[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]
Alle erstarrten und blickten sich suchend um. Ein zweites, weiter entferntes Geräusch erklang, dann ein drittes, diesmal wieder ganz nahe. Hedlors Blick verhakte sich mit dem des Feuerprinzen und sie zogen in einem stummen Übereinkommen ihre Waffen. Da durchbrach der schuppenbesetzte Rücken einer schwarzen Kreatur die Wasseroberfläche und ein mit Stacheln besetzter Schwanz klatschte auf das Wasser. Zumindest wissen wir jetzt, womit wir es zu tun haben, dachte Taris bei sich und hielt den Schwertknauf fest umschlossen. Stille, die nur vom prasselnden Regen unterbrochen wurde, legte sich über die kleine Gruppe. Mit angehaltenem Atem blickten sie auf die Wasseroberfläche, als sich plötzlich drei längliche, schuppenbesetzte Köpfe aus dem Wasser schoben und sie aus grün leuchtenden Augen anstarrten. An ihren Kiefern baumelten dünne Fäden und aus den Nüstern ringelte sich Rauch in die Luft. Sobald dieser die Gefährten erreichte, rangen sie husten nach Luft.
Taris wusste nicht, ob drei Tiere oder nur eines unter ihnen im Wasser lauerte, doch für ihn lag ihr nächster Schritt auf der Hand: »Lauft!« So schnell sie ihre Beine trugen, schlitterten sie über die Holzbalken. Hedlor würde das Wesen zwar mit Pfeilen aus seiner Armbrust treffen können und Asideya mit ihren Dolchen. Aber was brächte ihnen das, wenn sie deren Anzahl nicht kannten?
Da schwankte der ganze Steg unter ihnen und Fynnlors Kreischen ließ den Feuerprinzen herumfahren. Schon glaubte er, der Rotgelockte wäre von den Balken gefallen, doch zu seinem Entsetzen durchbrach der Nordmann im nächsten Atemzug die dunkle Wasseroberfläche. Sofort brodelte es rund um ihn herum. Waren es riesige Schlangen? Drachenjunge? Uralte Wasserwesen? Egal, was sich da im Wasser schlängelte – es wollte Hedlor fressen. Oder zumindest töten.
Taris ließ sein Schwert zurück in die Scheide fahren. Von hier oben konnte er seinem Freund damit nicht helfen. Aber mit Magie! Er hob seine Hände und erzeugte einen Feuerball, den er nach dem ersten Kopf schoss, der sich aus dem Wasser hob. Doch anstelle eines kopfgroßen Geschosses erreichte nur eine Miniflamme das Geschöpf, die vor dessen Nasenspitze herumtänzelte. Der Kopf wandte sich dem Sol'schen Prinzen zu und ihm sank das Herz in die Hose. Es verengte die Augen zu Schlitzen und knurrte herausfordernd, bevor es sich wieder dem Nordmann zuwandte.
Dieser hatte die Ablenkung genutzt und versuchte, über den nächstbesten Pfeiler zurück auf den Steg zu klettern. Verzweifelt streckte er einen Arm nach oben. Marel lag flach auf den Planken und hielt ihm seine Hand hin. Nur noch eine Handbreite trennte die beiden voneinander, als ein Blitz im Wald hinter ihnen einschlug. Im nächsten Moment schnappte das Wesen nach dem Nordmann und zog es mit sich zurück in die Fluten.
Taris stieß einen Schrei der Verzweiflung aus, während der Holzfäller zurück auf die Knie kam. Er ließ das Wasser unter sich keinen Moment aus den Augen und knurrte: »Die haben wohl zu wenige Schlangenkrieger vorgesetzt bekommen.« Asideya stand mit gezückten Dolchen neben ihm, während sich Fynnlor etwas abseits – aber mit größtmöglichem Abstand zu den Rändern – zusammengekauert hatte.
Das Adhenoj verfluchend versuchte Taris, Verbindung mit seiner Magie aufzunehmen. Doch da erklang abermals ein lautes Klatschen aus größerer Entfernung. Alarmiert blickten sich die Freunde einen Moment lang an. Da kamen noch mehr! Hedlor blieb nicht mehr viel Zeit.
Endlich durchbrach der Nordmann die Wasseroberfläche, dicht gefolgt vom Kopf des Wesens. Asideya reagierte sofort und traf es mit einem ihrer Dolche. Mit einem Kreischen versank es wieder in den dunklen Wassermassen, doch nur um für die vier anderen Platz zu machen.
»Nabúr steh uns bei«, flüsterte Taris mit zittrigen Knien. »Jedes von ihnen möchte sich einen von uns holen.« Haare und Gewand klebten ihnen klitschnass am Leib, obwohl sie nicht im See um ihr Leben kämpften. Der Feuerprinz sah seine Freunde plötzlich wie durch einen Schleier, als wäre all dies nicht real und entspränge nur seiner Fantasie.
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Taris - Die Magie der Artefakte
FantasiaWofür würdest du dich entscheiden, wenn das Schicksal des Kontinents mit in deinen Händen läge? Für eine Geheimmission voller Gefahren, um die Pläne des Feindes zu vereiteln? Oder für den Thron des mächtigsten Königreiches? Vor dieser Wahl steht der...