Eine lange Nacht

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  »Ich verschwinde, es ist besser so«, meinte ich zu Ebony. Ich hielt das nicht länger aus. Diesen Druck auf meiner Brust, der Knoten in meinem Bauch.

  »Das wird es nicht besser machen.« Sie sah mich mahnend an. Wahrscheinlich dachte sie noch immer daran, dass es für uns ein Happy End gab. Denn die waren ihre Spezialität, jedenfalls in ihren Büchern. Ich neigte dazu, den Love Interest frühestmöglich zu töten. Denn ich wollte starke unabhängige Protagonistinnen. Mir war klar, welcher Song als Nächstes kam, und war nicht bereit ihn unter diesen Umständen zu hören, ehe ich mich abwendete.

  »Weglaufen ist keine Alternative.« Das passierte gerade nicht, das war nicht möglich. »Denn manch mal scheint sich alles falsch anzufühlen, aber man weiß, es ist Once in a lifetime.« Noch während er sprach, setzte Nolan mit der Gitarre ein.

  Das Publikum jubelte, bekam gar nicht mit, was hier passierte. Ich drehte mich um und sah zu Kylan. Es war die Hoffnung, dass er zu mir sah, doch er hatte die Hände um das Mikro gelegt, wie damals in Sydney und die Augen geschlossen. Ich war nicht in der Lage mich abzuwenden. Doch ehe der Refrain einsetzte, trafen sich unsere Blicke. Neben uns hüpfte das Publikum im Takt mit und ich stand dazwischen. Sah ihn nur an. Mein Herz erlitt ein Schleudertrauma. Den ganzen Abend wartete ich auf ein Zeichen und jetzt bekam ich etwas, was ich nicht zuordnen konnte. Ich wischte mir die Tränen von den Wangen. Bei einem Rock Song stand ich unter all diesen Menschen und weinte. Sein Blick war sanft, doch der Knoten in meinem Bauch löste sich nicht. Ich war hin und her gerissen, zwischen all diesen Gefühlen. Wo standen wir jetzt? Wie ging es weiter? Es gab keine simple Antwort auf diese Frage, denn zu viel zwischen uns war ungeklärt.

   Es war, als würde Ebony die Anspannung spüren. Sie griff nach meiner Hand und drückte sie fest. Nach dem Song war es wie vorher. Er mied es mich anzusehen und ich stand weiterhin regungslos unter all diesen Menschen. Nie in meinem Leben hatte ich mich so verloren gefühlt, wie an diesem Abend. Nie hätte ich geglaubt, wie einsam man sich in einem Saal voller Menschen fühlte, wenn die Welt still zu stehen schien. Wie ging es nach dem Auftritt weiter? War es besser, wenn wir die Halle verließen? Oder sollte ich hier warten und mit ihm reden? Auf ihn zukommen? Doch welche Worte waren die Richtigen?

  Ehe sie für die Zugabe auf die Bühne kamen, stand Carter neben mir.

  »Er möchte, dass ich dich nach hinten begleite.« Der Security sah geradeaus. Die Leute um uns schienen ihn kaum wahrzunehmen, riefen laut nach einer Zugabe. Ich sagte nichts und er blieb stehen. Als würde er aufpassen, dass ich nicht weglief.

  »Geh, ich warte auf dich.« Ebony drückte meine Hand. Doch ich blieb stehen. Starrte auf die leere Bühne. »Jeder streitet mal.«

  »Komm du auch mit.« Er deutete an, ihm zu folgen. Sie kamen in diesem Moment auf die Bühne, in dem wir den Rand der Halle erreichten. Ob ihm mein Fehlen auffiel? Er öffnete eine Tür und wir schlüpften in den hinteren Bereich.

  »Was sucht sie hier?« Sam stand vor uns, mit vor der Brust verschränkten Armen? »Ich glaube kaum, dass Kyle sie sehen will.«

  »Er hat mich sie holen geschickt.«

  »Und ich sage, sie geht.« Sam und Carter lieferten sich ein Blickduell.

  »Feuer mich doch Sam.«

  »Du hast zehn Minuten mit ihm, dann bist du weg.«

  »Sie geht, wenn er es will.« Ebony baute sich vor mir auf.

  »Lass.« Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. Wir wussten beide, Sam saß am Ende am längeren Hebel.

  »Du weißt, Mia. Du schuldest mir noch was.« mit diesen Worten wendete sich Sam ab und marschierte Richtung Bühne.

behind the curtainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt