Ein letztes Gespräch

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  Es tummelten sich noch einige Fans vor den Ausgängen, in der Hoffnung ein Blick auf Lucky Dilemma zu erhalten. Ich zog mir die Kapuze tiefer ins Gesicht und lief in Richtung Straße, ehe ich mir ein Taxi bestellte. Meine Beine zitterten noch immer und ich verbot es mir, über die Schulter zur Konzerthalle zu sehen. Ein Blick auf mein Telefon verriet, das mein Flug am frühen Morgen noch planmäßig war.

  »Du gehst wirklich.« Es war keine Frage.

  Erschrocken zuckte ich zusammen, ehe ich Chad neben mir erkannte, der in einen dunklen Hoodie gehüllt war, damit er unerkannt blieb. Nach den letzten scharfen Worten zwischen uns waren wir beide fein damit, keine Freunde zu sein, und daher wunderte es mich, dass ausgerechnet er neben mir stand. Bei Nolan hätte ich es noch verstanden. Er hatte zu Beginn schon Partei für seinen Bruder ergriffen.

  »Ja, war ein kurzer Besuch.« Verstohlen wischte ich mir über die Augen. »Und manch mal muss man erkennen, wann es besser ist, Abschied zu nehmen.«

  »Lass mich dich zum Hotel fahren, ich glaube kaum, dass du heute noch einen Rückflug bekommst.« Er deutete auf seine Uhr. »Du kannst mein Zimmer haben, ich penne bei Leo.«

  »Keine Sorge Chad. Ich werde weder Kyle noch euch länger belästigen.«

  »Ich weiß, du glaubst ich mag dich nicht und ehrlich gesagt, ist das auch irgendwie so. Aber das bedeutet nicht, das ich dich nachts allein irgendwo rumlaufen lassen würde.«

  »Ich fahre in mein Hotel und mein Flug geht morgen. Keine Sorge, ich werde nirgendwo allein herumlaufen.« Ich sah die Straße hinunter und hoffte, der Taxifahrer würde bald da sein.

  »Ich rechne dir hoch an, dass du nicht per Textnachricht Schluss machst und dafür sogar durch die Gegend fliegst, aber du könntest mit ihm richtig darüber reden.« Er verschränkte die Arme vor der Brust.

  »Wir reden seit Wochen darüber.«

  »Bist du wirklich gekommen, weil du Schluss machen wolltest, oder weil du die Gewissheit willst, dass er dich betrügt?« Er lehnte sich gegen die Laterne, sah mich von oben herab an.

  »Ich weiß es nicht.«

  »Auch wenn ich dir gerne sagen würde, dass da wirklich was zwischen ihm und Olive läuft, um dich loszuwerden, so ein Bastard bin ich nicht. Du kannst mir also glauben, wenn ich dir sage, dass da nichts ist, jedenfalls nicht von Kyles Seite.« Ich rollte die Augen und zu gerne würde ich ihn schubsen. Einfach so. Aber der Drummer vor mir, war einen guten Kopf größer als Kylan und ehrlicherweise hatte ich schon immer ein bisschen Angst vor Chad.

  »Wenn es nur das wäre, Chad.« Ich wendete mich ihm zu.

  »Rede mit ihm. Ich mein das ernst, Mia.« Er griff in seine Hosentasche und zog einen Schlüssel heraus. »Trefft euch auf der Dachterrasse. Ich kümmere mich darum, dass ihr allein seid. Danach kannst du in dein Hotel gehen oder du schläfst in meinem Zimmer. Aber verschwinde jetzt nicht einfach.«

  Ich dachte daran, was ihm mit Elisa widerfahren war. Sicher lag es zum Großteil daran. Er wollte einen guten Abschluss für Kylan.

  Ich griff den Schlüssel. »Adresse?«

  »Ich sag dem Fahrer, wohin.«

  »Chad, ich bin zu alt für diese Spiele.«

  »In dem Fall musst du mir vertrauen, Mia.«

  »Ich sehe mich leider schon irgendwo an einem Hafen in einem Gebüsch liegen, wenn ich das tue.«

  »Das Risiko wirst du eingehen müssen.«

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