Kapitel 8a

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[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]

»Warum bist du überhaupt gekommen, Prinz?«

»Kriech doch zurück in die Sonnenstadt!«

Wut kochte in Taris hoch und er drehte sich um, um sie daran zu erinnern, dass sie seinen Unterricht im Schwertkampf bitter notwendig hatten. Doch so weit kam er nicht. In der Drehung traf ihn ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Überrascht taumelte er ein paar Schritte nach hinten und blinzelte mehrmals. Warmes Blut tropfte aus seiner Nase.

»Das hast du wohl nicht kommen sehen!«, rief der Angreifer und die umstehenden Magier johlten beifallend. »Willst du mehr?« Der Magier ballte die Hände zu Fäusten und wartete auf eine Reaktion.

Das Blut rauschte hörbar durch Taris' Ohren und er fühlte den inneren Drang, die Herausforderung anzunehmen. Mit dem Handrücken wischte er sich über die blutende Nase und spuckte neben sich auf den Boden, um den metallenen Geschmack los zu werden.

»Worauf wartest du?« Die Stimme des Magiers, der ihn geschlagen hatte, überschlug sich beinahe. In seinen Augen spiegelte sich abgrundtiefer Hass.

»Darauf, dass du wieder zur Vernunft kommst, Jüngling!«, donnerte eine Stimme über den Platz und die Ausrufe der jungen Magier verstummten augenblicklich. Wie auf ein Kommando drehten sich alle um und blickten in das grimmige Gesicht Marels. Der marschierte mit der Axt in seiner Hand auf sie zu. »Ich merke mir jeden einzelnen von euch.« Seine tiefe Stimme vibrierte in der Luft. »Ihr werdet es im heutigen Training bereuen, den Sol-Prinzen herausgefordert zu haben! Fort mit euch, ihr junges Gesinde! Ihr habt sicher Besseres zu tun! Wir befinden uns im Krieg!«

So schnell sie konnten, rannten die Magier über den Platz und verschwanden Momente später hinter einer der Hütten.

»Danke«, murmelte Taris und wischte sich wieder über die blutende Nase.

»Danke mir nicht zu früh«, entgegnete der grimmig. »Sei ehrlich zu mir. Wärst du auf ihre Herausforderung eingegangen?«

Der Prinz wartete einen Moment mit seiner Antwort. »Mein Körper wollte die Wut in mir loswerden und sie annehmen. Aber etwas hielt mich zurück.« Marel nickte und seine Züge entspannten sich. »Außerdem sollten wir unsere Kräfte für einen Angriff auf den Feind aufsparen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie aufgrund ihrer Jugend die Tragweite des Geschehens nicht ganz erfassen.«

»Meine Worte!«, bekräftigte ihn Marel und legte eine Hand auf seine Schulter, um ihn in Richtung des Trainingsgeländes zu drehen. »Ihr hitziges Jungblut macht sie blind für die Realität. Gut, dass nicht mehr geschehen ist. Jetzt sollten wir uns wieder auf den Einsatz von Äxten im Nahkampf konzentrieren. Du wirst mir eines Tages noch dafür danken, dass ich dich damit quäle.« Taris lachte, wischte sich über die blutende Nase und sie gingen los. »Hört das irgendwann auf oder brauchen wir eine Heilerin?«

»Normalerweise hört es von selbst auf. Was mir mehr Sorgen bereitet, ist mein Knöchel.«

»Dein Knöchel? Immer noch?« Marel zog nachdenklich die Augenbrauen so zusammen, dass sie sich beinahe berührten. Als hätte er es prophezeit knickte Taris bei mehreren Ausweichmanövern zur Seite – was ihm zum Einen einen Schlag von seinem Lehrer und zum Anderen einen stecheneden Schmerz im Fuß bescherte. Seine Nase blutete noch eine ganze Weile und so sah er mit dem blutverschmierten Hemd bald so aus, als wäre er verprügelt worden.

Als Loira zum Bogentraining kam, zog sie nur fragend ihre Augenbrauen in die Höhe, verkniff sich aber jeglichen Kommentar. Vermutlich prahlte der junge Magier, der ihn geschlagen hatte, im ganzen Lager herum.

Die Prinzessin wollte, dass sie in Pärchen trainierten. Kaum verwunderlich fand sich niemand, der mit einem blutverschmierten Magier üben wollte, der seine Kraft nicht einsetzen konnte. Loira schüttelte seufzend den Kopf und kam zu ihm.

Taris - Die Magie der ArtefakteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt