Epilog 2

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Fugro


Im Traum glitt Fugro über einen dichten Wald. Nebelschlieren zogen zwischen den Nadelbäumen und Laubbäumen umher. Sie wechselten einander ab, bis er zur weiten Fläche eines Sees kam.

Er kannte sowohl den Wald als auch den See: Das Nebelmeer. Der Ílean.

Er flog über Merá.

Anders als bei seinem Aufenthalt dort, spürte er nun, wie sich die Magie langsam wieder verteilte, als würde sie von einem verzauberten Schlaf erstehen. Selbst die Natur und die uralten Wesen, die darin hausten, fühlten, dass ein Merá auf ihrem Grund und Boden erwacht war. Dass die Wächterrolle ein weiteres Mal weitergegeben worden war.

In der Ferne, inmitten einer Ansammlung aus Baumriesen, die alles überragten, glitzerte die Magie sogar sichtbar vor seinen Augen. Alles bereitete sich auf seine Rückkehr vor. Auf die seines Gefährten.

Fugro flog dicht an den Palastruinen vorbei, schraubte sich in den Himmel und folgte einer Luftströmung quer über den Ílean. Ohne einem genauen Ziel zu folgen, ließ er sich von der Magie treiben, kam an geisterhaften Waldabschnitten vorbei und durchflog schließlich einen Canyon. Tosend donnerten die Wassermassen über das Gestein, in das sie sich seit dem Beginn Nabúrs schnitten. Er flog so dicht an das kühle Nass heran, dass einzelne Tropfen auf sein Gefieder spritzten und wie Perlen glitzerten.

Vor Freude laut zwitschernd schraubte sich der Feuerling wieder in die Höhe, bis hinauf zum Pass, der den Canyon überragte.

Sofort fühlte er sich beobachtet. Es war allerdings nicht schwer, das neugierige Augenpaar zu finden: Ein Wolf saß zwischen niedrigen Beerensträuchern, auf denen dunkelblaue und rote Früchte dicht an dicht hingen. Der Alpha.

Fugro landete vor ihm auf einem Fleckchen stoppeliger Wiese. Er blickte in die Augen des anderen Tieres und legte den Kopf schief.

Ein Sog ging von ihnen aus, der ihn aus seinem Körper heraus direkt in die Pupillen des Wolfes katapultierten. Es zog sein Bewusstsein nach unten, vorbei an den Beeren und hinein in die Erde. Immer tiefer drang er in die Gesteinsschichten vor, bis er schließlich tief unter der Erde in einer Höhle ankam.

Dunkelheit und Stille erfüllten den unterirdischen Raum. Weshalb hatte ihn der Wolf hierher geführt? Was sollte er sehen?

Ohne sein Zutun drang auf einmal Licht in die Höhle. Gerade so viel, dass der Feuerling schemenhafte Umrisse erkannte.

Einen Tisch. Eine riesige Truhe mit Deckel. Einen mit Schnitzereien verzierten Stuhl, auf dem eine gebeugte Gestalt saß.

Der Feuerling zuckte zurück und wünschte sich wieder in seinen Körper an die Oberfläche. Doch sein Bewusstsein blieb, wo es war.

Da durchbrach ein tiefer Atemzug die Stille und Fugro blickte plötzlich in Augen, so unergründlich wie die Magie Nabúrs selbst.


Taris - Die Magie der ArtefakteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt