Ein kleines Geheimnis

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Nolan saß auf der Veranda, die Augen geschlossen. Es schien, als würde er schlafen, weswegen ich leise an ihm vorbeischlich.

»Wohin des Weges, Mia?« Er bewegte sich keinen Millimeter.

»Ein wenig durchatmen und nachdenken.«

»Darüber, ob du nicht doch zu uns ziehen willst?« Er richtete sich auf, sah mich direkt an. Bei Nolan war ich mir nicht sicher, ob er mich mochte, oder nicht.

»Nein, du musst dir keine Sorgen um Blake machen.« Ich lehnte mich gegen den hölzernen Pfeiler der Veranda uns versuchte aus Nolan schlau zu werden.

»Ich mache mir eher Sorgen um Kyle.«

Nach dem, was ihm passierte, war es nicht verwunderlich, dass er seinen Bruder schützte. Wir sprachen nicht darüber, von wie viele andere Frauen die Jungs bereits verarscht wurden. Ich konnte mir aber vorstellen, dass es da einige gab. Abwartend sah ich ihn an. Er würde mir erklären, wie er es meinte.

»Kyle verliebt sich nicht Hals über Kopf. Das ganze hier passt nicht zu ihm.«

»Zu mir auch nicht.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust, war mir sicher, dass Nolan mir sagen wollte, ich habe Kylan um den Finger gewickelt. Dabei war es er, der mich wie eine Welle mit sich riss.

»Ich bin nur skeptisch.«

»Kann ich verstehen Nolan, aber man kann es sich nicht aussuchen, wie, wo und vor allem, wann man einen Menschen trifft, der einem im Herzen berührt.« Ich holte kurz Luft, ehe ich ihm in die Augen sah.

»Man hört, wie gut du mit Worten umgehen kannst.« Er zog die rechte Augenbraue skeptisch nach oben.

»Du vertraust mir nicht, das ist okay. Aber vertrau vielleicht deinem Bruder.« Ich stieß mich vom Holzpfosten ab, ehe ich die Treppe nach unten schritt.

»Ich vertraue Kyle, das hatte ich dir an dem Abend in der Küche schon gesagt. Ich fürchte nur, dass ihr nicht für dieses Leben gemacht seid, das ihr euch da ausmalt.« Er erhob sich aus dem Stuhl und trat auf mich zu, deutete mir an, ein Stück mit ihm über den Rasen zu laufen.

»Liegt es nicht an uns, es herauszufinden?« Ich sah zu dem großen Mann neben mir auf. Bei Kylan nahm ich den Größenunterschied nicht so wahr, wie bei Nolan.

»Korrekt. Aber du wohnst nicht in Sydney, nicht mal Neuseeland. Was auch schon weit genug ist. Aktuell bist du hier. Ihr habt zwölf Stunden Zeitunterschied. Du bist wach, wenn er schläft. Und selbst, wenn du nach London zurückgehst, liegt die halbe Welt zwischen euch.« Er fuhr sich durch sein Haar, sah mich nicht an. »Räumliche Distanz kann schnell selbige im Herzen schaffen. Nähe baut sich nicht durch Telefonat auf.«

Ich verstand, worauf er hinauswollte.

»Du stellst dir das sehr leicht vor.«

»Na ja, ob du die Zeit hier bist oder in York, ich sehe darin keinen Unterschied, bis auf die Tatsache, dass ihr euch wirklich kennenlernen könnt.« Durch seine langen Beine fühlte es sich so an, als würde er vor mir davonlaufen. Ich hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten.

»Du hast einen vergessen.« Ich holte tief Luft. »Ich wäre von Kyle abhängig. Egal ob es mein Dach über den Kopf betrifft, das Essen oder wenn ich etwas brauche.« Meine Reserven waren nicht dafür ausgelegt mit einem Rockstar zusammen zu leben. Ich war auf das Geld, welches ich hier verdiente angewiesen und da ich keine Qualifikationen vorzuweisen hatte, entfiel das Arbeitsvisa für Australien. Kylan und ich waren die Möglichkeiten längst durchgegangen. Es blieb nur ein Reisevisum und dies war beschränkt auf drei Monate. Drei Monate, in denen ich meine Reserven verbrauchte, um dann komplett mittellos nach London zurückzukehren. Kylan verstand, warum dies keine Alternative für mich war. Auch wenn ich mehrfach mit diesem Visa einreisen konnte. Er erwägte es nicht mal, mir zu sagen, dass er mir einen all Inclusive Urlaub bei sich spendieren würde, da er meine Antwort darauf schon kannte.

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