Herzen auf Distanz

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  Das Gespräch mit Elisa hinterließ Spuren. Manch mal musste man einen Menschen, den man liebte, weiterziehen lassen, weil es besser für diesen war. Ob der Verlust von Elisa besser für Chad war, wagte ich zu bezweifeln. Denn das Leben, welches er nun führte, hatte nichts mehr mit Liebe zu tun. Würde Kylan auch so enden, wenn ich das Angebot von Sam annahm?

  Sie hatte mich noch einmal angeschrieben, ob ich es mir überlegt hätte. Ich bat sie um Zeit. Zeit, die ich nicht dafür brauchte, eine Entscheidung zu fällen, sondern mir zu überlegen, wie ich sie ausspielen konnte.

  Es gab nur eine Sache, die mir immer mehr die Kraft nahm. Obwohl wir uns schon mehrfach über die Fotos von Olivia auf seinem Profil unterhielten, wurden es nicht weniger. Hinzu kamen die ersten Auftritte und das Kylan kaum Zeit hatte, überhaupt mit mir zu reden. Das Duett mit Olivia heizte die Stimmung nur weiter an. Wenn wir telefonierten, dann platzte sie gerne dazwischen, nahm Kylan das Telefon aus der Hand, meinte, sie hätten nun Besseres zu tun, legte auf, schrieb mir Nachrichten, dass ich nicht Neven sollte. Olivia gab jeden Tag ihr Bestes, mich von Kylan fernzuhalten. Und er, entschuldigte sich nur lachend dafür. Dabei wusste er genau, wie es sich für mich anfühlte.

  »Das kann sich kein Mensch mehr ansehen.« Ebony setzte sich auf die Kante meines Schreibtisches.

  »Diese kleine Göre macht mich verrückt. Ich bilde mir das doch nicht ein.« Ich warf das Telefon quer über meinen Schreibtisch. Nicht das erste Mal, das ich so unsanft damit umging. Wenn nur Olivia und Sam nicht wären.

  »Was sagt Kyle dazu?«

  »Er lacht. Sie ist nur eine Freundin und ich soll mich von ihr nicht provozieren lassen. Ich habe ihm nichts von ihren Nachrichten erzählt, weil wir beide wissen, wie das enden wird. Sie kann machen was sie will und mir sind die Hände gebunden.«

  Ich zog das Telefon hervor und zeigte Ebony die ganzen Nachrichten, die Olivia mir per Instagram schrieb.

  »Blockier sie.«

  »Wie erwachsen.«

  »Im Ernst, wenn Mia sie blockiert, macht Olivia das öffentlich und tut so, als würde Mia die jahrelange Freundschaft zwischen ihr und Kylan torpedieren. Ich hab lange für die Sun gearbeitet. Ich weiß, wovon ich rede.« Stella rollte mit ihrem Stuhl zu uns rüber.

  »Ich habe keine Lust mehr mich mit Kyle zu streiten. Jedes zweite Telefonat endet damit, das ich ihm eine Nachricht schreibe, dass Olivia mir echt auf den Wecker geht, und als Antwort bekomme ich nur, ich soll mir keine Sorgen machen.«

  »Gestern haben sie sich eine Stunde lang angeschwiegen. Echt gruselig, Stella«, setzte Ebony unsere weitere Verbündete ins Bild.

  »Ihr solltet euch treffen.«

  »Witzig, er ist ja quasi um die Ecke«, brummte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Dass ich schon wieder geheult hatte, zeigten die dunklen geschwollenen Augenringe.

  »Na ja, wenn ihr euch seht, dann kannst du sehr wohl abschätzen, ob etwas dran ist, an der Sache. Vor allem, wenn du ihn überraschst.«

  »Das ist gut.«

  »Das ist scheiße! Ich mach so was nicht.«

  Damit war dieses Gespräch beendet. Das Klingeln meines Telefons unterbrach es, kurz darauf eh und ich scheuchte die beiden aus dem Büro. Immerhin gab mir Stella die Freiheit, allein mit Kylan zu telefonieren.

  »Hey Prinzessin, wie...« Er stockte, als er mein verheultes Gesicht sah.

  »Hey.«

  »Mia...«

behind the curtainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt