Kapitel 12

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Am nächsten Morgen öffnete ich meine Augen und fühlte mich wiedermal wie erschlagen. Mein Kopf brummte und meine Augen waren verquollen. Dieses Mal plagte mich jedoch keine Übelkeit, wofür ich sehr dankbar war. Ich stand stöhnend auf und watschelte ins Bad. Mein Spiegelbild mied ich konsequent, weil ich sonst wieder anfangen würde zu weinen. Die Dusche am Morgen war heißer als sonst, weil ich das schreckliche Gefühl von mir waschen wollte. Zusätzlich wollte ich die Berührungen von Eric von mir am liebsten mit Säure wegbekommen, aber es musste erst mal absurd heißes Wasser herhalten. Dieser Junge löste eine Gänsehaut aus, die das Gegenteil von der Gänsehaut war, die Charles am Tag zuvor bei mir ausgelöst hatte. Ich stieg aus der Dusche und mit mir kam eine Wasserdampfwolke, die das ganze Bad bedeckte und alles beschlagen ließ. Ich wischte mit meinem Handtuch nun eine kleine Fläche vom Spiegel frei, weil ich den zum stylen leider brauchte. Es war bestimmt besser als vor der Dusche, aber mein Aussehen war noch nicht akzeptabel. Es dauerte fast eine Dreiviertelstunde bis ich mit mir zufrieden war und man nicht sagen konnte, ob ich geweint hatte oder nicht. Mit einem Handtuch, um meinen Körper ging ich in mein Zimmer und suchte mir ein Outfit raus. Es sollte etwas sein, was das Gegenteil meiner Stimmung widerspiegelt. Also holte ich mein einziges Sommerkleid raus, das ich besaß. Es hatte dünne Träger, war mit Spitze übersät und weiß. Alles schrie emtweder Strandhochzeit oder dass ich eine Frohnatur bin, womit ich leben konnte. Hauptsache keiner fragt, ob etwas los ist.

Ich kam die Treppe runtergestapft und betrat die Küche, um etwas gegen meinem trockenen Hals zu tun. Meine Mama stand bereits am Herd und bereitete Rührei zu. Sie lächelte mich liebevoll an und fragte, ob ich etwas davon haben möchte. Ihr Blick bettelte darum, dass ich etwas davon essen solle, also konnte ich nicht nein sagen, obwohl mein Magen nicht gerade nach Essen schrie. Ich würgte es Stück für Stück runter bis Lando sich zu mir an den Tisch setzte und ich ihm meinen Teller rüberschob. Versteht mich nicht falsch. Es war unfassbar lecker, aber nach einer Trennung, die Beleidigungen und Verrat enthielt, war nicht der erste Gedanke, dass man Lust auf Rührei hatte. Unsere Mutter merkte nichts von meiner trüben Stimmung, sondern kümmerte sich an diesem Morgen um unseren Rennfahrer, was mir in die Karten spielte. „Viel Glück und fahr nicht zu schnell." Lando und ich schmunzelten über diese Aussage. Es war lieb gemeint, aber der Job besteht aus Geschwindigkeit. Aufgrund dieser Tatsache kam unsere Mutter nie mit zur Rennstrecke. Sie würde es nicht aushalten, dabei zuzuschauen, wie ihr Sohn sich in Lebensgefahr brachte.

„Wie gehts dir?", fragte mein Bruder vorsichtig, als würde ich ihm gleich den Kopf abreißen. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich freue mich auf Louisa." Mehr sagte ich nicht dazu. Sie würde direkt vom Flughafen zur Rennstrecke kommen, die nicht ganz so weit von diesem entfernt war. Wie die letzten Tage parkte Lando auf dem gleichen Parkplatz. Dieses Mal lief ich genervt an den Journalisten vorbei, ohne die eines Blickes zu würdigen. Zu meiner Überraschung zog mein Bruder seinen Pass hervor und hielt ihn vor den Scanner. Ich sah ihn mit großen Augen an. „Bist du krank? Muss ich mir Sorgen machen?" Er äffte mich lediglich nach, ging aber nicht auf meine Fragen ein. Ich mache mir jetzt ehrlich Sorgen. Das Wetter war wie bereits das ganze Wochenende herrlich und die Leute genossen es. Viele standen draußen vor den Restaurants und hatten sich Snacks geholt, die sie aßen, während sie sich von der Sonne bescheinen ließen. Andere versteckten sich vor dieser mit ihren Sonnenhüten, die mindesten 50 centimeter Durchmesser hatten. Alles in allem war die Stimmung ausgelassen, aber auch hektisch und aufgeregt. Das Hauptthema war Charles gegen Max, wie man von Journalisten manchmal raushören konnte. Die Meinungen waren gemischt. Manche behaupteten, dass Max mit Leichtigkeit gewinnen wird, andere räumten Charles große Chancen auf den Sieg ein. Für mich war klar, wem ich den Sieg wünschen würde. Der Schmerz in meiner Schulter, der hin und wieder auftauchte, zeigte, wen ich verlieren sehen wollte.

„Norris, bist du bereit?" Wenn man vom Teufel sprach. Max kam auf uns zu und wie gestern zwinkerte er mir kurz zu, was ich mit einem Augenrollen würdigte. Soll er von dem Abend halten, was er wolle, aber eine Wiederholung würde es nicht geben. „Immer. Wie sieht's bei dir aus? Charles ist dieses Wochenende sehr stark." Arrogant wie er nun mal war, zuckte er mit den Schultern. Arschloch. Ich mache mir um ihn Sorgen, wenn es so weit ist. Erst mal gehe ich davon aus, dass ich das gewinnen werde. Du jubelst doch sicherlich für mich, nicht wahr, Alana?" Mit dieser Frage wandte er sich zu mir. Ich konnte nur spöttisch schnauben. Daraufhin lachte er ebenfalls und klopfte meinem Bruder auf die Schulter. Sein Lachen hörte sich herablassend an. Ich wusste gar nicht, dass alles an einem Menschen arrogant sein konnte. Magst du ihn nicht?", fragte Lando, aber auch auf dieses Thema hatte ich keine Lust. Zum Glück kam meine Rettung des heutigen Tages und zog die Aufmerksamkeit meines Bruder komplett auf sich.

„Hey, mein Schatz. Schön, dass du hier bist." Die beiden gaben sich einen langen Kuss. Ich sah mir währenddessen die Wolken an. Ich hatte mich nach einem Jahr nun daran gewöhnt, dass meine beste Freundin und mein Bruder gewisse Sachen miteinander machen, aber beobachten musste ich das immer noch nicht.

Between Good And BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt