[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]
Keiner widersprach ihm, obwohl ihnen allen das Unbehagen ins Gesicht geschrieben stand. Selbst die Witterung trug nicht dazu bei, das zu ändern. Gerade an ausgesetzten Stellen jagten immer wieder Windböen über sie hinweg und zwangen sie dazu, sich dicht ans Gelände zu drücken, um nicht fortgetragen zu werden. Erst nach mehreren Stunden auf kaum ausgetretenen Pfaden erreichten sie ein Felsenplateau. Ihr jüngstes Mitglied tänzelte geradezu über den festen Grund. Anscheinend habe nicht nur ich die Fänge der Toten gespürt, dachte Taris.
Während sich Raki, Asideya und Fynnlor zu einer Rast niederließen, gingen die anderen ein paar Schritte weiter. Vor ihnen lagen mit Kiefern bewachsene Berghänge, die von schroffen, kantig scharfen Felsscharten durchbrochen wurden. Es gab einen Weg, der in sanfteres Gelände führte, und einen unwirtlich anzusehenden Felspfad, der an beiden Seiten steil abfiel.
»Wir sollten diesen Weg gehen«, sagte Taris, während Hedlor gleichzeitig den anderen Weg vorschlug. Ihre Finger zeigten in unterschiedliche Richtungen.
»Ich bin für Taris' Weg.« Marel deutete auf den Felssteig zu ihrer Linken. »Ich kenne nicht viele Geschichten, die von Begegnungen mit den Wölfen des Nebelmeers erzählen. Aber alle haben einen saftig begrünten Weg gemeinsam, der zu einem Felsenbogen führt.«
»Dann bin ich überstimmt«, brummte Hedlor. »Aber wir sollten uns vermutlich bald um einen Platz für unser Nachtlager umsehen. Fynnlor scheint solche Wanderungen nicht gewohnt zu sein. Er ist ganz schön blass um die Nase und den letzten Stück des Weges ist er mehr gerutscht, als fest mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen.«
»Das habe ich auch beobachtet«, pflichtete ihm Taris bei. »Aber hier draußen sind wir zu sehr dem Wetter ausgesetzt.«
»Ich weiß nicht ob es eine gute Idee ist, im Nebelmeer zu übernachten«, gab Marel zu bedenken.
Taris kratzte sich am Hinterkopf und schenkte den Wolken über ihnen einen besorgten Blick. »Das werden wir nicht umgehen können. Die Frage ist nur, ob es besser ist noch am Waldrand ein Lager aufzuschlagen, oder so weit als möglich hineinzugehen.«
»Weder noch, wenn ihr mich nach meiner Meinung fragt.« Hedlor drehte sich zu den Anderen um. »Aber wir sollten es so schnell als möglich hinter uns bringen.«
Nach einer kurzen Stärkung weihten sie den Rest der Gefährten in ihre Pläne ein. Fynnlors Gesichtsfarbe nahm einen noch blasseren Ton um die Nase an, aber er beschwerte sich nicht. Stattdessen schwieg er - was noch ungewöhnlicher für ihn war.
Mit den ersten Regentropfen packten sie ihr Hab und Gut zusammen und setzten ihren Weg über die Berghänge fort. Sie erreichten gerade die ersten Bäume, als die Luft direkt vor ihnen an mehreren Stellen flimmerte. Noch bevor sie reagieren konnten, standen in dunkelgraue Mäntel gekleidete Krieger vor ihnen, die Waffen auf die Gefährten gerichtet.
»Nicht schon wieder«, entfuhr es Fynnlor kaum hörbar.
»Dieser Pfad ist nicht für Wanderer gedacht, also dreht um!«, befahl derjenige, der Taris am nächsten stand.
»Aber eben dieser ist es, der uns an unser Ziel bringen soll«, erwiderte der Feuerprinz und verlagerte sein Gewicht.
»Wir werden nicht umkehren«, unterstrich Hedlor die Aussage seines Gefährten.
»Dann bleibt uns keine Wahl, als euch mit unseren Waffen zu vertreiben.« Die Stimme des Kriegers klang ruhig, aber bestimmt. »Ihr könnt euch noch umentscheiden.«
»Nein danke«, erwiderte Hedlor uns zog sein Schwert.
Der Klang des Metalls rief in Taris die Versuchung wach, seine Magie zu gebrauchen. Es wäre ein leichtes gewesen, die feindlichen Krieger in eine Feuerwand zu stecken oder ihre Waffen so zum Glühen zu bringen, dass sie nutzlos gewesen wären. Aber schon alleine beim Gedanken an den Einsatz seiner Magie kühlten die Hände spürbar herunter. Überall dort, wo das Adhenoj schon durch die blaue Färbung sichtbar gewesen war, kribbelte die Haut als kletterten hunderte Käfer darüber. Sofort versuchte sich die Wut einen Weg an die Oberfläche zu bahnen, aber Taris drängte sie zurück. Im Moment gab es Wichtigeres – nämlich den dunkelgrau gekleideten Krieger, der soeben mit erhobener Klinge auf ihn zustürzte.
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Taris - Die Magie der Artefakte
FantasyWofür würdest du dich entscheiden, wenn das Schicksal des Kontinents mit in deinen Händen läge? Für eine Geheimmission voller Gefahren, um die Pläne des Feindes zu vereiteln? Oder für den Thron des mächtigsten Königreiches? Vor dieser Wahl steht der...