Das Problem war immer ich

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  Wir besprachen, dass es besser war, wenn ich dem Rest der Band erst mal aus dem Weg ging. Nolan war ziemlich enttäuscht, von meinen Worten. Chads Meinung kannte ich ausführlich und Leo machte sich Sorgen, was nun aus der Band wurde. Die Konzerte liefen gut und es war für sie alle überraschend, wie groß die Fangemeinde in Europa bereits war. Wir verabschiedeten uns leise, an der Hintertür des Hotels, ohne weiteres Aufsehen zu erregen. Der gestrige Tag hatte genug Staub aufgewirbelt. Nicht nur bei uns und der Band. Es kursierte ein Foto von unserem Streit und die Frage, wie lange es noch dauern würde, bis wir uns offiziell trennten. Wenn man dieses Bild sah, sprach alles dafür, dass es bereits passiert war und wir es nur noch nicht zugeben wollten. Der Winkel des Fotos war interessant.

  »Nicht schlecht Sam«, schrieb ich ihr und schickte den Link für den Artikel hinterher.

  »Wer sagt, dass ich das war? Die Leute sehen euch. Ich habe immer gesagt, ihr müsst aufpassen, wie ihr euch zeigt. Bügelt das mal schön allein aus.«

  »Max hat ja schon einmal gute Arbeit geleistet. Ich hab ja glatt vergessen mich dafür zu bedanken.« Mir fielen die Fotos vom Flughafen ein. Ich war kein Star. Mein Leben war nicht interessant genug, dass irgendwelche Paparazzi lauern würden. Wir waren nicht die Royals und auch keine Superstars. Für wie dumm hielt sie mich?

  »Bilde dir bloß nichts ein.«

  Sollte ich nicht verschwinden, würde sie den Jungs erzählen, dass ich gegen sie schoss und ihr unterstellte Kylan und mich zu torpedieren. Sie war dann das Opfer, in dieser Geschichte. Nicht allzu schlau von mir. Hatte ich erwartet, dass sie es zugab? Ich schloss die Wohnungstür auf. Wes stand schneller an der Tür seines Zimmers, wie ich in der Wohnung.

  »Wo kommst du her?«

  Eine Antwort war er mir nicht wert. Ich warf die kleine Tasche neben das Sideboard im Flur und marschierte in die Küche. Ebony saß dort, mit einem breiten Grinsen und Leo?

  »Okay?« Ich blieb an der Tür stehen.

  »Leo hat auf der Couch geschlafen.« Ebony erhob sich und holte eine Kaffeetasse aus dem Hochschrank. »Wir dachten eigentlich, ihr wärt auch hier.«

  »Sie haben bis vier Uhr hier gesessen und Karten gespielt«, beschwerte Wes sich und stiefelte an mir durch die Tür.

  »Leo, das ist mein nerviger Ex-Freund Wes.«

  »Wir hatten schon das Vergnügen«, lachte der Bassist und nippte an seinem Kaffee.

  »Es tut mir leid, ich...«

  »Alles gut, Mia.« Er schenkte mir ein Lächeln. »Ich dachte eigentlich ihr wärt beide hier.«

  »Gott bewahre.«

  Mein Kopf schnellte zu Wes. »Wann ziehst du eigentlich aus?«

  »Wenn es so weit ist, schicke ich dir ein Memo.«

  »Na dann hoffe ich, es kommt bald.« Ich setzte mich auf den freien Stuhl und nahm den Kaffee von Ebony entgegen. »Müsst ihr nicht los?«

  Leo zuckte die Schultern. »Hat mich noch keiner als vermisst gemeldet.«

 »Und ihr habt wirklich nicht...«

  »Nein!«, entfuhr es beiden gleichzeitig und etwas zu schnell. Ich ließ es im Raum stehen. Ob sie sich nach ihrem Kartenspiel noch anderweitig beschäftigten, ging mich nichts an.

  »Ich wollte mich für Chad entschuldigen, deswegen sitze ich noch hier«, erklärte Leo sich und sah mich über den Rand der pinken Kaffeetasse hinweg an.

  »Ist nicht deine Aufgabe.«

  »Was auch immer du ihm gesagt hast, es hat ihn nachdenklich gestimmt. Selbst wenn er ein Dickkopf ist. Er hat ein Herz und deswegen verteidigt er Kyle auch.«

behind the curtainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt