Kapitel 33b

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[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]


»Ganz genau«, flötete sie und hob den Kopf. Das Licht des aufgehenden Mondes spiegelte sich in ihren Augen.

Was machst du nur mit mir?, fragte sich der Feuerprinz im Stillen und atmete tief durch, um sich davon abzuhalten, sie sofort zu küssen. »Selbst wenn du es anders formuliert hast, wolltest du wissen, ob du es an die erste Stelle geschafft hast.«

Loira biss sich auf die Unterlippe und blickte ihm erwartungsvoll in die Augen. Eine zarte Röte zierte ihre Wangen.

Sollte er ihr sagen, wie er empfand? Wie würde sie reagieren? Taris atmete tief durch und entschied, nur auf die Frage zu antworten: »Gut möglich. Ich habe bislang weder eine Liste geführt, noch mir genauere Gedanken darüber gemacht. Bevor der Feysir die Artefakte gestohlen hat, habe ich diese Überlegung immer auf die Zeit nach meiner Krönung verlegt.«

Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass das nicht die Antwort war, auf die sie gewartet hatte. Trotzdem lehnte sie ihren Kopf gegen seine Schulter. »Meine Träume hast du nicht zerstört«, sagte sie leise. »Ich habe es weder auf einen Thron abgesehen noch verspüre ich das dringende Bedürfnis, eine Königin zu werden. Mein Wunsch ist es, frei zu sein, um mich um die Pflanzen zu kümmern, die mich brauchen. Ich möchte Hungersnöte lindern und nach schweren Unwettern bei der Erhaltung und Aufforstung von Wäldern helfen – vollkommen unabhängig von Landesgrenzen.«

»Das ist ein sehr nobler Gedanke«, flüsterte Taris in ihr seidiges Haar. »Einer, den ich nur unterstützen kann.«

»Was sind deine Wünsche und Ziele für die Zukunft, jetzt, wo dein Bruder auf deinem Thron sitzt?« Loira blieb stehen und legte ihre Hände auf seine Brust.

Sein Herz hämmerte unter ihrer Berührung so laut, dass sie es zweifelsohne spüren musste. »Das ist eine gute Frage«, erwiderte er lang gezogen, um sich überlegen zu können, was er jetzt mit seinen Händen anstellen sollte. Schließlich entschied er sich für das naheliegendste und legte sie auf ihren unteren Rücken. Es fühlte sich so natürlich für ihn an, als hätte er das schon hunderte Male gemacht.

»Ich stamme zweifelsohne von den Merá ab – deren Existenz für mich nach wie vor neu ist. Der Wächter der Artefakte bin ich genau genommen erst dann, wenn ich die Magie der einzelnen Familien gemeistert habe – wofür ich geeignete Lehrer brauche. Gleichzeitig fühle ich mich verantwortlich für das Königreich Merá.«

»Das klingt mehr nach einer Arbeitsliste, als nach deinen Wünschen«, bemerkte Loira.

»Entschuldige«, murmelte er. »Für Nabúr wünsche ich mir, dass der Feysir nicht weiter sein Unwesen treibt.«

»Wirst du etwas gegen ihn unternehmen?«

Taris seufzte. »Er ist ein dunkler Magier. Wenn ich ihm gegenübertrete, bevor ich die Wächtermagie beherrsche, werde ich verlieren. Aber zuallererst warten die Wolfsrudel auf mich. Ich werde Sol bald verlassen.«

»Und dann?«

Der Feuerprinz zuckte mit den Achseln. »Vermutlich beginne ich damit, die Hinterlassenschaften des Feysirs zu beseitigen und die Palastruinen nach Büchern und Schriften zu durchsuchen, die mir irgendwie helfen könnten. Alleine in seinem Arbeitszimmer stapeln sie sich bis zur Decke. Leider lässt mein Vater Pelor nicht gehen, er wäre bestimmt eine große Hilfe. Außerdem merkt er sich alles, was er auch nur einmal gelesen hat. Er ist ein regelrechtes Genie.«

Außerdem wäre er die bessere Wahl für den Thron gewesen. Den letzten Gedanken sprach er besser nicht laut aus. Ansonsten würde er noch des Hochverrats bezichtigt werden - und das am Tag der Krönung.

Taris - Die Magie der ArtefakteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt