Kapitel 28b

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Es weihnachtet sehr - zumindest bei mir zu Hause liegen seit heute Nacht ca 40cm Neuschnee :D
Und weil ichs geschafft habe, den ersten Band zu beenden und das Ende des Jahres vor der Tür steht, dürft ihr euch fortan auch über sonntägliche Veröffentlichungen freuen! Viel Spaß dabei - und wie immer: lasst mir gern ein Sternchen da, wenn es euch gefällt!
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[Kapitel werden aufgrund der Länge in a und b aufgeteilt]

Taris klammerte sich an die Kante des Steinbeckens vor ihm, dessen Flüssigkeit sich plötzlich drehte und einen Strudel in der Mitte bildete. Ein ohrenbetäubender Donner rollte über sie hinweg und im nächsten Moment zuckte der silbrig-weiße Schweif eines Blitzes über den violetten Himmel. Keinen Atemzug später krachte dieser durch das Loch im Dach des Tempels und explodierte im Becken.

Die Wucht der geballten Energie fegte den Feuerprinz von den Füßen und katapultierte ihn mehrere Meter in Richtung Eingang. Als er hart mit dem Kopf aufschlug, rieselten Gesteinsbrocken des Mauerwerks auf ihn nieder. Sterne tanzten vor seinen Augen und gleißende Schmerzen flammten in seinem Kopf und seiner Schulter auf.

Genauso schnell, wie diese Welt aus den Fugen geraten war, hielt die Zerstörung auch inne. Der Raum schwankte nicht länger, aber das Dach des Tempels und Teile der Wände waren eingebrochen. Von der steinernen Säule und dem Becken lagen nur noch klägliche Brocken radialstrahlig von der Mitte des Raumes ausgehend auf dem Boden. Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte sich Taris hoch.

Es sieht aus wie eine Sonne mit ihren Strahlen, schoss es ihm durch den Kopf, als er sich zum reglosen Körper der Wächterin vorarbeitete. Bei ihr angekommen stellte er erleichtert fest, dass sie noch atmete.

»Könnt ihr mich hören?«, fragte er leise und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Ihre Lider flackerten kurz, bevor sie sie erschrocken aufriss. Ungläubig musterte sie die Überreste des Tempels.

»Das hatte ich nicht beabsichtigt«, sagte sie schließlich und rappelte sich auf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht drückte sie eine Hand gegen ihre linke Seite und humpelte zur Mitte des Raumes. Wo zuvor das Steinbecken gestanden hatte, lag nur noch ein kleiner Brocken, der einer Schüssel glich. Sie enthielt das letzte Bisschen an Flüssigkeit, das die Zerstörung überlebt hatte. »Aber sie haben sich entschieden.«

»Sie?«, fragte Taris und besah sich die violette Flüssigkeit genauer. War die zuvor nicht durchsichtig gewesen?

»In diesem Raum hier, weilen die Seelen der Wächter der Artefakte. Als amtierende Wächterin bin ich mit ihrem kollektiven Bewusstsein verbunden. Nicht ich alleine entscheide, wer der nächste Wächter der Artefakte wird, sondern wir alle gemeinsam.«

Sie sagte es so feierlich, dass Taris überrascht die Luft anhielt. Der nächste Wächter der Artefakte? Und der soll ausgerechnet ich sein, wo ich bis vor wenigen Wochen die Existenz der Merá noch für eine Gute-Nacht-Geschichte für Kinder gehalten hatte?

Stöhnend sackte die Wächterin zur Seite. Der Feuerprinz konnte sie gerade noch auffangen und sank mit ihr gemeinsam auf den von Steinstaub übersäten Boden. »Ich habe nicht mehr viel Zeit«, presste die zwischen zwei Atemzügen hervor. Erst jetzt sah Taris den dunklen Fleck auf ihrem Mantel. Er wollte sie beruhigen und ihr aufmunternde Worte schenken, doch die Geschwindigkeit, mit der sich der Blutfleck vergrößerte, würde ihn einen Lügner strafen.

»Prinz des Sol«, stieß sie hervor und fasste seine Hand. Wenn sie damit nur seine volle Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, hatte sie es geschafft. »Jahrhunderte sind vergangen, seit ich mich in diesen Tempel zurückzog. Damals veranstalten die anderen magischen Familien Hetzjagden auf uns Merá und ich konnte meine Aufgabe als Wächterin nur dann weiterführen, wenn ich am Leben blieb.« Das hatte sie geschafft. Bis jetzt. »Ich wollte mir nicht ausmalen was geschehen wäre, wenn die Artefakte unbewacht gewesen wären. Das Kollektiv der Wächter prüft jeden Anwärter, doch ohne einen Ausführenden, wäre diese Prüfung nutzlos gewesen.« Sie schloss für einen Moment die Augen. Wenn es überhaupt möglich war, so war ihre Haut noch etwas Blasser geworden, während ihr Schweißperlen auf die Stirn traten.

Taris - Die Magie der ArtefakteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt