Ob es der Song war, das kurze Gespräch auf der Bank, oder ein neuer Flug auf den rosa Wolken. Ich war zuversichtlicher, was Kylan und mich anging. Ich dachte nicht darüber nach, wann ich ihn gehen lassen würde. Sprach mit ihm lieber darüber, was als Nächstes bei uns beiden anstand. Kylan würde erst mal zurückkehren und dann mit seinen Jungs die ersten Songs bei kleinen Auftritten performen, bei denen ich mir vornahm, so oft es möglich war, zuzusehen. Wenn eben von hier aus. Ich würde in meinem Job alles geben, jeden Cent zur Seite legen, der möglich war. Sofern es sich einplanen ließ, würde er zu mir kommen, selbst wenn es nur für ein paar Tage war. Ich sollte mir auch nicht frei nehmen. Nur, damit wir Zeit füreinander hatten. Wir mussten im jeweiligen Leben des anderen bestehen und nicht in einer von uns selbst geschaffenen Scheinwelt.
Die Tage im Büro wurden dadurch leichter. Vielleicht auch, weil ich oft dieses neue Lied auf meinen Ohren hatte und dennoch ein wenig die Sekunden zählte, die es auf den Feierabend zuging.
»Wir sehen uns nachher im Pub?« Ebony streckte ihren Kopf in mein Büro.
»Klar, ist ja Kyles letzter Abend.« Ich sah zu ihr auf.
»Mir werden die Pancakes fehlen.« Sie grinste mich an, lehnte sich gegen die Tür.
»Klar.« Was hatten sie nur alle damit?
»Na gut, Kyle wird mir fehlen. Es ist schon angenehm mit ihm.«
»Er kommt ja bald wieder, um dir auf die Nerven zu gehen.« Warum musste ich Ebony aufmuntern? Aber ich wusste, was sie meinte. In den Tagen, die er hier war, verstanden die beiden sich immer besser. Wir waren wie eine kleine Familie.
»Ist das dein Freund?« Stella drehte sich ebenfalls zu uns um. Es sprach sich immer weiter rum, wer mein Freund war. Kylan verlinkte uns gegenseitig in den Instabiografien und ich erschien oft genug in seinem Feed. Obwohl ich dachte, dass es dadurch mit meinen Büchern zu Problemen kommen würde, kurbelte es die Verkäufe erneut etwas an. Stella war also auch schon im Bilde, wer mein Freund war.
»Ja.«
»Ein hübscher Kerl, ich hab ihn letztens unten warten sehen.«
Was antwortete man auf solche Aussagen? Ich war doch eine absolute Smalltalk Niete.
»Kommt es immer nur auf das Aussehen an, meine Damen?« Timothy erschien neben Ebony und sah uns der Reihe nach an.
»Nein, aber wenn ein Mann gut aussieht, dann darf das ruhig mal gesagt werden, Tim.«
Flirtete Stella mit unserem Chef? Ich sah hilfesuchend zu Ebony, die kurz die Schultern zuckte. Das einige der Frauen hier einen anderen Ton in der Stimme bekamen, wenn er vorbei lief, war mir längst aufgefallen. Dass es Stella betraf, war mir jedoch neu.
»Solange ihr euch danach wieder auf eure Arbeit konzentriert, soll es mir recht sein. Auch wenn ihr eher von denen vor der Tür redet.« Er sah zu mir. »Außer dein Freund zieht irgendwann einen Haufen kreischender Teenager hinter sich her. Das würde ich ungern erleben.« Das war an mich gerichtet.
»Er versucht es zu vermeiden, keine Sorge.« Vorgestern stand eine Reporterin vor der Tür, die mir Fragen zu meiner Beziehung zu Kylan stellen wollte. Und wäre es nicht schon schlimm genug, kam Timothy ebenfalls gerade ins Büro, verscheuchte die Reporterin mit Worten wie Hausrecht von der Tür.
»Es wäre schade dich direkt an Sydney zu verlieren«, setzte er nach.
»York.«
»Bitte?«
»Er ist aus York, nicht Sidney«, erklärte ich. »Und ich habe aktuell nicht vor, auszuwandern.«
»Das wäre auch sehr schade, für England, dich an Australien zu verlieren.« Mit diesen Worten wendete er sich ab. »Und jetzt wieder an die Arbeit, ich bezahle euch nicht für Büroklatsch.«
DU LIEST GERADE
behind the curtain
Roman d'amour»Siebzehn Stunden Flugzeit, sieben Stunden Zeitunterschied, siebentausend Meilen« Eine Auszeit in Kanada, fern ab ihres Ex-Freundes Wes, um ihre Muse zu finden. Das klang bei einer Flasche Rotwein für die junge Autorin Mia Hayes noch wie ein guter P...