Ich stand in der Küche und schnitt Zwiebeln. Ebony hingegen schien nichts Besseres zu tun zu haben, wie aufgeregt durch die Wohnung zu rennen. Sie tat gerade so, als würde die ganze Band zum Essen kommen. Dabei waren es lediglich Kylan und Liam. Nichts Besonderes und selbst wenn sie alle auf einmal in der Tür stehen würden. Sie waren auch nur Menschen. Ich wusste, wovon ich sprach, hatte ich schließlich Kylan und seinen Bruder in Kanada beobachtet. Davon abgesehen, wer dieses komische Zeug aß, bei dem konnte man quasi alles servieren. Sicher auch Ebonys doppelt gestorbene Ente.
»Ich muss dir was sagen.« Sie blieb endlich stehen und sah mich entschuldigend an.
»Du willst doch nicht, dass wir zusammen arbeiten?«
»Nein, quatsch. Natürlich will ich mit dir zusammenarbeiten.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Es ist schlimmer.«
Was konnte bitte schlimmer sein? Ich legte das Messer zur Seite und sah sie abwartend an.
»Liam hat gefragt, ob Wes und Debby mitkommen können, du hättest ja jetzt Kylan und dann wäre das ganze sicher auch nicht komisch.«
»Und du hast ja gesagt?« Das war keine Frage. Ich kannte die Antwort darauf längst und sie gefiel mir nicht. »Das bedeutet in zwei Stunden sitzt mein Ex-Freund, mit seiner Cheater-Freundin an unserem Esstisch, an dem mein neuer Freund sitzt. Klingt das nicht selbst für deine kitschigen Liebesromane ein bisschen zu sehr nach Seifenoper?« Fassungslos starrte ich meine beste Freundin an. Wie konnte sie so eine dumme Entscheidung treffen?
»Wes meinte, eure Beziehung sei Fake und ich will das er kapiert, dass du glücklich bist und er ein kleiner trauriger Versager. Bekommen wir das hin?« Sie biss die Zähne aufeinander und versuchte, sich so ein Lächeln abzuringen, was mehr als gruselig aussah.
»Bitte?« Es war so schrill, dass selbst ich mich erschreckte. Nicht, weil Wes der Beziehung kein Glauben schenkte. Mir war es egal, was er dachte. Sondern der Grund, der Ebony dazu bewog, sich auf eine solche Sache einzulassen. Dieser Abend würde mehr als nur unangenehm werden.
Ich musste wenigstens so fair sein und Kylan vorwarnen. Er war noch bei einem Musikerkollegen, also schrieb ich ihn kurz eine Nachricht.
»Das wird gar nicht so schlimm werden.« Ebony nahm Geschirr aus dem Schrank.
»Dein Wort in Gottes Ohr.« Ich wendete mich wieder der Zwiebel zu. Ich war lang genug mit Wes zusammen, um zu wissen, er wollte nur erneut provozieren. Was gab es ihm für ein Gefühl, sich immer noch über mich zu erheben und mich klein zu machen?
Liam war der Erste und drückte mich eng an sich. Seit ich zurück war, hatten wir uns nicht gesehen.
»Du siehst richtig gut aus, Mia.« Er schob mich kurz von sich, musterte mich, ehe er mich erneut umarmte. »Wo ist der Mann, der dir so gut tut?«
»Kommt noch. Er ist noch bei einem Freund. Und behandle ihn bitte normal. Spiel nicht meinen Vater oder Bruder.« Ich hob warnend die Finger. Denn darin war Liam sehr gut.
»Würde ich das jemals tun?«
»Hast du, bei allen, außer Wes und bei ihm wäre es angebracht gewesen«, knurrte Ebony und umarmte ihren Cousin.
»Ich werde brav sein.«
Es klingelte erneut. Das konnten dann nur Wes und Debora sein. Kylan hatte meinen Schlüssel und brauchte nicht klingeln. Augenblicklich spannte sich mein ganzer Körper an. Es war das eine, seinem Ex zu begegnen. Es war etwas anderes, wenn man ihn und seine Neue in einem Pub traf. Ihn zu sich nach Hause zum Essen einzuladen, stand im Normalfall nie zur Debatte.
DU LIEST GERADE
behind the curtain
Romance»Siebzehn Stunden Flugzeit, sieben Stunden Zeitunterschied, siebentausend Meilen« Eine Auszeit in Kanada, fern ab ihres Ex-Freundes Wes, um ihre Muse zu finden. Das klang bei einer Flasche Rotwein für die junge Autorin Mia Hayes noch wie ein guter P...