Kapitel 8b

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[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]

»Versammlung! Alle in die Versammlungshütte!«, schallte eine Stimme über das Trainingsfeld zu ihnen.

»Die Späher müssen zurück sein!«, jubelte Loira und stürmte los. Ohne zurückzublicken rief sie ihren Schülern Befehle zu und rannte weiter.

Taris verstaute seinen Bogen und den Köcher in einer Kiste und folgte den anderen. Ich bete, dass du Recht behältst, Loira.

Entgegen bisherigen Versammlungen hab es diesmal keinen freien Sitzplatz. Alle Bewohner des Lagers waren anwesend und dementsprechend voll die Hütte. Taris störte es nicht, dass er als einer der letzten kam und dadurch nur noch einen Stehplatz neben dem Eingang ergatterte.
Eine Spähergruppe von drei Leuten berichtete von einem ungewollten Kampf mit den Handlangern des Feysirs. Gute Krieger, die zwei ihrer Freunde niederstreckten, bevor sie selbst die Lande der Lebenden verlassen hatten.

»Einen von ihnen ließen wir lange genug am Leben, um ihn ausfragen zu können. Unter ihren Habseligkeiten fanden wir nicht nur Waffen und magische Gegenstände, sondern auch das hier!«, erzählte der größte unter ihnen theatralisch und hielt ein zusammengefaltetes Stück Papier in die Höhe. Wie zuvor beim Training auch durchzuckte Taris eine eiskalte Welle.

»Was ist das?«, riefen schon die jüngsten der Magier ungeduldig.

»Das ist unsere Fahrkarte zum Ende des Krieges«, verkündete der Späher und überreichte das Blatt feierlich dem König der Eltrar.

Der Feuerprinz kniff die Augen zusammen und beäugte die Karte, als Patissor sie aufschlug. Konnte es tatsächlich sein, dass der Feind so unvorsichtig war und eine Karte des geheimen Hauptquartiers mit sich herumtrug? Das wirkte viel zu einfach!

»Mit seinen letzten Atemzügen erzählte uns einer der ihren, dass diese Karte sie sicher durchs Nebelmeer geleiten würde. Dem kaum durchdringbaren Ring tief verborgen im Land der Merá, einem beinahe vergessenen Stück Nabúrs! Von dort aus zieht der Feysir seine Fäden, verteilt Aufträge an seine Handlanger und plant die nächsten Schritte, um uns alle zu unterjochen!«

Diesmal jubelten nicht nur die jungen Magier, während sich Taris keinen Millimeter rührte. Seine Augen ließen das Stück Papier nicht aus den Augen. Eine eigenartige Energie schien von ihm auszugehen, die die anderen entweder nicht wahrnahmen oder wegen des euphorischen Gefühls des Triumphs schlichtweg verdrängten.

»Lasst uns feiern!«, verkündete der König der Eltrar feierlich und die Menge. Die Anwesenden drängten sich an Taris vorbei ins Freie. Sie lachten und klopften sich gegenseitig auf die Schultern, während er den Blick nicht von der Karte ließ. Patissor selbst studierte sie mit zusammengekniffenen Augen. Als die Feiernden ihre lärmenden Ausrufe mit sich genommen hatten und sie alleine waren, stieß sich der Feuerprinz von der Wand ab.

»Ich dachte mir schon, dass du nicht mit den anderen ziehst«, sagte der König, ohne von dem Stück Papier aufzusehen. Nicht erinnerte mehr an seinen ausgelassenen Ausruf von vorhin. »Dein Misstrauen habe ich selbst durch die Glückswellen aller anderen gespürt.«

Er ist zum Teil ein Aura, schoss es Taris durch den Kopf und schalt sich dafür, diesen Umstand bislang außer Acht gelassen zu haben. Wofür hatte er so viel bei den Prüfungen zum Thronwechsel gelernt, wenn er das Wissen nicht weise einsetzte? Wenn ich nicht möchte, dass er meine Gefühle kennt, muss ich sie verschleiern. Aber geht das ohne Magie überhaupt?

»Keine Sorge, ich strecke nicht die ganze Zeit meine Fühler aus, um deine Gefühle zu kontrollieren. Dein Unbehagen dieser Karte gegenüber ist so groß, dass es nicht zu missachten war.«

Taris - Die Magie der ArtefakteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt