Alles nur Show

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  Seitdem Sam und ich das erste Mal aufeinandertrafen, tauchte Olivia öfter auf. Es schien, als wäre es normal, dass sie in diesem Haus ein und aus ging, wie es ihr passte, so wie Sam. Oliva würde als Vorband auftreten, was dazu führte, dass sie nun auch bei den Bandproben immer anwesend war. Das würde mich an sich nicht stören, wenn sie nicht schon wieder auf dem Sofa sitzen würde. Es schien, als wäre sie nur hier, um dafür zu sorgen, dass Kylan und ich kaum Zeit für uns hatten. Etwas, das Sam sicher gut in den Kram passte. Es lag zu nah.

  »Mom meinte, dass das Duett mich puschen könnte.«

  »Es ist eine gute Idee.«

  »Dann sollten wir schauen, wann wir die Proben dafür einrichten.«

  Ich lehnte am Türrahmen und sah zu ihnen. Noch mehr Proben. Aber das gehörte zu seinem Leben dazu. Wie viele Nächte hatte ich früher über einem Manuskript gesessen, wenn die Zeit knapp wurde und die Deadline unaufhaltsam näherkam? Es gab nun mal Phasen, in denen forderte die Arbeit einen mehr, in anderen weniger.

  »Lass es uns bei den eigentlichen Proben miteinbauen.«

  »Ich will nicht schuld sein, wenn ihr eure Songs nicht super performt, weil wir eure Proben dafür genutzt haben.« Sie drehte sich zu ihm und strich sich ihr langes braunes Haar aus dem Gesicht.

  »Das macht nichts, es ist nur ein Song, eigentlich nur ein halber.«

  Ich schloss die Tür etwas lauter, damit sie wussten, dass ich im Raum stand. »Hey ihr beiden.«

  »Hey Mia.« Oliva ließ Kylan nicht aus den Augen, der sich zu mir drehte.

  »Sind wir zu laut?«

  »Nein, ich bin fertig für heute. Ich telefonier jetzt erst mal mit Bon. Lasst euch nicht stören.« Ich hielt mein Telefon hoch und lief zur Terrassentür.

  »Warte kurz.« Er sprang vom Sofa auf und war mit wenigen Schritten direkt bei mir. Ein Vorteil, wenn man so lange Beine hatte.

  Es war ein fast schon entschuldigender Kuss und ich fragte mich, ob es daran lag, dass Olivia schon wieder hier war oder er mehr Zeit brauchte, um mit ihr zu proben.

  »Mach nicht so lang, wir haben noch was vor.«

  Ich nickte, ehe ich durch die Tür nach draußen schlüpfte. Ich konnte nicht beschreiben warum, aber Oliva hinterließ ein schlechtes Gefühl bei mir.

  »Hey Mitbewohnerin, wie geht es dir im sonnigen Süden?« Ebony grinste mir entgegen, sie saß auf dem Sofa.

  »Großartig.«

  »Du lügst.« Sie schüttelte den Kopf. »Was ist los.«

  »Olivia ist schon wieder hier.« Ich rollte die Augen und ließ mich in einen der Liegestühle am Pool fallen. Mein Leben bei Kylan hatte großes Potential erholsam zu sein. Wäre da nicht Olivia. Sie war hier, wenn sie von der Bandprobe kamen, sie saß auf dem Sofa, wenn ich Feierabend hatte, und es kam schon vor, dass sie Kylan zum morgendlichen Lauf begleitete. Olivia war allgegenwärtig. Sie war wie ein lästiger Pickel oder ein anhänglicher Hund.

  »Du lässt dich nicht wirklich von einer Achtzehnjährigen einschüchtern.« Ebony sah mich mahnend an. Dass es mich schmerzte, lag an Wes. Er verbrachte damals auch viel Zeit mit Debora. Nicht nur, weil sie im gleichen Büro arbeiteten und angeblich Meetings ausarbeiteten.

  »Es ist nicht fair, ihm die Fehler von Wes vorzuhalten, das weiß ich. Aber wie sie ihn immer ansieht«, seufzte ich und strich mir das Haar aus dem Gesicht.

  »Und du bist dir sicher, dass Sam sie nicht schickt?«

  Das war etwas, was ich nur mit Ebony besprach. Kylan hatte ich nicht von diesen Gedanken erzählt. Aber Sam machte sehr deutlich, wie wenig sie von meiner Anwesenheit hier hielt und wenn Olivia hier war, konnte sie sicher sein, dass wir nirgendwo zu zweit zu sehen waren. Die Ansage von Kylan gefiel ihr nicht und dass die Jungs, wenn Chad nur widerwillig, hinter ihm standen, ebenso wenig.

behind the curtainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt