Kapitel 30a

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[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]


Eine violette Lichtsphäre breitete sich vom Amulett aus, das er um den Hals trug aus. Als Erstes umschloss sie den Pfeil nur drei Handbreit von Taris' Herzen entfernt. Doch der zerfiel nicht zu Asche wie beim Feuerling zuvor, sondern löste sich rückstandslos in der Magie auf.

Die Sphäre breite sich weiter aus. Mehrere Magier wichen erschrocken zurück. Angst loderte in ihren Augen. Für einen Moment befürchtete Taris, das Schicksal aller Anwesenden besiegelt zu haben.

Als hätte sie nur darauf gewartet, kroch die Kälte es Adhenoj über seine Arme. Sie umklammerte nicht nur Teile seines Körpers, sondern auch seiner Handlungsfähigkeit. Taris stockte der Atem, während ihm die Magie zu entgleiten drohte. Es fühlte sich so an, als stecke er mitten im Strudel eines Flusses während der Schneeschmelze, der ihn in eine andere Richtung zerren wollte, als er zu schwimmen bereit war.

Taris wehrte sich gegen den Sog in seinem Inneren und konzentrierte sich wieder auf sein Ziel: Leben zu retten. Die Magier zu schützen. Seine Freunde. Fugro. Loira.

In seinem Inneren griff er nach einem Felsblock am Ufer des reißenden Flusses. Die Fingerkuppen hakte er in die Vertiefungen der vom Wasser abgeschliffenen Kanten und zog sich hoch. Seine Armmuskeln protestierten und zitterten vor Kälte und Anstrengung. Stück für Stück zog er so seinen Körper höher.

Eine Welle der Erleichterung durchflutete ihn, als er sich sicher genug fühlte, mit einer Hand näher ans Ufer zu greifen. Er löste seine Finger aus den Vertiefungen und griff nach vor.

Da erfasste eine neue eisige Stromschnelle sein Inneres und drohte, ihn mit sich zu reißen.
Die violette Sphäre flackerte.

Nein!, schrie Taris in Gedanken. Er stemmte die Füße fest auf die Steinfliesen. Die Magie der Artefakte wütete in ihm und focht einen unerbittlichen Kampf gegen das Adhenoj. Letzteres wollte ihn daran hindern, Magie zu wirken. Sie hielt immer noch seinen inneren Feuerling, den Zugang zu seiner eigenen Kraft, gefangen.

Da erreichte ihn die Stimme der ehemaligen Wächterin: Die Magie der Artefakte entspringt nicht in dir. Sie wurde dir gegeben.

An diesen Gedanken geklammert drängte der Feuerprinz das Adhenoj an den Rand seines Bewusstseins zurück und zog sich aus den eisigen Fluten. Er konnte sich später mit den Folgen auseinandersetzen. Jetzt aber würde er sich nicht von uralter Magie überrollen lassen. Er musste Nabúr schützen und das Leben darauf bewahren. Als Wächter trug er den Schlüssel dazu in der Hand: die Magie der Artefakte.

Sofort zog sich die Kälte in seinem Körper zurück. Die Sphäre änderte ihre Farbe zu einem dunklen Violett, das binnen eines Wimpernschlags den gesamten Raum einnahm.

Stille folgte.

Taris hörte nichts als seinen eigenen Atem. Erneut sandte er die Botschaft der Magie aus: bewahren, nicht töten.

Muss ich noch etwas tun, von dem ich nichts weiß?, fragte er sich im Stillen und hoffte auf weitere Anweisungen.

Ein feiner Hauch, wie die Berührung einer Feder, strich über seine Wange. Es waren keine Worte, die ihn erreichten. Es war vielmehr ein Gefühl, das ihn leitete.

Verankere dich mit der Erde, schien es zu sagen. Streck deinen Geist aus, um dich mit dem zu verbinden, was unter dir liegt. Der Magie Nabúrs.

Der Feuerprinz atmete lange aus und schloss die Augen. Langsam ließ er sein Bewusstsein nach unten gleiten. Durch die Steinfliesen hindurch und in das Erdreich, das an den Ílean grenzte. Immer tiefer, bis er auf einen Raum geballter Magie traf. Der Quelle der Kraft, die er durch die Artefakte anvertraut bekommen hatte.

Taris - Die Magie der ArtefakteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt