Epilog

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  Die Wochen vergingen, in denen mein Herz nicht heilen wollte. Wie oft stolperte ich über ein Lied, welches ich mit Kylan verband. All diese packte ich mittlerweile in eine Playlist, die ein Ausmaß von über vierhundert Liedern hatte. Darunter waren so gut wie alle von Lucky Dilemma. Das lag jedoch eher daran, dass es seine Stimme war. Wir entfernten die Hinweise aus unseren Instagram Biografien. Kein Statement, kein Wort dazu. Aber ich überwand mich nicht, unsere Fotos herauszunehmen. Irgendwann, später, zu einer anderen Zeit. Auch wenn wir nicht miteinander sprachen, oder uns schrieben. Warum auch. Ich hatte mein Versprechen und sein Herz gebrochen. Aber er war ein Teil meines Lebens und ich würde ihn nicht einfach streichen. Nicht, solange mein Herz immer noch hüpfte, wenn ich an ihn dachte.

  Zufrieden betrachtete ich mein Manuskript auf meinen Monitor. Der erste Lektorats Durchgang war hart, wohl weil es nicht mein Genre war, aber dafür war es ja auch gedacht. Dieses Buch zu schreiben, war der erste Weg zurück zu mir selbst. Zu einer besseren Mia. Ich war nicht mehr versessen darauf nur noch für meine Bücher zu leben. Ich schrieb und arbeite weiterhin bei Colberg. Aber als freie Mitarbeiterin. Wes war endlich ausgezogen, eine neue Mitbewohnerin hatten wir nicht gesucht. Ebony und ich reichten einander vollkommen. Und sie hatte mit Leo geschlafen, das erste Mal in Sydney. Was sie mir eines Abends betrunken im Pub beichtete. Aber scheinbar waren sie beide absolut fein damit. So wie Ebony eben war.

  »Bist du zufrieden?« Diese trat neben mich und warf einen Blick auf die Anmerkungen.

  »Ja.«

  »Wie nennst du es?«

  »Behind the Curtain«, seufzte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. »Denn sie existierten schließlich nur da.« Der Titel war gewagt, denn man bekam diesen Teil der Geschichte nur am Rande mit. Aber genau darum ging es mir. Zu zeigen, wie es wirklich hinter den Vorhängen aussah. Nach außen war die Welt der Prominenten bunt und fröhlich. Doch das wahre Leben spielte sich da ab, wo niemand hinsah.

  »Schickst du ihm ein Exemplar?«

  Ich schüttelte den Kopf. Seit ich durch die Tür dieser Dachterrasse in Frankfurt ging, hatten wir kein Wort mehr gewechselt. Keine Nachrichten, kein Like. Ich hatte mich in meiner Welt vergraben, er in seiner.

  »Okay, weil er dir etwas geschickt hat.« Sie zog ein kleines Päckchen hinter ihrem Rücken hervor.

  »Du redest mit ihm, oder?«

  »Mit Leo. Er ist cool, aber keine Sorge, ich werde mein Herz nicht an einen Aussi verlieren.« Sie legte das kleine Päckchen neben meiner Tastatur ab. »Vielleicht überlegst du es dir doch noch anders. Es würde ihm gefallen.«

  »Weil er sich mit einem Footballspieler identifiziert?«

  »Du weißt was ich meine. Er wird nie wissen, dass es von dir ist, wenn du es ihm nicht schickst.«

  Niemand würde es. Denn dieses Buch würde unter meinem neuen Pseudonym erscheinen, welches ich für diese Art der Geschichten geschaffen hatte. Es war das eine ein Buch zu schreiben, wenn man jedoch reale Ereignisse heranzog, war es besser, wenn man es im Geheimen tat.

  »Und vielleicht ist es auch ganz gut so. Ich habe sein Herz einmal gebrochen, ich muss es damit nicht wieder tun.« Einer liebte immer mehr, als der andere und somit litt auch einer mehr. In unserem Fall Kylan, wie mir Nolan berichtete.

  »Ich lass dich mal damit allein und wenn du Hunger hast, Liam und ich wollen nachher ins McKinneys.«

  Ich nickte ihr zu. Sie schloss die Tür hinter sich. Ebony wusste genau, was sich in diesem Päckchen befand. Sie gehörte zu den neugierigsten Menschen, die ich kannte. Ich zog es zu mir rüber. Es war von Leo. Mit zitternden Händen öffnete ich es. Stand Leo als Absender drauf, weil er sich nicht sicher war, ob ich es dann behalten oder überhaupt öffnen würde.

behind the curtainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt