Kapitel 18b

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[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]

Er wusste nicht, wie lange er in der gestaltlosen Schwärze umherirrte, als seine Hände den ersten festen Gegenstand zu fassen bekamen. Es blieb ebenso dunkel wie die Umgebung, also wusste der Feuerprinz nicht, was er da in Händen hielt. Es fühlte sich brüchig an, alt, verbraucht. Hat mich der Feysir in seinen verfallenen Palast gesperrt?

»Hallo?«, rief er. »Hört mich jemand?«

Keine Reaktion. Taris griff zu der Stelle, wo er den brüchigen Gegenstand herhatte und nahm den nächsten. Rund, weniger verbraucht. Mit einer harten Schale. Wo bin ich hier? Er drehte sich zur Seite und ging weiter. Er ärgerte sich, weil er auf die Falle des Feysirs hereingefallen war. Wer sonst hätte eine so stabile Verbindung zwischen ihm und Loira schaffen können? Hätte er die Verbindung sofort kappen sollen? Schon alleine der Gedanke daran versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. Ohne sie wären meine Finger vermutlich immer noch blau, sagte er zu sich selbst. Oder wollte er nur sein schlechtes Gewissen beruhigen?

Plötzlich packte ihn jemand an den Schultern. Taris fuhr herum und hob die beiden Gegenstände wie Waffen in die Höhe. Ein leises Säuseln drang an seine Ohren und er kniff die Augen zusammen, um sich besser darauf konzentrieren zu können. Ruft mich jemand?

Wieder ergriff ihn jemand an der Schulter. Feste, große Hände, wie die eines Riesen. Wie die von ... Marel?

»Prinz!«, hallte seine Stimme so laut durch seinen Geist, dass sie die ersten Fetzen der Schwärze vertrieb. »Taris! Wach auf!« Er rüttelte ihn an den Schultern. Nur langsam klärte sich sein Gesichtsfeld und er sah anfangs nur durch einen Tunnel auf das hinuntergebrannte Feuer in ihrem Lager. »Prinz!«, ertönte wieder die Stimme seines Gefährten und fegte damit auch den letzten Rest der Benommenheit aus seinem Geist.

»Marel«, flüsterte Taris benommen und blinzelte mehrmals. »Ich glaube, du kannst mich wieder loslassen.«

»Nur wenn du dich nicht weiter verstümmelst«, entgegnete dieser und nickte mit dem Kinn in Richtung seiner Hände. Der Feuerprinz blickte an sich hinab und sah die zwei Gegenstände, die er hielt. Es waren keine Mauerreste, sondern glutrote Holzstücke, die er aus dem Feuer genommen haben musste. Langsam ging er in die Knie, wobei Marels Hände von seinen Schultern glitten, und leget sie wieder an ihren Platz. Sein Gefährte schob ihn ohne Umschweife zurück auf seine Decke, wohl, um ihn vor weiteren Dummheiten zu bewahren. Taris ließ es geschehen und starrte nur auf seine Hände.

»Ihr seid mir ein Rätsel«, flüsterte Marel und setzte sich neben ihn. »Da kommt Eure Magie nicht zurück und ihr müsst sofort austesten, ob Euch die Flammen nun schaden.«
»So ... so war es nicht«, stammelte Taris. »Und lass die Hoheitsform! Wie kommst du auf einmal darauf, sie zu verwenden?«

Sein Gefährte zuckte mit den Achseln. »Es war das Einzige, worauf du reagiert hast. Was war es also, das dich zu solch einer Dummheit verleitet hat?«

Taris legte den Kopf in den Nacken und ließ sich einen Moment Zeit, um alle Geschehnisse der Nacht noch einmal Revue passieren zu lassen. »Loira. Oder besser gesagt der Feysir, der sie benutzte, um eine Verbindung zwischen uns aufzubauen. Er lässt nach mir suchen, foltert die Magier aber hat das Artefakt der Eltrar noch nicht gefunden.« Marel blickte in die Glut und hörte ihm aufmerksam zu. »Der einzige Grund, weshalb er meinen Aufenthaltsort nicht kennt, ist, weil das Adhenoj meine Magie unterbindet. Ich habe heute Nacht mehrmals versucht, den Feuervogel, der meine Magie verkörpert, zu befreien. Ohne Erfolg. Die eisige Barriere lässt sich mit Gewalt nicht niederreißen.«

»Spart euch die Wut für den Feysir auf. Ihr werdet sie vielleicht noch brauchen, um Loira aus seinen Fängen zu befreien.«

Loira. Schon beim Klang ihres Namens zuckte der Feuerprinz zusammen. Er hatte ihren geschundenen Körper gesehen und hinter ihr weitere, in Ketten gelegte Magier. Ohne es zu wollen, suchten sich plötzlich Tränen einen Weg in Taris' Augenwinkel. Er versuchte, sei wegzublinzeln, doch sie rannen ihm über die Wangen und sammelten sich an seinem Kinn. Er hatte seine Magie aufgegeben. Dadurch war es ihm nicht möglich, die Menschen, die er liebte, zu schützen. Woher wusste der Feysir, dass er von zu Hause geflohen war? Hatte er seine Schwester etwa auch in seiner Gewalt? Oder seine Brüder? War es ein Fehler gewesen, seine Feuermagie gegen eine einzelne Mission einzutauschen?

Taris - Die Magie der ArtefakteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt