[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]
»Nein?«
»Das Artefakt hat eine essenzielle Bedeutung für unsere Familie und spielt eine wichtige Rolle während der Krönungszeremonie.« Sein Vater runzelte in einem fragenden Ausdruck die Stirne. »Eine der Prüfungen bestand darin, die Geschichte unseres Landes auswendig zu lernen, schon vergessen?«
»Und das erlernte Wissen macht dich Glauben, dass die verstaubten Artefakte von so großer Bedeutung sind?« Der König seufzte und klang mit einem Mal sehr müde. Wieder fragte sich der Prinz, was er vor ihm verheimlichte und sein Herz verknotete sich beim Gedanken an den Abschied, der wenige Tage zurücklag. Von der Zerbrechlichkeit seines Vaters fehlte jede Spur, aber warum war es ihm so wichtig, den Thron abzugeben? »Sie gehören zu unserer Geschichte und sollen die Magierfamilien an den Zusammenhalt der Königreiche und innerhalb der Familie erinnern, nichts weiter. Du solltest ab sofort wie der Führer des Volkes handeln und deine Zeit nicht mehr mit alten Märchenbüchern zu vergeuden.« Er wedelte in die Richtung des Buches, in dem Taris bis zu seinem Eintreffen gelesen hatte. Eine frühe Sammlung der Legenden von Nabúr.
»Ich handle wie jemand, der sich um sein Volk und alle Bewohner Nabúrs sorgt«, entgegnete der Prinz und hielt das Buch in die Höhe, sodass sein Vater die Skizze darin sehen konnte: dasselbe Symbol, wie es die Diebe im Tempel hinterlassen hatten. »Hier steht: Erheben sich die Schlangen zum Kampf werden Blitz und Donner nur die Vorboten einer Dunkelheit sein, die die neun Königreiche verschlingen wird. Vereint diese Macht die Artefakte, wird sie alle Magie vernichten und die Welt unterjochen. Nur der Zauber der Merá kann gemeinsam mit der Kraft der Königreiche über diese Finsternis siegen.«
Er wartete auf eine Reaktion seines Vaters, doch der starrte ihn nur finster an. »Ich verstehe zwar nicht, weshalb von neun und nicht von acht - wie es tatsächlicherweise ist - Königreichen die Rede ist und das Volk der Merá ist mir fremd«, fuhr er deshalb fort. »Aber Blitze zerrissen das Dach des Tempels und dienen dem Feind als Transportmittel! Keine der mir bekannten Magierfamilie beherrscht das Reisen direkt durch ihre Elemente. Dazu bedarf es Hilfsmitteln wie den Schilfmatten der Luftmagier. Und dieses Symbol«, er tippte mit den Fingern auf die Schlangen, »hast du in meinem Bericht bereits gesehen. Wir müssen die anderen Königreiche informieren!«
Sein Vater verzog das Gesicht, als hätte ihn Taris mit einer frisch gepflückten Zitrone von der Allee gefüttert, antwortete aber nicht. Hinter seiner Stirn schien es zu arbeiten, aber er presste die Lippen aufeinander, anstatt zu antworten.
Taris seufzte schwer und legte das Buch wieder neben sich auf den Tisch. »Ich habe mir das nicht ausgedacht, falls du mir das unterstellen möchtest.«
Sein Vater hob beschwichtigend die Hände. »Das fiele mir im Traum nicht ein. Abgesehen davon berichteten die Luftmagier, die euch abholten, von einem grün leuchtenden Symbol, das sie im Rauch der Trümmer allerdings nicht eindeutig identifizieren konnten. Was mich viel mehr interessiert: Woher hast du dieses Buch?«
Auf Taris' Gesicht trat das Lächeln eines Siebenjährigen. »Aus der Bibliothek.«
Die Augen des Herrschers verengten sich zu Schlitzen. »Dieses Buch gehört zu den Verbotenen. Und wie ich deinem Grinsen entnehme, weißt du das auch.«
Der spitzbübische Gesichtsausdruck verschwand aufgenblicklich aus seinem Gesicht. »Warum es verboten ist? Nein, das weiß ich auch nicht. Aber vielleicht könntest du mir eine befriedigende Antwort darauf geben - jetzt, wo ich kurz davor bin, den Thron zu besteigen?«
Die beiden Sol'schen Magier beäugten sich wie streunende Katzen, die überlegten, ob der Leckerbissen einen Kampf Wert rechtfertigte. »Woher hast du dieses Buch?«, fragte der König wieder.
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Taris - Die Magie der Artefakte
FantasíaWofür würdest du dich entscheiden, wenn das Schicksal des Kontinents mit in deinen Händen läge? Für eine Geheimmission voller Gefahren, um die Pläne des Feindes zu vereiteln? Oder für den Thron des mächtigsten Königreiches? Vor dieser Wahl steht der...