Kapitel 9

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Ich war bereit. Ich war sowas von bereit Charles Leclerc zu küssen, doch in diesem Moment platzte eine Frau herein und wir beide schreckten auseinander. Peinlich berührt räusperte ich mich und entschuldigte mich bei der Frau. Diese schien ebenso beschämt zu sein wie alle hier im Raum. „Viel Glück. Ich warte in deiner Box." Mit diesen Worten sprintete ich aus dem Zimmer und schmiss die Tür hinter mir zu. Verdammt! Ich atmete auf dem Flur erst einmal tief durch, um mein Herz wieder in normale Bahnen zu lenken. Dieses Wochenende nimmt Ausmaße an, die ich mir niemals hätte vorstellen können. Ich verließ das Motorhome und war mir sicher, dass ich kreidebleich war. Eine Leiche war gebräunt im Vergleich zu mir. „Hey, ich hab dich schon gesucht." Ich wollte gerade jeden sehen außer meinen bruder, der in seinem rennanzug auf mich zugejoggt kam. Ich setzte mein bestes Lächeln auf und versuchte nicht an den Fast-Kuss zu denken, aber das war schwerer als gedacht. „Bist du gleich bei Charles oder bei mir in der Box?" Ich musste überlegen, was ich Charles vorhin gesagt hatte. „Ich bin bei Charles jetzt und bei dir in der Box bin ich zum Qualifying, wenn das in Ordnung ist." Lando nickte und gab mir Bescheid, dass er wieder zurück musste. Ich wünschte ihm ganz viel Glück und beobachtete ihn, wie er zurücklief. Dieser Tag hatte schon anstrengend angefangen und er würde sie es aussieht so weitergehen.

In diesem Moment meldete sich mein Magen, aber nicht weil mir übel war, sondern weil ich allmählich Hunger bekam. Also suchte ich mir einen kleinen Essenstand, an dem ich mir ein Samdwich bestellte und dieses genüsslich aber schnell aufaß. Nun wurde es auch schon wieder Zeit zurück zu Ferrari zu gehen, weil in zehn Minuten das Training losgehen würde. Ich schlenderte das Paddock entlang, als ich auf einmal am Handgelenk gepackt und in einen kleinen ganz zwischen zwei Motorhomes gezogen wurde. „Sag mal geht's noch! Was fällt dir..." weiter konnte ich nicht schreien, weil mir der Mund zugehalten wurde. Ich blickte in zwei funkelnde blaue Augen und meine Angst verwandelte sich in Wut. Ich tat das einzige, was bei sowas immer half und streckte meine Zunge raus und leckte Max' Hand an, welche er dann, wie erwartet, angeekelt wegzog. „Du bist eklig." „Und du bist ein Psychopath. Was hast du erwartet? Dass ich das einfach akzeptiere, wenn du mir so auf die Pelle rückst?" Max wischte seine Hand an seinem Rennanzug ab und sah mich mit einem komischen Blick an, den ich nicht deuten konnte. Er kam wieder ziemlich nahe und sah abwechseln in meine Augen und auf meine Lippen. Dieses hin und her machte mich nervös. Genauso nervös wie ich vor einer halben Stunde bei Charles im Raum war. Was mache ich hier eigentlich? Gestern Abend fandest du meine Nähe aber sehr" er machte eine kurze Pause und schien zu überlegen, wie er den Satz beenden sollte. „Erregend." Ich rollte mit den Augen. „Es war Flaschendrehen. Bilde dir darauf bloß nichts ein. Ich finde dich alles andere als erregend." Auf Max Gesicht bildete sich auf einmal ein breites Grinsen. Ich war nun verunsichert, weil warum sollte er auf meine Antwort so grinsen. „Ich meine nicht den Kuss beim Flaschendrehen. Ich meine den Kuss auf der Toilette, als ich zwischen deinen Beinen stand und du auf dem Waschbecken gesessen hast und versuchen musstest nicht meinen Namen zu stöhnen, Süße." Ich riss meine Augen auf. Was hatte ich alles gestern Abend getan? „Soll ich dich nochmal dran erinnern, wie das war?" Ich schüttelte hastig mit dem Kopf, doch er kam bereits näher und stellte sein Bein zwischen meine, während er seine Hände an der Wand anlehnte. Somit war ich sozusagen gefangen und erneut machte mein Herz, was es wollte. Ich atmete viel zu schnell und Max bemerkte das. Es schien ihn glücklich zu mache, dass er meine ganzen Vitalzeichen außer Kontrolle brachte.

„Sicher, dass du das nicht wiederholen möchtest?", hauchte er gegen meine Lippen, was dafür sorgte, dass ich auf meine untere Lippe biss, um nicht ehrlich noch zu stöhnen. In diesem Moment kam mir Charles in den Kopf und auch Eric und ich räusperte mich, um den Kloß runterzuschlucken. „Ich glaube, dass DU derjenige bist, der das wiederholen möchte, aber ich habe kein Interesse. Auf Wiedersehen! Ich muss zu Charles in die Box." Als ich mich aus seinen Fängen befreien wollte, hielt er sanft mein Kinn fest und sah mich eindringlich an. „Du wirst auch irgendwann angekrochen kommen. Keine konnte bis jetzt bei mir nein sagen und du wirst nicht die erste sein." Er ließ mich los und ich entfernte mich schnellen Schrittes von ihm. Als ich aus diesem Gang rauskam, schien mir die Mittagssonne direkt ins Gesicht und ich bemerkte meinen Kater wieder, da der stechende Schmerz durch meinen Kopf schoss wie heute Morgen beim aufstehen. Was würde ich jetzt für mein Bett geben? Ich setzte mein schlendern von vorhin fort und verdrängte alle Ereignisse, die bis jetzt passiert waren und nahm neben dem Ingenieur von gestern platz, der mich freundlich begrüßte. Das Training ging los und ich stellte meine Fragen, die er mir geduldig alle beantwortete. Zwischendurch funkte er Charles an aber widmete sich danach wieder mir, wofür ich echt dankbar war, weil mich das ganze Geschehen ablenkte. Lando fuhr besser als gestern, aber ich unterdrückte dieses Mal meine Freudenschreie. Man lernt schließlich aus seinen Fehlern (außer ich bei Eric, daraus lerne ich nie). Das Model fuhr wieder in die Garage und stieg freudestrahlend aus. Anscheinend war es ein perfektes Training, wie mir der Ingenieur erklärt hatte,  wofür ich Charles beglückwünschte. Während er danach von Journalisten in Beschlag genommen wurde, ging ich wieder zu meinem Bruder und sprach ihm ebenfalls meine Glückwünsche aus, die er ebenso grinsen entgegen nahm wie Charles. Heute waren alle so glücklich.

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt