[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]
Taris beugte sich zu seinem Schwert hinunter, das vor ihm auf dem Boden lag. Noch bevor er das Heft in Händen hielt, bohrten sich scharfe Zähne durch sein Gewand. Als würden zwei Männer gleichzeitig an ihm zerren, wurde er nach hinten bis zum nächsten Baum gerissen. Hart prallte er gegen die Borke und die Luft entwich schlagartig aus seinen Lungen. Noch während er nach Atem rang, drückte das Tier seinen Kiefer weiter zusammen. Aber es verletzte ihn nicht! Wie gefesselt saß der Feuerprinz gegen den Baumstamm gelehnt, während seine Waffen wenige Meter vor ihm lagen. Hilflosigkeit wollte in ihm aufsteigen, doch er biss die Zähne zusammen. Noch würde er sich nicht geschlagen geben!
Seinen Gefährten erging es nicht anders. Hedlor zappelte und erntete dafür ein warnendes Knurren vom Tier hinter sich. Fynnlors Gesichtsfarbe schien blasser als je zuvor, während Marel entspannt dasaß, wohl um seinem Angreifer keine Angriffsfläche zu bieten. Raki atmete viel zu schnell und starrte ins Feuer. Einzig Asideya griff langsam in ihr Gewand. Zumindest hat eine von uns nicht alle ihre Waffen abgelegt. Der Feuerprinz schalt sich dafür, mitten in Feindesland so unvorsichtig gewesen zu sein.
Plötzlich erregte etwas die Aufmerksamkeit der Südländerin. Taris folgte ihrem Blick. Hedlor sah sie alle der Reihe nach an – zumindest die, die darauf reagierten. In seinem Blick lag die Grimmigkeit des Jägers, der er war. Als er sich mit dem des Feuerprinzen kreuzte, brüllte er: »Jetzt!«
Taris stemmte sich in die Höhe und riss sich von seinem Aufpasser los. Das Tier reagierte zu langsam und erwischte nur seine Schulterknochen. Schmerz durchzuckte seinen Arm, als die Haut aufriss, aber der Feuerprinz ignorierte ihn, warf sich nach vorne und umklammerte das Heft seines Schwertes. Da packte ihn der Wolf am Fußgelenk und zerrte ihn zurück. Taris schlitterte über den weichen Waldboden und versuchte, sich aufzurichten. Es fühlte sich so an, als würde er mit voller Montur versuchen, gegen den Strom zu schwimmen. Er zieht mich aus dem Lichtkreis des Feuers!
Seine Schulter schmerzte höllisch, als er das Schwert mit beiden Händen fasste, sich mit einem Ruck aufrichtete und das Heft auf den Kopf des Tieres niedersausen ließ. Der Wolf winselte und ließ ihn erschrocken los. Zeit genug für den Feuerprinzen, um auf seine Beine zu kommen. Ohne nachzudenken, drehte er sich um und rannte die paar Meter zurück zur Lichtung. Er musste seinen Freunden helfen!
Asideya und Hedlor schienen es geschafft zu haben, sich ihre Aufpasser durch Verletzungen vom Leib zu halten. Blutrote Flecken blitzten an manchen Stellen der grauweißen Felle auf, die mit gefletschten Zähnen und gefährlichem Knurren eine Lücke in ihrer Verteidigung abwarteten. Marel und Fynnlor saßen nach wie vor an ihre Bäume gelehnt, während Raki verzweifelt mit Händen versuchte, sich seinen Wolf vom Leib zu halten. Taris stürmte zu ihm und zielte mit der Breitseite seines Schwertes auf dessen Kopf. Das Tier jaulte überrascht auf und taumelte ein paar Schritte zurück.
Taris fasste das Heft fester und erwartete einen Gegenangriff. Im Augenwinkel sah er, wie sich zwei weitere Wölfe von hinten an ihn heranpirschten. Ein irrwitziger Gedanke blitzte in ihm hoch. Fast hätte er ihn wieder verworfen, doch als alle drei Tiere gleichzeitig zum Sprung ansetzten, brüllte er: »Zurück!«
Plötzlich hielten alle Wölfe inne. Der Nordmann hinter ihm brüllte und Taris wirbelte herum. Mit hoch erhobenem Schwert stürmte der Nordmann auf das wilde Tier zu. »Nein! Hedlor, nicht!«, schrie der Feuerprinz. Doch es war schon zu spät. Die Klinge des Jägers sauste hinunter.
Und verfehlte ihr Ziel. Der Wolf hatte einen Satz zur Seite gemacht, starrte sein Gegenüber aus glänzenden Augen an und knurrte herausfordernd. Aber er brach abrupt ab und setzte sich auf seine Hinterläufe. Taris sah sich verwundert um. Die anderen Tiere taten es ihm gleich.
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Taris - Die Magie der Artefakte
FantasyWofür würdest du dich entscheiden, wenn das Schicksal des Kontinents mit in deinen Händen läge? Für eine Geheimmission voller Gefahren, um die Pläne des Feindes zu vereiteln? Oder für den Thron des mächtigsten Königreiches? Vor dieser Wahl steht der...