Quokkas und Wüstennächte

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  Das Leben in der Familie Jennings lief komplett anders ab, wie mein Leben in London. Blake gab hier den Takt vor. Sie war früh auf. Gemeinsam bereiteten wir Pancakes zu, ehe sie sich für die Schule anzog.

  »Ist das Leben so, wenn man eine Mom hat?«, fragte sie mich und stellte die Teller für das Frühstück auf den Tresen.

  »Kann ich dir leider nicht sagen. Meine Mom hat nie Pancakes gemacht.« Ich zuckte die Schulter. »Sie hat viel gearbeitet und mein Dad war auch immer lange weg.«

  »Dann sind wir wie Schwestern.« Sie hüpfte auf den Hocker und wartete darauf, dass ich ihr den ersten Pancake gab, doch diesen schnappte sich Kylan, der in die Küche kam.

  »Ihr seid hoffentlich keine Schwestern«, flüsterte er mir in mein Ohr. Dann küsste er mich auf die Wange. »Ich liebe diese Pancakes.«

  »Wir sind Herzensschwestern.« Ich wendete mich Blake zu, die auf ihr Frühstück wartete.

  »Kannst du hier bei uns bleiben und meine Tante sein?« Sie schnappte sich ihren und sah mich mit ihren hellen blauen Augen an.

  »Blake?« Kylan setzte sich neben sie. »Wir haben doch darüber gesprochen.«

  »Aber ich mag sie, Onkel Kay. Ich will nicht das sie geht. Sie ist cool und witzig und meine Schwester.«

  »Wer ist deine Schwester?« Nolan kratzte sich am Kopf, während ich ihm seinen Kaffee zuschob. Es war die Sorge, dass er etwas nicht mitbekommen hatte. »Danke.«

  »Mia.«

  »Das wüsste ich aber, davon abgesehen, dass das nicht geht.« Nolan sah noch verschlafener aus, wie Kylan. Sie waren gestern spät von der Probe zurück. Ich hatte auf Blake aufgepasst und gemeinsam mit ihr zu Abend gegessen. Bei einem Zeichentrickfilm war sie pünktlich eingeschlafen, so dass ich Zeit fand zu arbeiten.

  »Doch, das geht. Wie bei Blutsbrüdern.«

  Nolan verzog das Gesicht, ich wollte nicht fragen, an was er bei ihren Worten dachte. Ich stellte Kylan und Blake einen Orangensaft vor die Nasen, ehe ich meine Tasse unter den Vollautomaten stellte.

  »Sie soll meine Tante sein.«

  Da Kylan und ich diese Worte schon vor ein paar Minuten hörten, war Nolan der Einzige, der sich dabei verschluckte und seine Tochter mit großen Augen ansah.

  »Das ist nicht so einfach, Blake.«

  »Liebt ihr euch?« Sie richtete den Blick erst auf ihren Onkel und dann auf mich. Ehe sie ohne eine Antwort von uns abzuwarten weitersprach: »sie lieben sich, also sehe ich da gar kein Problem.«

  Wie gerne wäre ich selbst acht Jahre und würde die Welt durch ihre Augen sehen. Es war so simple und wir erwachsene machten uns das Leben mit all den anderen quälenden Fragen unnötig schwer, jedenfalls wenn es nach Blake ging.

  Kylan atmete tief durch, sah erst seinen Bruder an, dann mich.

  Blake wendete sich ihrem Pancake und ihrem Saft zu. Für sie war die Sache damit geklärt. In mir löste all das ein schlechtes Gefühl aus. Dass hier brachte alles durcheinander. Wenn die Sache mit Kylan nicht klappte, oder ich nie hierherzog, würde es Blake das Herz brechen.

  Ich räumte wenig später das Geschirr in den Spüler und zog mir dabei einen weiteren Kaffee aus der teuren Maschine.

  Nolan brachte Blake zur Schule und Kylan zog sich für seinen morgendlichen Lauf um.

  »Sie hat irgendwie recht.« Bei seinen Worten zuckte ich erschrocken zusammen. Wie konnte dieser Riese sich immer nur so anschleichen?

  »Mit was?« Ich drehte mich zu Kylan. Er stand in seinem Muskelshirt und einer kurzen Jogginghose vor mir.

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