[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]
Vor ihnen erhob sich eine Hütte. Der Duft von frisch geschlägertem Holz lag in der Luft und Reisig diente als Dach. Ihr frisches Grün verriet Taris, dass diese erst kürzlich dort angebracht worden sein mussten – oder aber dass Loira ihre Finger mit ihm Spiel hatte.
Im Inneren der Hütte knisterte ein Feuer. Rund um dieses standen Hocker in zwei Ovalen aufgereiht. Auf einem Großteil von ihnen saßen Magier, die Taris zum ersten Mal sah. Das gedämpfte Murmeln ihrer Gespräche erfüllte den Raum und sie beachteten die Ankömmlinge nicht sofort. Nur wenige Gesichter kamen dem Prinzen bekannt vor und noch weniger freie Plätze gab es. Loira wies ihm einen Platz neben dem einzigen Sessel, dicht am Feuer, zu. Sie selbst setzte sich auf die gegenüberliegende Seite.
Erst jetzt nahm Taris sich Zeit, sie ein wenig genauer anzusehen. Der bevorstehende Krieg schien sie verändert zu haben: Ihre rot-orangen Haare umspielten nicht wie bei ihrem letzten Besuch ihren Körper, sondern waren in einem Zopf nach hinten geflochten (natürlich mit einem Strang Efeu, der sich darin rankte). Anspannung zeigte sich in ihrem von Sommersprossen übersäten Gesicht und die eisblauen Augen huschten ruhelos durch die Hütte. Loira trug eine schlichte, dunkelgrüne Bluse und eine braungrüne Hose. In ihrem Gürtel steckten mehrere Dolche und sie strahlte etwas Gefährliches aus. Wie ein Skorpion mit erhobenem Stachel, dessen Stich einen als Sternenbild auf Nabúrs Himmel beförderte.
Taris sah in die Runde, traf aber wie außerhalb der Hütte nur fragend-vorsichtige Blicke. Die meisten wandten sich sofort von ihm ab, wenn er sie ansah. Sobald er in eine andere Richtung schaute, starrten sie ihn wieder an. Am liebsten hätte er sich die Haare gerauft, doch er beherzigte Loiras Rat, keine Schwäche zu zeigen. Sie musterten ihn ohnehin wie ein Rudel Wölfe, das sich nicht entscheiden konnte ob es ihn zerfetzen oder einfach nur ausstoßen sollte. Im Moment konnte er selbst nicht sagen, was die bessere Lösung für sie wäre – oder ihn.
Ohne seine Magie fühlte er sich zwischen all den Magiern nutzlos.
Die Cael beeinflussten das Wetter, indem sie Wolken mit dem Wind herbeirufen und sogar Orkane entstehen ließen.
Den Areles gehorchte das kleine Wasser – ihre Spezialität waren die Flüsse und Seen, die sie anschwellen oder austrocknen lassen konnten.
Die Terian lösten Erdbeben und Erdrutsche aus und konnten in fortgeschrittenem Stadium Risse im Boden heraufbeschwören.
Die Ignis beherrschten das innere Feuer. Nicht nur das unter der Erde, sondern in ihrer Perfektion auch die Gefühle von Menschen und Tieren.
Die Aura vermittelten Botschaften über den Wind. Nur wenige beherrschten ihre Magie bis zu Vollendung, wo sie über Leben oder Tod eines Lebewesens entschieden.
Die Eltrar befehligten das weite Wasser. Meere und riesige Seen bewegten sich nach ihrem Willen.
Die Iccórda päppelten Pflanzen auf und setzten Wurzeln und Schlingen bisweilen im Kampf ein.
Fehlten nur noch die Sol. Seine eigene Familie. Sie beherrschten das Feuer, die Flammen, die Glut und in krönender Ausübung konnten sie selbst das Herzensfeuer anderer Menschen beeinflussen. Letzteres hatte Taris noch nie versucht. Ihm missfiel der Gedanke, jemandes Herz für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen.
Von allen Familien schien zumindest ein Magier anwesend zu sein. Er komplettierte die Reihe der Königreiche. Aber was konnte er ohne seine Magie? Im Schwertkampf besiegte er fast jeden Gegner und im Nahkampf stellte er sich auch nicht so blöd an (wenn man dem Glauben schenken wollte, was sein Trainer sagte). Sobald allerdings Magie mit ihm Spiel wäre, würde ihm das herzlich wenig nützen.

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Taris - Die Magie der Artefakte
FantasiWofür würdest du dich entscheiden, wenn das Schicksal des Kontinents mit in deinen Händen läge? Für eine Geheimmission voller Gefahren, um die Pläne des Feindes zu vereiteln? Oder für den Thron des mächtigsten Königreiches? Vor dieser Wahl steht der...