[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]
Ein warmer Wind strich über Taris' Wange und lockte ihn aus seinem Schlaf. Er hörte Vögel zwitschern und ein leises Schnauben direkt neben sich. Was hat Fynnlor diesmal getan, um Hedlor zu ärgern?, fragte er sich im Stillen und wollte sich zur Seite drehen. Da stupste ihm etwas Warmes gegen die Wange. Das Schnauben erklang wieder.
Taris riss die Augen auf. Als Erstes sah er hellgraue Nüstern direkt vor seinem Gesicht. Sein Körper reagierte, noch bevor er darüber nachdenken konnte. Er rollte sich zur Seite und zog einen Dolch hervor, zielte auf die Höhe des Reiters und – hielt verwirrt inne. Das Tier stand vor ihm und blickte wohl genauso fragend drein wie der Prinz selbst.
Wie bist du hierher gekommen? Und wo sind die Anderen?
»Ich gehe ihn wecken«, ertönte Marels Stimme von außerhalb der umgestürzten Bäume, als hätte er seine Gedanken gehört. Im nächsten Moment schob er ein paar Äste zur Seite und blickte zwischen Taris und dem Pferd hin und her, bevor ein glucksendes Lachen aus ihm herausbrach. »Wenn du auf dem Tier reiten willst, solltest du dein Messer wieder wegstecken. Ihr seht beide aus, als hättet ihr einen Geist gesehen!«
Der Feuerprinz ließ den Dolch zurück in die Tasche gleiten und rappelte sich auf. Er zeigte dem Pferd seine leeren Hände und ging langsam einen Schritt auf ihn zu. Als es nicht zurückwich, streckte er eine Hand aus und tätschelte seinen Hals.
»Braves Tier. Wo bist du denn hergekommen?«, flüsterte er ihm zu und strich über den rotbraunen Rücken.
»Ich habe sie auf einer Wiese gefunden!« Raki stand plötzlich neben ihm. Der Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Es war niemand in der Nähe. Sie trugen weder Zaumzeug noch Sättel oder Markierungen! Komm, ich zeig dir die anderen!« Der Junge nahm Taris' Hand und zog ihn zwischen die Zweige hindurch zu ihren Gefährten. Er hatte gerade noch Zeit genug, um Rucksack und Decke zu schnappen. Das Pferd folgte ihnen willig und schob sich ohne Scheu zwischen den Zweigen hindurch.
Vor ihm standen plötzlich sechs weitere Pferde und alle blickten auf Raki. Der Junge wiederum lächelte stolz.
»Du bist wach. Gut. Dann lasst und aufbrechen«, sagte Hedlor und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
»Sollen wir die Pferde wirklich einfach so mitnehmen? Sie sehen alle gut ernährt und gepflegt aus und sind vermutlich während des Sturmes ausgebrochen. Sollte der Besitzer uns erwischen, wird er sicher nicht erfreut sein.« Taris blickte in die Gesichter seiner Gefährten, doch keiner schien ihm Antworten zu wollen.
Marel seufzte. »Mir gefällt es auch nicht, jemandes Tiere zu stehlen. Aber Raki beteuert, dass sie weder auf einer Koppel noch angebunden waren. Sollten wir den rechtmäßigen Besitzer finden, freut er sich vielleicht sogar, dass wir ihm seine kleine Herde zurückbringen. Und wenn wir bis dahin nur eine Stunde geritten sind, haben wir zumindest etwas Zeit gewonnen.«
Taris dachte einen Moment über die Worte seines Lehrers nach. Dann nickte er und Hedlor rief: »Na endlich!«, aus. »Kann ein Prinz reitend frühstücken? Und ohne Sattel reiten?« Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
Die rotbraune Stute, die ihn geweckt hatte, stupste ihn von hinten an. Taris drehte sich zu ihr und sie bewegte den Kopf, als würde sie nicken. Die sternförmige Blesse hob sich deutlich von der rotbraunen Färbung ab. Möchte sie, dass ich auf ihr reite? Sie nickte erneut und ihre dunklen, runden Augen lagen auf seinen. Er trat einen Schritt nach hinten, schulterte den Rucksack und legte seine Decke auf ihren Rücken. Ein geflüstertes »Danke«, verließ seine Lippen, er krallte seine Finger in ihre Mähne und saß mit einem Schwung auf.
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Taris - Die Magie der Artefakte
FantasyWofür würdest du dich entscheiden, wenn das Schicksal des Kontinents mit in deinen Händen läge? Für eine Geheimmission voller Gefahren, um die Pläne des Feindes zu vereiteln? Oder für den Thron des mächtigsten Königreiches? Vor dieser Wahl steht der...