Mich von Kylan zu verabschieden, war nicht leichter geworden und Blake machte es nicht besser. Sie hatte mir zum Abschied ein Bild gemalt, das uns beide zeigte, ein Freundschaftsband geflochten, das wie ihres aussah und es mir gleich angezogen, damit wir auch über die Entfernungen Herzensschwestern blieben.
»Mach deinem Onkel ab und an Pancakes, wenn ich weg bin.« Hatte ich ihr ins Ohr geflüstert und sie nickte. Wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Wir telefonieren meine Süße.«
Nie hätte ich mir vorstellen können, ein Kind so sehr in mein Herz zu schließen. Aber Blake eroberte es im Sturm.
»Pass auf dich auf und ruf an, wenn du in Dubai bist.« Kylan drückte mich noch einmal an sich.
»Mach ich.«
»Diese Flughafenszenen sind echt scheiße.« Er blinzelte die Tränen weg, während ich mich erneut an seine Brust schmiegte.
»Du hast es ja gesagt, das wird öfter passieren, als uns lieb ist.«
»Es ist weniger der Abschied, sondern einen ganzen Tag nicht wirklich von dir zu hören.«
»Ordne die Welt neu an und setz England neben Australien.« Ich lachte, obwohl mir gar nicht zum Lachen zumute war.
»Ich bin Musiker, kein Avengers.«
»Ich glaube nicht, dass Chris Hemsworth in der Lage ist ein ganzes Land zu versetzen. Schick mir die Tourpläne, sobald sie feststehen und dann besprechen wir, wie wir es einrichten.« Ein kleiner Hoffnungsschimmer, ein Teil der Tour würde in Europa sein und hoffentlich in Städten, die für mich leicht zu erreichen waren.
»Erste Reihe, ich bin sehr gespannt auf dein peinliches Schild.« Er wackelte mit den Augenbrauen.
Ich wollte nicht gehen, aber die Zeit war wieder knapp, da wir sie bis zum letzten Moment auskosteten. »Ich muss los.«
Ich streckte mich ihm ein letztes Mal entgegen. Bittersüß ergab erst seit den Abschieden von Kylan einen Sinn. Denn genau so schmeckten diese Küsse.
»Ich liebe dich, Mia.«
»Ich liebe dich auch Kyle.«
Wir hatten eine neue Stufe erreicht. Ein Schritt nach dem anderen. Ich trat ein Stück zurück, schluckte, ehe ich mich noch einmal von ihm in seine Arme ziehen ließ. »Wir sehen uns, ganz bald. Versprochen.«
Der Gang durch die Sicherheitskontrolle war ätzend, gab mir allerdings die Möglichkeit mich so weit zu beruhigen, um nicht wie eine verheulte Irre auszusehen. Ich legte meinen kleinen Rucksack auf das Band, trat durch den Scanner und sammelte danach meine Sachen wieder ein. Um den Lärm des Flughafens auszuschalten, setzte ich meine Earpods ein und suchte nach guter Musik. Kylan hatte scheinbar ein paar neue Lieder auf unsere gemeinsame Playlist gepackt.
»Klingt wie eine britische Pop-Boyband«, schrieb ich ihm.
»Sind aber aus Sydney«, kam prompt als Antwort zurück. Wenn es um Musik ging, schienen wir uns auf eine ganz besondere Art zu verstehen, ohne viele Wort zu brauchen. Die Texte sprachen für sich.
»Und ich dachte immer, ihr seid die einzige coole Band aus Australien.« Ihn zu necken war leichter. Es überspielte die Traurigkeit und das Gefühl, ihn jetzt schon zu vermissen.
»Wir sind die einzige coole Band. Die anderen sind okay.«
Ich ließ mich vor dem Gate auf einen der Stühle fallen. Das schlimmste war die lange Wartezeit bis zum Boarding.
Ich warf einen Blick durch das große Fenster auf den Flugplatz, schloss kurz die Augen, ehe ich die Schreibapp auf meinem Telefon öffnete. Ich tippte vor mich hin, ohne groß nachzudenken. Schrieb herunter, was mir gerade einfiel. Es waren so viele Worte, das meine Finger kaum mitkamen, während ein leichtes Lächeln meine Lippen umspielte. Sie war zurück. Sie hatte ihren Urlaub beendet.
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behind the curtain
Romance»Siebzehn Stunden Flugzeit, sieben Stunden Zeitunterschied, siebentausend Meilen« Eine Auszeit in Kanada, fern ab ihres Ex-Freundes Wes, um ihre Muse zu finden. Das klang bei einer Flasche Rotwein für die junge Autorin Mia Hayes noch wie ein guter P...