »Ich weiß.«
Mein Herz klopfte, wie jedes Mal, wenn wir uns sahen. Eine Sache, die trotz allem bestand hatte und deutlich machte, dass wir einen Weg fanden, all das zu überstehen. Jedes Paar erlebte eine schwere Phase. Unsere kam, durch sein öffentliches Leben, nur etwas früher. Sie machte uns stärker, wenn wir nicht aufgaben und Sam nicht doch noch auspackte. Aber vielleicht hielt sie zumindest bis nach der Tour die Füße still, da sie sah, was passierte, wenn wir stritten.
Vor seiner Tür blieb ich stehen, atmete tief durch, ehe ich anklopfte.
Ich hörte ein Murmeln, dann öffnete sich die Tür und ich sah ihn Kylans müde Augen.
»Mia?«
»Überrasch...« Der Rest blieb mir im Hals stecken, als ich zwei nackte Beine auf dem Bett hinter ihm liegen sah.
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behind the curtain
Romance»Siebzehn Stunden Flugzeit, sieben Stunden Zeitunterschied, siebentausend Meilen« Eine Auszeit in Kanada, fern ab ihres Ex-Freundes Wes, um ihre Muse zu finden. Das klang bei einer Flasche Rotwein für die junge Autorin Mia Hayes noch wie ein guter P...